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746 Nr. 10. .STAHL UND EISEN.“ October 1887. Referate und kleinere Mittheil ungen. Grofse Plandrehbank. Eine eigenartige Plandrehbank zum Drehen von Theilen bis zu 10 m im Durchmesser und bis zu 2,5 m Breite ist kürzlich in der Fabrik von Ha nie 1 & Lueg in Düsseldorf-Grafenberg in Thätigkeit ge setzt worden. Die Drehbank ist, wie das beistehende Bildchen zeigt, entgegen der üblichen Anordnung, mit horizontal liegender Planscheibe, welche sich nur wenig über den Fufsboden der Werkstatt erhebt, aus geführt worden. Die Planscheibe bat 4 m Durch messer und wird in der Mitte durch einen Spurzapfen und nahe ihrem äufseren Umfang durch einen Gleitring getragen und geführt. Der Antrieb liegt unter der Planscheibe und ist mit Vermeidung von Schneckengetrieben, ausschliefslich durch Zahnräder bewerkstelligt. Der Spindelstock ist gleich dem einer gewöhnlichen grofsen Drehbank, und mit einem aus schaltbaren Rädervorgelege versehen. Die Ueber- setzung im Rädervorgelege ist bei eingeschaltetem Spindelstockvorgelege 1 : 500, bei ausgeschaltetem Spindelstockvorgelege noch 1:60. Die Antriebsriemen haben eine Breite von 180 mm. Der Werkzeughalter besteht zunächst aus einem verticalen Ständer, welcher auf der am Bankbett an gegossenen horizontalen Fufsplatte verschiebbar ist, und zwei Supportschlitten trägt. An diesem verticalen Ständer ist ein auf- und abschiebbarer horizontaler Arm angebracht, welcher seinerseits wieder zwei Supportschlitten trägt. Im ganzen können also bei entsprechenden Stücken 4 Werkzeuge gleichzeitig in Arbeit treten. Die Anstellung aller Supports erfolgt von der Planscheibe aus durch Kettenzug und Klink- werke. Der horizontale Supportarm ist rückwärts gegen eine passend aufgestellte starke Säule, durch eine schiebbare Zug- und Druckstütze abgestützt, und gegen jede Vibration gesichert. Beim Auf- und Ab spannen kann der horizontale Arm nach Lösung einiger Schrauben zur Seite gedreht werden, so dafs die Planscheibe ganz frei wird. Die Bank gestaltet, wie schon oben gesagt, bei 10 m Durchmesser eine Breite von 2,5 m für die zu bearbeitenden Stücke. Diese grofse Breite kann auf Bänken mit verticaler Planscheibe nur unter Zuhülfe- nähme eines Reitstockes und einer Hülfsachse gedreht werden, weil bei so grofser Breite der Stücke durch die grofse Entfernung des Schwerpunktes von der Planscheibe ein ruhiger Gang nur bei Benutzung obiger Hülfsmittel zu erzielen ist. Diese Mittel helfen aber auch nur bis zu dem, von der Spitzenhöhe über dem Bett bedingten gröfsten Durchmesser, weil die vor den Planscheiben angebrachten Gruben selten mehr wie 1 m Breite haben. Wollte man diese Bänke mit Gruben von 2,5 m Breite versehen, so würden dieselben, wegen der nothwendigen schweren und langen verschiebbaren Bänke für die Supports sehr viel theurer und schwerfälliger werden, als die Bank mit horizontaler Planscheibe. Die neue Drehbank ermöglicht es, Rillenscheiben mit 32 Rillen in einer Breite zu drehen, es ist daher ein Zerlegen der Scheiben in zwei parallele Hälften, wie es jetzt bei solchen Breiten üblich, des Drehens wegen nicht mehr nöthig. Die Anordnung bedingt einen wesentlich ruhigeren und besseren Gang als diejenige mit verticaler Planscheibe, und dies ermöglicht in Verbindung mit dem starken Vorgelege das Arbeiten mit mehr Stühlen und stärkeren Schnitten, also schnellere und billigere Arbeit. Das Gewicht des Stückes hilft hier