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Apparaten versehen, um die Wärme der Gase bis auf das äufserste auszunutzen. Die Winderhitzer sind nach dem System Whitwell erbaut, sie haben eine Höhe von 20 m und eine besondere Verbrennungs vorrichtung. Die Hochöfen stehen auf Säulen und besizen Blech mäntel; das Gestell ist mit reichlicher Wasserkühlung versehen. Die Production eines Ofens beträgt an Puddeleisen 120 t und an Giefsereiroh- eisen 80 t; wenn alle 3 Hochöfen in Feuer ständen, so könnte die Gesellschaft mit den beiden gröfseren 240 t und mit dem dritten, kleineren 35 t Puddel- roheisen erzeugen. Zählt man die Leistungsfähigkeit sämmtlicher an der Linie Longwy-Viller upt gelegenen Hochöfen zu sammen, so ergiebt sich, wenn die Leistungen auf das äufserste angestrengt werden, eine Summe von 900 t Giefsereiroheisen oder 1400 t Puddelroheisen, d. i. im Mittel 1150 t täglich. Thatsächlich hat die Production im Jahre 1885 durchschnittlich etwa 570 t Roheisen im Tage betragen. Diese Zahl entspricht ungefähr einem Viertel der ganzen französischen Roheisenpro- duction. Dabei ist zu bedenken, dafs diese Gruppe erst vor 10 Jahren ins Leben getreten ist. Als letzte Nummer stand auf dem Programm des Tages die Besichtigung der Hochöfen der Gesellschaft F. de Saintignon & Go. da es jedoch mittlerweile gegen 7 Uhr Abend geworden und die Gesellschaft schon seit früh 7 Uhr unterwegs war, so liefsen sich nur wenige bereit finden, der Einladung zu folgen. Am 20. August besuchte man vormittags die 3 Hochöfen der Providence in Rehon bei Longwy, welche von dem im Dienste der Gesellschaft ergrauten Ingenieur Helson geleitet werden; die Gesellschaft, la Socit anonyme des Forges de la Providence hat ihren Sitz in Marchienne-au-Pont in Belgien, besitzt aber auch in Hautmont in Frankreich grofse Hütten anlagen zur Erzeugung von Trägern und Handels eisen, ähnlich wie in Marchienne, und die Hochöfen in Rehon, sie betreibt sowohl in Luxemburg, wie auch im Departement Meurthe-et-Moselle Erzbergbau und ist an der schon oben erwähnten Concession von Hussigny ebenfalls betheiligt. Um 91/2 Uhr führte der' Zug die Mitglieder der Reisegesellschaft nach Mont-Saint-Martin, um das dortige Stahlwerk und die Hochöfen zu besichtigen. Präsident der S tahl werke von Lo ng wy ist J.Labbe, bereits im Alter von 87 Jahren stehend. Der Ur sprung der Hüttenanlage in Longwy ist auf das Jahr 1844 zurückzuführen, indem damals die ersten Erz conzessionen ertheilt wurden, doch wurde das Hütten werk von Mont-Saint-Martin erst im Jahre 1863 ge gründet. Man baute damals 3 Hochöfen zur Er zeugung von 30 bis 35 t Roheisen täglich. Der erste Ofen wurde im Jahre 1865 in Betrieb gesetzt; er war von viereckigem Grundrifs, hatte einen conische Schacht, mafs 16 m in der Höhe, und 4,5 m im Kohlensack, die Winderhitzung geschah in Röhrenapparaten. Die Gesellschaft, damals Usine de Mont-Saint-Martin ge nannt, erwarb noch mehrere grofse Erzconcessionen, die gröfste darunter in Gemeinschaft mit einem Baron d’Adelswärd, welcher der erstgenannten Hütte gegen über an der Eisenbahnlinie 2 Hochöfen baute. Die Abmessungen derselben waren: Höhe 15 m, Durch messer im Kohlensack 5 m, an der Gicht 3,3 m. Auf der Weltausstellung im Jahre 1867 in Paris fielen die von den beiden Gesellschaften ausgestellten Proben von Giefsereiroheisen auf. Im Jahre 1878 er setzten dieselben bereits 90 000 t früher aus England nach Frankreich eingeführtes Roheisen durch ihr eigenes. Aus diesen beiden Hochofenwerken bildeten sich die Stahlwerke von Longwy, ihr ursprünglich auf 15 Millionen Francs bemessenes Kapital ist später auf 20 Millionen erhöht worden; dasselbe hat die 2 alten Hochofenwerke, die mittlerweile mehrfach er weitert, umgebaut und mit den neuesten Verbes serungen versehen worden waren, in sich aufgenommen, aufserdem ein basisches Stahlwerk mit grofsen Con vertern, eine Giefserei und Constructionswerkstätte angelegt. Leider giebt Remaury keine Beschreibung der neuen Anlage. Hierauf folgte noch eine kurze Besichtigung der Hochöfen der Socit de la Ghiers, welche sich als Specialität mit der Erblasung von Thomasroheisen beschäftigen. Der Berichterstatter sah daselbst einen Haufen Manganerze liegen, welche als Zuschlag be nutzt werden, um dem fällenden Producte einen Mn-Gehalt von 1,5 % einzuverleiben. Nachmittags fand eine Sitzung im Rathhause zu Longwy unter dem Vorsitze des Hrn. Gastei, des höchsten Bergbaubeamten Frankreichs (Inspecteur general des mines), statt. Hr. Simon, Director der Bergwerke in Hussigny, hielt einen Vortrag üher die dortigen Erzvorkommen, ihm folgte Hr. Mussy, Director der Stahlwerke von Longwy, welcher über die Productionsbedingungen des dortigen Districtes sich verbreitete; er glaubte annehmen zu können, dafs die Theilnehmer an der Reise, welche aus der Mitte Frankreichs gekommen waren, die Ueberzeugung gewonnen hätten, dafs der französische Roheisenmarkt von den Hüttenwerken der Meurthe et Moselle beherrscht werde; es liege dies nicht nur an den grofsen Massen leicht gewinnbaren Erzes, welche ihnen zur Verfügung ständen, sondern auch darin, dafs sie dank der Fortschritte in der Metallurgie auch dahin gelangt seien, jegliche Roh- i eisenqualität nach Wunsch herzustellen; auch ist es daselbst gelungen, diese Roheisensorten in Stahl von jedem beliebigen Härtegrad herzustellen, wie das u. A. die Classification des Stahlwerks von Longwy be weist. Dieselbe lautet für basischen Stahl: Härtegrad Härtungsvermögen Bruchfestigkeit in kg a. d. Quadrat- millimeter o kn = 0 = Verwerthungsarten N 1 hart » 2 » „ 3 mittelhart „ 4 „ 5 weich „ 6 „ 7 sehr weich „ 8 extra weich gut härtbar härtbar ziemlich gut härtbar kaum härtbar ,, nicht härtbar 11 •3 75—70 70-65 65-60 60-55 55—50 50 -46 46-42 42-38 12-14 14-16 16-18 18-20 20-22 22-24 24-26 26-28 /Schienen, Wagen- und Waggonfedern. Hämmer, ge- wöhnliche Werkzeuge, Gezähe, harte Drähte, Messer. Schienen und Laschen von gröfseren nnd kleineren Profilen, Bandagen und Achsen, Reservoirbleche, Aexte, Schaufeln, Pflugscharen, Wagenachsen und Radreifen, Bettfedern, Geschütze. (Bleche und Winkeleisen für Schiff- und Brückenbau, (Feinbleche, Schaufeln, verschiedene Profileisen, Haken- Inägel und Schrauben. /Knüppel für Draht- und Nägelfabrication, geprefste /.Eisenblechwaaren als Ersatz für schwedisches Eisen.