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December 1887. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 12. 859 kosten einzusetzen sind, welche bei einer gleich- werthigen Anlage von Dampfmaschinen nebst Dampfkesseln und Zubehör hätte aufgewendet werden müssen. Wie Samuelson mittheilt, beträgt dieser Ueberschufs an Ausgaben etwa 600 000 76, eine Summe, deren Verzinsung offenbar einen viel niedrigem Betrag ergiebt als der Preis des Brenn materials beträgt, welches man andernfalls ver brauchen müfste. Der Grundrifs der Stahlwerke gebt aus Fig. 6 auf Blatt XXXVI hervor; die Oberfläche des Werkes umfafst etwa 30 ha, von denen ungefähr die Hälfte unter Dach gebracht ist. Die Anlage umfafst Bessemer-Converter, Flammöfen, Walzen- strafsen und Hämmer, um den erzeugten Stahl in Schienen, Eisenbahnachsen und Bandagen, Stabstahl von jedem Querschnitt, Kanonen und Panzerplatten für Schiffe und Landbefestigungen herzustellen. Als Modell bei der Einrichtung der Panzerplatten -Abtheilung hat das Stahlwerk in Le Greusot gedient; dasselbe soll auch finanziell bei dem in Rede stehenden Unternehmen bethei- ligt sein. Das Bessemerwerk enthält 6 Cupolöfen zum Schmelzen des Roh - und Spiegeleisens, 2 Bes semer-Converter von 7500 kg Fassungsvermögen und eine Gebläsemaschine, welche durch eine Turbine von 1000 HP in Bewegung gesetzt wird; die Leistungsfähigkeit bat sich bis 46 Chargen im Tage gesteigert. An Flammschmelzöfen sind 5 mit durch schnittlich 16 t Fassungsraum vorhanden; der Einsatz ist durchschnittlich 16 t, und werden zwei Einsätze in 24 Stunden gemacht. Man kann Blöcke bis zum Gewichte von 115 t giefsen. Eine entsprechende Anzahl von Wärmöfen ist vorhanden. Die Haupt-Walzenstrafse ist ein Trio mit Walzen von 700 mm Dtr.; sie ist an eine Turbine von 1000 HP gekuppelt und dient zur Erzeugung von Schienen und Trägern. Zwei weitere Strafsen, die je ihre eigene Turbine be sitzen, dienen zur Walzung von kleineren Quer schnitten. Die eine besitzt Walzen von 500, die andere von 280 mm Durchmesser. Ferner ist eine Strafse (System Lauth) mit Walzen von 900 mm Dtr. zum Walzen von schweren Platten vorhanden, endlich noch ein Bandagenwalzwerk. Es braucht wohl nicht erwähnt werden, dafs die nöthigen Wärmöfen und die maschinellen Einrichtungen nebensächlicher Art, die alle durch Turbinen in Betrieb gesetzt werden, vorhanden sind. Die Oefen werden sämmtlich durch Gas ge heizt. Besondere Erwähnung verdient noch ein Drehofen vzn 10 t Fassungsraum zur Darstellung von Luppen, welche den Martinöfen zugesetzl : werden. An Dampfhämmern sind im ganzen 10 vor- | handen und zwar: XH.7 1 von 100 t Bärgewicht ; Fallhöhe 5 m, 1 „ 20 t „ 3 m, 1 „ 15 t „ 3 m, 1 „ 10 t „ 2,5 m, 1 „ 7 t » 2 m, 5 „ 400 kg ■ „ » 1 m. Auf Blatt XXXVI Fig. 7 u. 8 ist der gröfste Hammer in Ansicht und Grundrifs dargestellt. Anstatt mit Dampf werden die Hämmer und zugehörigen Krahne und noch aufserdem ver schiedene Motoren durch geprefste Luft getrieben ; zur Erzeugung derselben in erforderlicher Menge wurden die 4 schon erwähnten Compressoren von Dubois-Franqois erbaut. „Jede dieser 4 Gruppen“, theilt Prof. Kupel wieser in einem in Leoben am 22. Januar d. J. gehaltenen Vortrage mit, „hat 2 Windcylinder von 800 mm Durchmesser und 1200 mm HP, welche von zwei Wassercylindern mit 340 mm Durch messer und dem gleichen Hube betrieben werden. Zwischen den beiden Cylinderpaaren jeder Gruppe ist ein Schwungrad eingeschaltet, um den Gang möglichst gleichförmig zu machen. Jede der 4 Compressoren-Gruppen verbraucht in der Secunde 175 1 Druckwasser und com- primirt 0,8 cbm Luft auf 6 Atmosphären Span nung. Das Volumen des Injectionswassers beläuft sich für jeden Hub auf 0,01 des Gylinder- Volumens. Die cornprimirte Luft wird in einem Sammelkessel von 1,61 m Durchmesser und 5 m Höhe, somit von etwa 12 cbm Inhalt geleitet, von welchem aus die Vertheilung derselben an die Hämmer und verschiedenen Motoren erfolgt. Um jedoch einen gleichförmigen Gang der Ma schinen zu erzielen, mufs man eine genügend grofse Luftmenge zur Verfügung haben, weshalb der oben angeführte Sammel- oder Vertheilungs- kessel mit 2 Luftregulatoren, welche zusammen einen Inhalt von 1000 cbm haben, in Verbin dung steht. Diese zwei Regulatoren bestehen aus Gufs- eisenröhren von 1,25 m Durchmesser und je 400 m Länge und sind mit einem um 51 m höher gelegenen Wasserreservoir durch ein heber förmiges Rohr von 600 mm Durchmesser ver bunden, um bei wechselnden Luftmengen nahezu dieselbe Pressung der Luft zur Verfügung zu haben. Der 100 t-Hammer steht in der Mitte eines rotundenähnlichen Gebäudes, welches aus Eisen hergestellt ist und 50 m Durchmesser hat, so dafs aufser dem Hammer vier Siemens-Schweifs öfen, von welchen je zwei auf jeder Seite der Hammerständer angeordnet sind, und die zwei zur Bedienung der Oefen und des Hammers vorhandenen Krahne Platz finden; der Hammer ist durch diese Anordnung auf beiden Arbeits seiten vollkommen frei und zugänglich gestellt. . Der Hammer hat, wie oben bemerkt, ein Fallgewicht von 100 t und eine Hubhöhe von 5