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884 Nr. 12. STAHL UND EISEN.“ December 1887. zweimal gefafsten Resolutionen des Unterhauses, geschehen sind. Der Premierminister soll durch Deputation gebeten und gedrängt werden, diese Resolutionen zur Refriedigung des einstimmigen Wunsches der Handel und Ackerbau treibenden Bevölkerung auszuführen, die Aufmerksamkeit der zahlreichen Vertreter commercieller Wähler schaften im Unterhause auf die Wichtigkeit der Unterstützung dieser Sache nicht blofs durch ihre Noten, sondern auch durch ihren gesammten Einflufs auf die Regierung gelenkt werden. 23. Die Besteuerung öffentlicher und privater Wagen bildet nach Auffassung der Versammlung ein ernstes Hindernifs für das Arbeitsbedürfnifs sowie die Entwicklung der geschäftlichen Unter nehmungslust und mufs deshalb abgeschafft werden. Angesichts der gegenwärtigen finanziellen Schwie rigkeiten empfiehlt die Versammlung dem Schatz kanzler eine solche Modification des Steuerplans, welche dem Wagenbau und anderen davon nach theilig betroffenen Industrieen eine sofortige Er leichterung gewährt. Auch hierüber soll dem Schatzkanzler eine Denkschrift überreicht werden. Zur Kesselexplosion auf Friedenshütte.“ Auf Seite 802 der November-Nummer von »Stahl und Eisen« steht ein Bericht des Hrn. Dr. Leo über eine Sitzung des Oberschlesischen Bezirksvereins deutscher Ingenieure zu Kattowitz, welcher nur den als Angriff gegen den Schle sischen Kesselüberwachungsverein sich kennzeich nenden Vortrag des Hrn. Directors Bremme enthält, und sich dann, unter Weglassung der Entgegnungen, auf Wiedergabe einer gefafsten Resolution und ein absprechendes Urtheil des Herrn Berichterstatters beschränkt. Man hätte von dem Gerechtigkeitsgefühl des Herrn Berichterstatters erwarten können, dafs er bei einem erfolgten Angriffe auch dem Ange griffenen das Wort zu seiner Vertheidigung gönne, nach dem guten alten Sprüchwort: „Man soll nicht hören. eenes Mannes Rede, man soll * Indem wir darauf hinwiesen, dafs der Verein deutscher Eisenhüttenleute sich auf seiner nächsten Generalversammlung mit der durch den Schlesischen Verein zur Ueberwachung von Dampfkesseln ver suchten Erklärung der Friedenshütter Katastrophe beschäftigen würde, sind andere uns mittlerweile angekündigte Beiträge, welche sich mit derselben Frage beschäftigten, von ihren Verfassern vorläufig zurückbehalten worden. Unser Berichterstatter, Hr. Dr. Leo verzichtet unter diesen Umständen vorläufig ebenfalls auf das Wort, seiner Meinung dahin Ausdruck gebend, dafs die Angelegenheit durch ihre Aufnahme durch den Verein deutscher Eisenhüttenleute in die höchst be rufenen Hände gelangt sei. Hr. Dr. Leo bittet die Redaction nur, zur Klarstellung des Stimmenverhält nisses bei der Abstimmung in Kattowitz zu bemerken, „dafs er der Angabe des Hrn. Oberingenieurs Minssen, die mit „ja“ stimmenden 29 Mitglieder seien alle Hochofeninteressenten gewesen, nur beipflichten könne, er aber andererseits auch bemerken müsse, dafs die mit „nein“ stimmenden 19 Mitglieder ebenso wie die Oberingenieure der 6 Kesselüberwachungsvereine, welche sich dem Gutachten des Schlesischen Vereins zur Ueberwachung von Dampfkesseln angeschlossen hätten, in ihrer Praxis durchweg mit Hochofengasen nie zu thun gehabt hätten.“ Die Redaction. sie hören alle Beede!“ Von den Entgegnungen der angegriffenen Vereins-Ingenieure berichtet er kein Wort, so dafs es aussieht, als ob sich die selben von vornherein schon der Kritik des Hrn. Bremme ergeben hätten. — Dies ist aber durch aus nicht der Fall, sondern sie haben sich sachlich vertheidigt und nicht ohne Erfolg, wie die spätere Abstimmung über die von Dr. Leo angeführte Resolution bewies. Diese Resolution ist keineswegs, wie es nach den Auslassungen des Berichterstatters scheinen könnte, der Ausflufs und das Ergebnifs der in der Sitzung gepflogenen Discussion, son dern sie wurde von interessirter Seite — von Hrn. Director Meier-Friedenshütte — fix und fertig mit in die Versammlung gebracht. Der Wortlaut dieser Resolution wurde daher auch von Mitgliedern des Bezirksvereins heftig bekämpft und eine Aenderung derselben durch Maschinen-Inspector Freudenberg-Lipine vorge schlagen, nach der sie lauten sollte: Der Oberschlesische Bezirksverein deutscher Ingenieure erkennt die von dem Schlesischen Dampfkessel - Ueberwachungs-Verein versuchte Erklärung der Friedenshütter Kessel-Explosion nicht als richtig an. Wenn es auch nach dem vorliegenden Ma terial nicht möglich ist, eine unanfechtbare Erklärung für diese Katastrophe zu geben, so hält sich doch der Bezirksverein für berechtigt, zu behaupten, dafs dieselbe nicht nur durch eine Explosion von Hochofengasen hervor gerufen ist. Der Oberschlesische Bezirksverein hält sich um so mehr verpflichtet, der von dem Schle sischen Dampfkessel-Ueberwachungs -Verein auf gestellten Behauptung entgegenzutreten, als dieselbe geeignet erscheint, der weiteren Ver wendung von Hochofengasen zur Dampf erzeugung Schwierigkeiten zu bereiten und