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und schnell zu zerstören. Die Zusammensetzung dieser leichten Belagerungstrains ist noch nicht bekannt, wahrscheinlich bestehen sie aus 10- bis 12-cm-Kanonen und leichten Mörsern. Die hohe militärische Wichtigkeit dieser pro visorischen Befestigungen erfordert mithin, wenig stens für die Hauptstützpunkte, ein widerstand fähigeres Material als Holz und kann dies, da der Mauerbau zu viel Zeit erfordert, nur Stahl oder Eisen bieten. Hier würden die von Gruson con- struirten fahrbaren Panzerthürme, nur in etwas gröfseren Abmessungen, vortheilhafte An wendung finden, sowohl in den Gräben zur Längen bestreichung derselben mittelst Kartätschgeschützen, als in den ausspringenden Winkeln zur Verthei- digung des Geländes. Drei solcher Thürme wür den für jede Befestigungsfront von etwa 3000 m Länge genügen, also rund ein fahrbarer Panzer thurm für je 1000 m Befestigungsumfang zu rechnen sein. Die Verbindungen werden durch Schützenlinien gebildet, die vom ersten Moment an vertheidigungsfähig sind, von da ab aber immer mehr verstärkt werden, so dafs sie allmählich das gewünschte Profil erhalten. Zahlreiche Hindernifs- mittel werden unterdefs vor dem vertieften und verbreiterten Graben da niedergelegt, wo der An griff voraussichtlich erfolgen wird, und vom An griffsfeld alle Gegenstände entfernt oder nieder gelegt , die den feindlichen Truppen Deckung bieten könnten. Die Unterbringung der Wachen auf und dicht hinter dem Wall, auch während der Beschiefsung desselben, macht mindestens die Anlage granat- sicherer Blendungennothwendig, zu denen die Schwellen und Schienen des nächsten Bahnhofs gutes Material liefern, wenn dasselbe nicht für die Anlage der Festungseisenbahnen reser- virt werden mufs. Zur Herstellung solcher Blendungen werden starke Balken oder Eisen schienen, 1- und Doppel-i-Eisen, schräge gegen eine steil abgestochene und bekleidete Erdböschung gelehnt, oder dachförmig gegeneinander. Viel stabiler und räumlich benutzbarer würden die vorstehend beschriebenen Gitterwände und Panzer decken sein, die sich leicht in den Wall einbauen lassen, wenn sie während des Friedens in den Eisenbahnknotenpunkten der be drohten Grenzgebiete vorräthig gehalten werden. Auch zur Anlage der Pulver- und Munitions magazine eignen sie sich sehr gut, dürfen aber nicht dem seitlichen Geschützfeuer ausgesetzt werden, damit sie nicht, trotz aller Verstrebungen, umklappen. Die Pulvermagazine sind mit Holz zu füttern, welches mit Decken zu belegen ist. 6. Vorschläge des Majors a. D. Schumann. Major Schumann hat in seinem Werk »Panzer lafetten« auch für provisorische Befestigungen, leichtere fortificatorische Eisenconstructionen, zum Ersatz der Grabenbekleidungsmauern und der zu gehörigen Reversgallerieen, sowie Poternen, Hohl traversen, Wohn- und Aufbewahrungsräume vor geschlagen , die gröfstentheils aus T- Eisen als । Rippen und zwischen gewölbten Ziegelkappen oder gebogenen Blechen zusammengesetzt sind. Der Spitzbogen ist vorherrschend, deshalb hat Major Schumann diese Vorschläge „Bügel-Constructionen" genannt: übrigens haben wir sie selbst 1866 in un seren fortificatorischen Eisenconstructionen Tafel LI, Fig. 606 (Leipzig bei A. Felix) für Minen gänge vorgeschlagen (Fig. 5). 1868 machte Major Schumann in Burbach die ersten Versuche, 1869 wurden sie in Coblenz fortgesetzt und 1870 in Tegel beschossen bezw. beworfen (Fig. 12, 13 und 14). Die T-Eisen haben 8 oder 10 bezw. 15 cm Höhe, und sind 1 m voneinander entfernt, auf Holz- oder Eisenschwellen, Mauerwerk oder grofse Steine gestellt; die Ziegelkappen sind 1 bis 11/2 Stein stark, die Füllbleche gebuckelt oder einfach gebogen, pro Quadratfufs 5 oder 8 Pfd. schwer; der Schlufs mit mindestens 2,3 m Erde über deckt. Das Aufstellen der vorbereiteten Bügel, sowie deren Ausmauerung mit hydraulischem Kalk oder Cement und unter gleichzeitiger Hinterfüllung mit Boden, geht sehr schnell, auch mit weniger ge übten Arbeitern; sie widerstehen dem Erddruck. Bei dem Bewerfen der Hohltraversen im Winter 1869 — 70 mit 28-cm-Mörsern zeigte sich die Bügelconstruction sehr widerstandsfähig, auch als 2 geladene 50-Pfd.-Bomben bis 1 m über den Schlufs der Bügel in deren Erddecke eingegraben und gesprengt wurden. Ebenso haltbar erwiesen sich die Grabenbe kleidungen gegen die Sprengstücke der 28-cin- Bomben und 15-cm-Granaten, welche 0,3 m tief und weit vor diesen Bekleidungen eingegraben wurden. Bei dem directen Beschiefsen mit 12cm- und 15-cm-Granaten wurden diese Constructionen selbstverständlich zerschlagen und zerrissen ; sie müssen diesem Feuer durch ihre Lage vollkommen entzogen sein. Die Hohlbauten werden bald trocken, lassen sich gut ventiliren und heizen, innen rohren und putzen und sind dann gut bewohnbar. Der Mörtel-, Gement- und Kalkanstrich soll das Eisen gegen Rost schützen. Sehr interessant ist auch der bei diesen Ver suchen in Coblenz und Tegel mit den von der Burbacher Hütte gelieferten Eisentheilen ange- stellte Vergleich der Preise. Es kosteten nach allein Mafs und Geld: in in Eisen Mamerwerk Thlr. Thlr. 1° 50 150 1° Poterne 88 230 1° einetagiger Schutzhohlbau mit 11/2 Stein Ziegelkappen) . . . . 150 400