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V ereins-Nachrichten. Nordwestliche Gruppe desVereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller. Protokoll über die Vorstandssitzung am 15. November im Restaurant Thürnagel zu Düsseldorf. Anwesend die Herren: Director Servaes, Generaldirector Brauns, Director Frank, Geheimrath Jencke, Commerzien- rath Kreutz, Commerzienrath H. Lueg, Dr. Rentzsch und der Geschäftsführer Dr. Beumer. Entschuldigt hatten sich die Herren : Generaldirector Lueg, Geheimrath Baare, L. Haniel, Commerzienrath Weyland, H. Ho- brecker, R. Poensgen und Boecking. Die Tagesordnung war wie folgt festgesetzt: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Moselkanalisirung. 3. Die auf der Tagesordnung der Vorstandsver- Sammlung des Hauptvereins für den 22. Novbr. er. stehenden Gegenstände. Die Sitzung wurde um 111/2 Uhr Morgens durch den Vorsitzenden, Hrn. Director Servaes, eröffnet. ad. 1 wurde beschlossen, die Wahl des Herrn Direetor Ottermann zum stellvertretenden Mitgliede des Bezirkseisenbahnraths Hannover dem Herrn Oberpräsidenten v. Hagemeister mitzutheilen. Es wurde ferner Kenntnifs genommen von dem seitens der Direction der Nieder).-Rhein. Eisenbahngesellschaft zu Utrecht eingesandten Ausnahmetarif/ für die Beförderung von Roheisen aller Art in Masseln (Broden), oder Prismen, Luppen von Schweifseisen und Schweifsstahl zur Ausfuhr nach den Nieder landen. Ferner kamen zwei vertrauliche Schreiben des „Centralverbandes Deutscher Industrieller« zur Verlesung. ad. 2 wurde beschlossen, an den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Excellenz v. Bardeleben, die er gebenste Anfrage zu richten, ob nicht auch die »Nordwestliche Gruppe« bei der seitens des Mini steriums der öffentlichen Arbeiten angeordneten Enquete betreffs der Moselkanalisirung zur gutachtlichen Aeufserung herangezogen werden solle. ad. 3 war der Vorstand der Ansicht, dafs be treffs der Frage der Alters- und Invaliden versorgung der Arbeiter in jedem Falle die Vorlage des Gesetzentwurfes abgewartet werden müsse, bevor man irgendwelche Stellung zu diesem Gegenstände nehme; dafs eine Nothwendidkeit zu einer Warrant gesetzgebung seitens der Eisenindustrie nicht an erkannt werden könne, ein Warrantgesetz vielmehr unter Umständen als schädlich erachtet werden müsse; dafs eine Erweiterung der Aufgaben dei Berufsgenossenschaften, namentlich durch Her anziehung zur Erstattung von Gutachten auf dem Gebiete wirthschaftlicher Fragen nicht zu erstreben sei, weil einerseits ein gesetzliches Mandat dazu für dieselben nicht Vorhanden, andererseits durch eine derartige Thätigkeit der Unfriede in dieselben hinein- | getragen werde; dafs die Beschickung der Industrieaus- I Stellung in Melbourne dem Ermessen der einzelnen Werke überlassen werden müsse; dafs die Frage der ausschliefslichen Ver wendung von deutschen Marken (Firmen ¬ bezeichnung, Etiquetten) auf deutschen Waaren durch einen seitens des Geschäftsführers der Nordwestl. Gruppe veröffentlichten Artikel in »Stahl und Eisen« für die Gruppe als erledigt zu betrachten; dafs endlich die Frage der Einrichtung einer Stabeisenstatistik in der Vorstandssitzung des Hauptvereins am 22. er. weiter zu erörtern sei. Da Sonstiges nicht zu verhandeln, wurde die Sitzung um 21/2 Uhr Nachmittags durch den Vor sitzenden geschlossen. Gez. Ä. Servaes, Dr. Beumer, Vorsitzender. Geschäftsführer. Verein deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller. Am 22. Nov. d. J. fand im Restaurant Julitz in Berlin eine Vorstandssitzung des Vereins deutscher Eisen-, und Stahl-Industrieller statt. Indem wir uns die Veröffentlichung eines ausführlichen Protokolls über die Sitzung vorbehalten, geben wir heute einen kurzen Ueberblick über die wichtigeren Verhandlungen. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegen heiten ergriff Hr. Generaldirector Lueg- Gutehoffnungs- hütte als Referent das Wort zu der Frage des W ar r an tge setze's. Der Referent führte aus, dafs das Warrantsystem in England zu einer Speculation im Eisengeschäft ge führt habe, welche fast alle Bevölkerungskreise in un gesundester Weise erfafste. Die durch das Warrant system erleichterte Beleihung von Waaren würde auch bei uns, ganz besonders bei der Roheisenerzeugung, zu einer Ueberproduction führen, unter welcher die Eisen- und Stahlindustrie schwer zu leiden haben würde. Es sei dies mit um so gröfserer Sicherheit zu erwarten, als die Natur des Hochofenbetriebes es schon an sich sehr erschwere, diesen den wechseln den Bedürfnissen der schwankenden Conjuncturen an zupassen. Würde die Beleihung erleichtert werden, so sei zu erwarten, dafs bei sinkender Gonjunctur die Production unverändert fortgesetzt und dann das ge- sammte Eisen- und Stahlgeschäft schwer geschädigt werden würde. Dasselbe Verhältnifs werde sich auch in bezug auf die Fabricate herausstellen, was nicht weniger eine Benachtheiligung der Eisen- und Stahl industrie mit sich bringen müfste. Er sei deshalb der Ueberzeugung, dafs diese Industrie Veranlassung habe, sich gegen den Erlafs eines Warrantgesetzes auszu sprechen. Nach eingehender Discussion wurde folgende Re solution angenommen: „Der Verein spricht seine Ansicht dahin aus, dafs die Eisen- und Stahlindustrie an der Emani- rung eines Warrantgesetzes kein Interesse hat und die eventuelle Anwendung desselben auf ihre Er zeugnisse für schädlich hält. Er beschliefst, eine entsprechende motivirte Eingabe an den Hrn. Reichs kanzler zu richten.“ Hierauf referirte Hr. Geh. Finanzrath Jencke- Essen über die „Erweiterung d e r Auf gäbe n der Berufsgenossenschaften“. Der Referent nimmt darauf Bezug, dafs im Reichstage sowohl, als auf dem am 27. Juni d. J. in Frankfurt a. M. abgehaltenen Genossenschaftstage, als auch sonst vielfach das Be streben zum Ausdruck gelangt sei, den Genossen schaften weitergehende Aufgaben und Befugnisse in technischer, wirthschaftlicher, socialer und politischer X1I.7 9