Volltext Seite (XML)
Die Kessel-Explosion in Friedenshütte." (Hierzu Blatt XXXI.) Das Hochofenwerk zu Friedenshütte, welches aus 4 Hochöfen besteht, hatte seine Dampf-Er zeugung in einem einzigen Kesselhause, welches 22 Dampfkessel von ganz gleicher Gonstruction und gleichen Dimensionen enthielt. Das Kesselhaus ist auf dem Plan, Blatt XXXI, in der Mitte dargestellt; die älteren Kessel tragen, von links an gezählt, die Nummer 1 — 20. Im vorigen Jahre wurde das Haus nach Norden verlängert, um noch für 3 Kessel Platz zu ge winnen, und wurden hier im Jahre 1887 zwei neue Kessel Nr. 22 und 23 aufgestellt, für einen dritten, Nr. 21, der noch aufgestellt werden sollte, blieb der Platz vorläufig leer. Sämmtliche Kessel sind von gleicher Gröfse und liegen alle dicht nebeneinander in einem Manerwerk. Oben vor den Dampfdomen liegt die gemeinschaftliche Dampfleitung; vorn unter dem Fufsboden die gemeinschaftliche Speiseleitung, bestehend aus zwei getrennten, aber vollständigen Rohrleitungen mit doppelten Absperr- und Rückschlagventilen versehen. In der Höhe des Mauerwerkes streckte sich der ganzen Länge nach vor den Feuern die Gasleitung hin, von welcher je 2 Zweigleitungen durch das Feuergeschränk der Gase über den Rost jedes einzelnen Kessels führten. Die Bauart der Kessel geht aus der im Mafsstabe von 1:250 dem Grundrifs-Plane bei gegebenen Skizze hervor; jeder derselben bestand aus einem Oberkessel von 12 555 mm Länge und 1570 mm lichtem Durchmesser und 2 Unter kesseln von 11 765 mm Länge bei 785 mm Weite. Der Oberkessel lag fast horizontal, während der linke Unterkessel von vorn nach hinten fiel und der rechte Unterkessel von vorn nach hinten anstieg. Das Speisewasser strömte gleichzeitig an den vorderen gleich hochliegenden Böden in beide Unterkessel ein. Die Verbindung dieser 3 Körper war ursprünglich nur durch einen horizontalen Stutzen vorn zwischen den beiden Unterkesseln hergestellt, während ein einziger verticaler Stutzen das hintere Ende des rechten Unterkessels mit dem Oberkessel verband. Die Anordnung, die fast gänzlich nach dem * Der Aufsatz ist ein Auszug aus einem vom Schlesischen Verein verfafsten und für die Zeitschrift des Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine bestimmten Bericht, von welchem die Redaction der genannten Zeitschrift uns einen Bürstenabzug gütigst zur Verfügung gestellt hat. Der Quelle, aus der wir schöpfen, sind aufser der Tafel, welche den Grund rifs der Hütte wiedergiebt, noch zwei weitere Tafeln beigefügt, welche Bilder der durch Dampfexplosion zertrümmerten Kessel und der zerstörten Anlagen enthält. Die Ded. Princip der Gegenströmung getroffen war, wurde, als sich Ende der 70er Jahre herausstellte, dafs die rasche Strömung von Dampf und Wasser die Stutzen und die angrenzenden Bleche zu stark angriff, insofern abgeändert, als man den linken Unterkessel durch zwei neue Stutzen mit dem Oberkessel direct verband und dem rechten Unterkessel noch einen zweiten Verbindungs stutzen bis nach dem Oberkessel gab. Die Spei sung blieb, wie sie gewesen war, vorn und gab ihr Wasser in beide Unterkessel gleichmäfsig ab; auch die vordere horizontale Verbindung beider Kessel blieb unberührt — die Kesselkörper waren alle, mit gewöhnlicher Ueberlappung, einfach ge nietet, die Verbindungsstutzen gebörtelt und direct an die Mäntel angenietet, die Böden sämmtlich gewölbt, in die Mäntel eingeschoben und eben falls einfach genietet. Die Lage des Wasserstandsvorkopfes, des Domes u. s. w. geht aus der Skizze hervor. Die Oberkessel bestanden aus 11 Trommeln, deren jede aus einer oberen und einer unteren Platte zusammengesetzt war; diese Trommeln waren conisch und so ineinander gesteckt, dafs die Flamme nicht gegen die Kante derselben schlug. Die Mäntel der Unterkessel setzten sich aus 10 Schüssen, aus je einem Blech, zusammen; bei beiden waren die Längsnähte in gewöhn licher Weise gegeneinander versetzt. Die Kessel besafsen je 3 Mannlöcher, 1 oberes auf dem 6. Schufs des Oberkessels und je eines an den beiden Vorderböden der Unterkessel. Die Goncessionsspannung sämmtlicher Kessel betrug fünf Atmosphären, dementsprechend hatten die Bleche im Mantel der Oberkessel 13 mm, im Unterkessel 8 mm, in den Verbindungs stutzen und im Dom 11 mm Stärke; die Bleche der Böden waren beim Oberkessel 16 mm, beim Unterkessel und Dom 13 mm stark. — Alle Bleche waren ursprünglich von Schweifseisen. Bei den mehrfach vorgenommenen Repara turen wurden bis zum Jahre 1886 Schweifseisen platten aus Borsigwerk und Königshütte, als Feuerplatten eingesetzt. Alle im Jahre 1886/87 dagegen eingesetzen Feuerplatten sind aus Thomas- Flufseisen, eigenes Fabricat der Friedenshütte. Die wasserbespülte Heizfläche jedes Kessels betrug 95 qm, bei 3,53 qm Rostfläche; dabei hatte der Kessel einen Wasserinhalt von 31, einen Dampfraum von 5,3 cbm. Die Ausrüstung war die gewöhnliche; sie bestand aus einem Wasserstandsglas mit 2 Probir- hähnen, Manometer und Controlflansch, ferner