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Die Entwerthung des Rubels hat die Ausfuhr von Weizen, Gerste, Hafer und Mais erleichtert; wenn aber der Eingangszoll hierauf in Deutschland in der Weise erhöht wird, wie dies vom deutschen Land- wirthschaftsrath befürwortet worden ist, so entsteht die Frage, wohin die landwirthschaftlichen Erzeug nisse des russischen Reiches abfliefsen sollen. Infolge der hohen Abgaben, welche Rufsland bei der Einfuhr fremder Waaren erhebt, müssen die internationalen Handelsbeziehungen nothwendigerweise abnehmen. England, welches ein starker Verbraucher von fremdem Getreide ist, da seine heimische Production nicht genügt, findet es viel vortheilhafter, sich in Indien, Australien und Ganada zu versorgen, weil es dort mit den Erzeugnissen seiner Industrie bezahlen kann; Oesterreich-Ungarn ist selbst ein Ausfuhrland für Getreide; in Frankreich macht man grofse An strengungen, die Landwirthschaft zu heben, und ist man daselbst kaum auf die Einfuhr fremden Getreides angewiesen, wenn die Ernte des Landes einigermafsen gut ausfällt. Die Absatzgebiete sind demnach für das russische Getreide nicht sehr zahlreich, zumal dem selben die landwirthschaftlichen Erzeugnisse aus In dien, den Vereinigten Staaten und seit einiger Zeit auch aus Argentinien gegenübertreten, alles Länder, welche als Gegenleistung für diese Ausfuhr europäische Waaren einführen können. Obgleich die Lage gemäfs der obigen Ziffern gegenwärtig ja befriedigend erscheint, bietet sie trotz dem ernsthafte Gefahren, denn die Ausfuhr kann sich nicht weiter entwickeln, höchstens sich auf dem jetzigen Punkte erhalten, aber auch stets nur auf Kosten einer Entwerthung des Papierrubels an den europäischen Börsen. Nun wird hierdurch aber das ganze Reich getroffen und besonders der Staatsschatz, welcher zahlreiche in Gold zahlbare Verbindlichkeiten eingegangen ist. Diese Lage ist auf das übertriebene schutzzöllnerische System zurückzuführen, welches das russische Reich angenommen hat, und die Wir kung der Zölle, welche einem Verbot der Einfuhr gleichbedeutend sind, wird fühlbar; so ergiebt die Tabelle über die Einfuhr folgende Zahlen: Januar bis August Januar bis August 1887. 1886. Nahrungsmittel . . Rubel 32 134 000 55 250 000 Rohstoffe f. gewerb liche Zwecke ... „ Thiere „ Fabricationswaaren . „ in Summa: Rub 141 020 000 148 512 000 262 000 352 000 36 103 000 44 801 000 209 519 000 248 915 000 also Minder-Einfuhr in 1887: Rubel 39 396 000. Die Einführung ausländischer Waare nach Rufs land wird gegenstandslos; so hat an Minder-Abgaben in dem Zeitraum von Januar bis Ende August zu verzeichnen: Roheisen 1 250 000 Rubel, Schienen 1 168 000 Rubel, Stahl 669 000 Rubel, Rohmetalle 4 901 000 Rubel, Eisen- und Stahlwaaren 1 298 000 Rubel, Maschinen 261 000 Rubel; das heifst also, dieser eine Industriezweig allein hat eine Verminde rung in der Einfuhr von 91/2 Millionen Rubel in acht Monaten zu verzeichnen. Dafs dies nicht anders sein kann, gehl aus einfachen Berechnungen hervor (welche wir in letzter Nummer mitgetheilt haben). Es ist bekannt, dafs die russische Regierung, nach dem Vorbilde der Vereinigten Staaten und neuer dings auch Italiens handelnd, sich eine nationale In dustrie schaffen will; jedoch ist nicht zu vergessen, dafs dort die Grundlagen nicht dieselben sind. Wenn die Erzeugnisse einer ausländischen Industrie mit 10 bis 15, ja selbst 20 % ihres Werthes belegt werden, so kann der verfolgte Zweck Berechtigung haben; dafs den heimischen Hüttenwerken gewisse Vortheile bewilligt werden, läfst man sich auch noch gefallen, dafs man aber in Rufsland eine Waare dreimal so hoch als auf unseren Märkten bezahlen mufs, heifst doch über das Ziel hinaus schiefsen. Man geht in diesem Beschützungssystem sogar noch weiter: die Aus schliefsung erstreckt sich nicht nur auf die Waaren, sondern auch auf die Menschen; man will nicht allein anstreben, dafs das russische Volk nur im Lande selbst erzeugte Waaren verbraucht, sondern geht so weit, zu verlangen, dafs die Hüttenwerke, Fabriken und Unternehmungen aller Art ausschliefslich durch Einheimische geleitet werden. Ohne Zweifel sind viele an Specialkenntnissen reiche Leute nach Rufs land eingewandert, wir kennen dort Ingenieure, deren Verdienste auch aufserhalb ihres Vaterlandes hoch geschätzt werden; ist es aber nicht zu weit gegangen, den Fremden jede Einmischung zu versagen? Wenn dieses Verbot fortdauern wird, so mufs auch Rufs land auf jede Hülfe fremden Kapitals zweifellos ver zichten. Besitzt nun das russische Reich genug Geld und Menschen, um mit eigenen Kräften das ausgedehnte Eisenbahnnetz, welches es geplant hat, die Instand setzung seiner Häfen und Eröffnung von Werften zu vollführen, um sich die mächtigen Hülfsmittel, auf welche es rechnet, zu verschaffen? In der Beant wortung dieser zweiten Frage liegt auch die Antwort auf die erste Frage.“ Socit John Cockerill, Seraing. Der diesjährige Geschäftsbericht, welcher der Generalversammlung vom 26. October vorgelegt wurde, ist von dem Delegirten des Verwaltungsrathes, Gh- D eil oy e-Matt hi e u. erstattet, weil der neue Ge neraldirector, Adolph Greiner, seinen Posten erst am 1. Juli d. J. angetreten hat, während Eug. Sa. doine bekanntlich schon anfangs November v. J. zurückgetreten war. Nach dem Berichte beläuft sich der Werth der gesammten Production während des Berichtsjahres auf 34 305 482 Fr. gegenüber 33 100 689 Fr. im Vorjahre; der Betriebsüberschufs beträgt 2359420 Fr. (2467 555 Fr.); der Rohgewinn 2281 105 Fr. und der Reingewinn 828 729 Fr. Die zur Vertheilung gelangte Dividende betrug 5 % wie im Vorjahre. Die der Gesellschaft zugehörigen Kohlenberg werke haben kein besonders erfreuliches Erträgnifs ergeben; sie sind auf eine tägliche Förderung von etwa 1300 t eingerichtet. Auf den der Gesellschaft gehörigen, in Luxem burg und Belgien gelegenen Eisensteingruben sind 63 400 t Erz gefördert worden. Mit den Er gebnissen ihrer Betheiligungen an der Socit Franco- Beige des mines de Somorrostro ist die Gesellschaft sehr zufrieden, indem die Verschiffungen, welche im ersten Halbjahre 291000 t betragen haben, in diesem Jahre voraussichtlich auf 600 000 t steigen werden. Von den nicht mit dem Stahlwerke verbundenen Hochöfen waren 2 während des ganzen Jahres im Betrieb, wohingegen der dritte im Januar in Feuer gestelltwordenist; zwei derselben gehen auf Bessemer- und einer auf Puddelroheisen. Die gesammte Pro duction betrug 37 521 t. An Schweifseisen wurde während des Be richtsjahres 29 050 t erzeugt, d. i. 3700 t oder 14 % mehr als im Vorjahre. Der Erlös aus dem Schlacken- verkaufe betrug 40 000 Fr. Das Stahlwerk hatte zwar nicht über Mangel an Aufträgen zu klagen, doch liefsen die Preise sehr zu wünschen übrig. Die mit dem Stahlwerk ver bundenen Hochöfen haben 101 200 t (88 500 t) er- blasen; in der Bessemer- und Siemens-Martin-Abthei- lung wurden 93 000 t (62 700 t) Blöcke erzeugt; die Fertigproduction erreichte das Gewicht von 97 600 t (54 900 t). Es sind dies die höchsten Zahlen, die je erreicht worden sind, jedoch ist in letzter Zeit noch