Volltext Seite (XML)
December 1887. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 12. 855 erwähnt, wie von der sorgfältigen Ausführung der Reparaturen hängt im wesentlichen die Dauer des Herdes ab. Seine Haltbarkeit ist namentlich durch nichts Anderes zu erreichen gegenüber dem sogenannten Erz-Martin-Procefs, welcher in Steyermark grofse Fortschritte zu machen scheint; denn die dabei sich bildenden eisenreichen Schlack- ken' wirken auf jedes andere feuerfeste Material unbedingt zerstörend. Am schädlichsten wirken auf den Magnesitboden Abtropfungen vom Dinas- gewölbe sowohl während der Fertigstellung des Herdes als auch zwischen den einzelnen Chargen; solche Stellen müssen sorgfältig ausgebrochen und reparirt werden, da sie sonst Anlafs zu Fehlstellen geben. Es ist deshalb auch meines Erachtens ein bisher noch nicht gemachter, aber unter Umständen sehr rentabler Versuch, Gewölbe aus Magnesitsteinen herzustellen, wodurch der vorerwähnte Uebelstand vermieden würde. Wenn ein Ofen vorsichtig und mit besten Steinen zugestellt wird, so kann man die Dauer des Herdes auf 500 — 600 Chargen angeben, und es ist mir (abgesehen von ganz verunglückten ersten Versuchen) kein Fall genannt worden, wo die Dauer wesentlich unter 300 Chargen gewesen wäre. Manche Hüttenlente finden es zweckmäfsig, nach etwa 300 Chargen den Herd oder doch die oberste Steinschicht desselben auszubrechen und zu ersetzen, weil sich dann in der Regel diese Schicht mit Metall u. s. w. durchzogen haben soll; es wird sich diese Nothwendigkeit aber um so später einstellen, je sorgfältiger man den Herd gemauert hat. Zum Repariren des Herdes braucht man natür lich nach den einzelnen Chargen wechselnde Mengen gebrannten Magnesit, den man auch hier meist ohne Theer anwendet; als Durch schnittsverbrauch wird von verschiedenen Werken 20 — 25 kg per Tonne producirten Stahles an gegeben. Den Preis pro Tonne Magnesitziegel zu 140 6, pro Tonne Stampfmasse zu 115 JI ange nommen, was ungefähr den Preisen franco eines westfälischen Hüttenwerkes entspricht, rechnet sich bei einem 10 t-Ofen der Verbrauch etwa wie folgt: Zur Zustellung 12 000 kg Steine . . M. 1680 3 000 kg Stampfmasse „ 345 Summa •6 2 025 Bei der Annahme einer gänzlichen Herder neuerung nach 500 Chargen mit 5000 t Produc tion folglich: Zustellungsmaterial •6 2 025 Reparaturmaterial 5000 X 20 kg = 100 t 11 500 Summa 46 13 525 Hieraus ergiebt sich per Tonne Rohstahlpro- duction ein Magnesitverbrauch im Werth von 2 JI 70 . Gegenüber dieser Summe sei nun nochmals auf die Vortheile kurz hingewiesen, welche der Gebrauch von Magnesit gewährt, und welche sich kurz im Folgenden zusammenfassen lassen; 1. es ist eine Entphosphorung um 98 % des im Einsatz enthaltenen Phosphors ohne Schwierig keiten durchführbar; 2. der Magnesitboden gestattet den Zusatz von 30 % und mehr Erz zur Charge und macht dadurch jedes Rohmaterial verwendbar; 3. der Magnesit ermöglicht dadurch, dafs man aus ihm vollkommen correcte Steinformen her stellen kann, eine sehr sorgfältige und darum widerstandsfähige Herdmauerung; 4. der Magnesit gestattet, dafs aus ihm her gestelltes Mauerwerk in directe Berührung mit kieselsaurem kommen kann, was bei keinem andern basischen Material möglich ist; 5. die Haltbarkeit der Magnesitausfütterung übertrifft jede andere basische Zustellung, und es wird somit durch Vermeidung ausgedehnter Re paraturen an Zeit und Kosten gespart; 6. gegen basische Schlacke und Metalloxyde ist der Magnesit das widerstandsfähigste aller bekannten Materialien; 7. die absolute Wetterbeständigkeit gestattet die Magnesitsteine und die Magnesitstampfmasse zu passenden Zeiten und in beliebigen Mengen zu beziehen, ohne eine Zersetzung derselben be fürchten zu müssten; 8. die Gefahr ein theilweise zersetztes und darum wenig haltbares Material zu verwenden, welche z. B. beim Dolomit besteht, ist vollkom men beim Magnesit ausgeschlossen. Gegenüber diesen unbestrittenen Vorzügen kann der Preis von Magnesit und seinen Fabricaten keineswegs als zu hoch bezeichnet werden, und es liegt entschieden im Interesse eines jeden Siemens-Martinwerkes, wenigstens einen gröfseren Versuch mit Magnesit zu machen. Selbstver ständlich wird der Verbrauch an Magnesit bei gröfseren Chargen (also bei 12- und 15 t-Oefen) nicht in gleichem Mafse wachsen, sich also, auf die Tonne bezogen, verringern. Zum Schlufs sei noch erwähnt, dafs man in Steyermark ja schon seit vielen Jahren nur Mag nesitsteine verwendet', mit Vortheil namentlich zum Auskleiden von Puddelöfen in der Höhe, wo die Schlacke zerstörend wirkt. Versuche im basischen Converter sind früher ungünstig ausge fallen; es mufs indessen auch hier hervorgehoben werden, dafs man dabei eben mit mangelhaftem Material arbeitete, dafs demnach ein Versuch mit dem jetzigen verbesserten Fabricat vermuthlich ganz andere Resultate ergeben würde. Coblenz, im November 1887. Kurt Sorge.