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718 Nr. 10. STAHL UND EISEN.“ Die Leeds Forge Company, Lim., führt uns eine Reihe Wellrohre nach dem Foxschen Patente vor. Die Bolton Steel Company, Lim., zeigt als Neuigkeit den sogenannten fire proof steel, d. h. etwa in Form eines Doppel-Z gewalzten, trog förmigen Stabstahl, der zur Herstellung feuersicherer Decken benutzt werden soll. Einebemerkenswerthe Ausstellung in Stahlrohren mit und ohne Kupfer haut finden wir bei Howell & Co.; in aufser- ordentlich gelungener Ausführung führt sie uns die Anlauffarben an Stahlbrüchen, vom lichten Gelb bis zum dunklen Violett, in 10 verschiedenen Farben vor. Die Aufeinanderfolge ist eine tadel los gelungene und sah der Berichterstatter niemals vorher eine ähnlich gute. Es würde unsere Aufgabe an dieser Stelle überschreiten heifsen, wenn wir uns noch weiter auf die Einzelheiten der Ausstellung einlassen wollten, dem ihr eingangs gespendeten Lobe über die allgemeine Anordnung wollen wir nur zufügen, dafs dasselbe auch für die meisten der einzelnen Ausstellungen gilt. Von einer Ausstellungsmüdigkeit war daselbst nichts zu merken, es wurde dem Berichterstatter im Gegentheil von Firmen, welche aufserhalb des eigentlichen Ausstellungsdistrictes lagen, ge klagt, dafs es ihnen unmöglich gewesen wäre, einen Platz in der Ausstellung zu erringen. — Hat der Besucher sich in den Räumen der Ausstellung, welche von ungefähr gleichem Um fange ist, wie die vor 4 Jahren in Amsterdam stattgehabte internationale Ausstellung war, müde gesehen, so kann er die gewünschte Erholung in den anstofsenden reizenden Anlagen bei den Klän gen einer ungarischen Kapelle suchen, oder durch einen Spaziergang in „Old Manchester and Salford“ die gewünschte Abwechselung sich verschaffen. Letztgenannte Veranstaltung, eine wohlgelungene Nachahmung eines Stadtviertels in der Beschaffen heit, wie dasselbe vor etwa einem Viertel-Jahr tausend gewesen ist, beweist, dafs die Vorliebe, welche uns Deutsche seit einiger Zeit für das Mittelalterliche ergriffen hat, auch in England modern geworden ist. Man erblickt einen Theil der ehemaligen Stadt in wirklicher Gröfse mit Festungszinnen, Thürmen und Wällen; in den niedlichen Häusern im Tudorstile sind die ver schiedenen Gewerbe, wie Buchdrucker, Seiden weber, Goldschläger u. s. w. in entsprechender Tracht in voller Ausübung ihres Berufs begriffen. Was noch an alterthümlichen Gegenständen in beiden Städten vorhanden ist, scheint redlich von allen Seiten herbeigeschleppt worden zu sein. Von der bekannten Firma Gallowey & Go. ist im Garten eine grofse Wasserkunst angelegt, die des Abends bei elektrischer Beleuchtung, mit welcher übrigens die ganze Ausstellung versehen ist, ein feenhaftes Schauspiel bietet. Endlich ist dem Besucher der Ausstellung auch noch eine Gemäldegallerie geboten, welche das Beste an Bildern enthält, was in den letzten fünf Jahrzehnten in England überhaupt gemalt worden ist. Die Ausstellung ist geeignet, dem Beschauer eine sehr hohe Meinung von der englischen Kunst beizubringen. — Am Abend wurden die Theilnehmer des Meeting durch eine in der Town-Hall seitens des Oberbürgermeisters der Stadt geleitete „Conver- sazione" vereinigt, an welcher auch Damen theil nahmen. Man sah sich, unterhielt sich und ging. Am folgenden Tage wurden um 10 Uhr die Verhandlungen in Owens College wieder aufge nommen. Nachdem man die am vorhergehenden Tage abgebrochene Besprechung des Befischen Vortrages zu Ende geführt hatte, hielt J. W. Wailes einen Vortrag über den basischen Flamm- ofen-Procefs. Während bei der sauren Stahlbe reitung die Gebiete, welche einerseits das im Con verter erblasene und andererseits das im Flamm ofen hergestellte Product je für sich behaupten, gegenwärtig ziemlich scharf abgegrenzt sind, ist dies bei dem basischen Verfahren nicht der Fall. Bisher hat man sich in England überhaupt im allgemeinen auf den basischen Converterbetrieb beschränkt, der Vortragende ist indessen der Meinung, dafs gerade dem basischen Flammofen- Procefs in England eine sehr grofse Zukunft bevorstehe. Die Anlage, zu deren Beschreibung der Vor tragende alsdann übergeht, ist in den Grundzügen dieselbe, wie sie von Dicks und Riley auf dem vorigen Meeting in Chester beschrieben worden ist. Der eigentliche Ofen ist von den Wärme speichern und dem Verbrennungsraume voll ständig getrer nt construirt und nur durch Röhren mit denselben verbunden. Es ist bei der immer hin zarten Behandlung, welche das basische Material erfordert, gerade bei einer basischen Zustellung überaus wichtig, dafs der Schmelz- herd von allen Seiten gleich zugänglich ist. Als Einsatz für den Ofen nimmt Wailes Schlacken roheisen mit 1,5 % Schwefel, 3,75 % Phos phor und 20 % gewöhnliche Stahl- oder Eisen abfälle; das fertige Product ist, wie damit vor genommene Proben erwiesen haben, ein vorzüglich weiches Flufseisen. Redner beschreibt dann in drei Abtheilungen die Anlage selbst, den Betrieb und berichtet über die Gröfse und Beschaffenheit der Erzeugung. Wir behalten uns vor, die vorge legten Zeichnungen, welche einige Verbesserungen gegenüber den früheren enthielten, die Beschreibung und die dann folgende lebhafte Besprechung in einer unserer nächsten Ausgaben ausführlicher zu behandeln. Nachmittags ging die Gesellschaft auseinander, um je nach persönlichem Wunsche die eine oder die andere der von ihren Besitzern bereit willigst geöffneten gröfseren Maschinenfabriken