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November 1887. Nr. 11. 777 »STAHL UND EISEN.“ entstanden keine Risse. Die flache Wölbung, welche nur sehr spitze Auftreffwinkel zuliefs, war wohl mit Veranlassung zu diesem günstigen Resultat. 4. Bei den Go mp o u nd - P la t te n wird bekanntlich auf eine zähe und dehnbare Walzeisenplatte flüssiger Stahl gegossen und erstere dann mit diesem mehrmals gewalzt, um beide zusammenzuschweifsen. Abgesehen von älteren englischen Versuchen wurden 1882 bei Spezia 2 Platten von Gammell und Brown mit dem 43-cm - Armstrong-Hinterlader beschossen, und, obgleich 480 mm stark (davon 152 mm Stahl) und durch 1200 mm Eichenholz unter stützt, durchbohrt bezw. in G bis 8 Theile zerschlagen. Bei den Schiefsversuchen zu Bukarest 1885 bis 1886 bestanden die 2, der Scharte entgegen gesetzten Platten aus Compoundplatten der Dillinger Hütte: sie waren 200 mm stark und durch ihre günstige Stellung als flaches Gewölbe nur unter spitzen Aufschlagwinkeln zu treffen, sie wiesen alle feindlichen 15 cm-Stahl-Granaten ab, auch die flachköpfigen Stahl-Vollgeschosse, erhielten dabei anfänglich nur 20 mm tiefe Schrammen und 50 bis 70 mm eindringende Risse in der Stahlschicht, bis dieselbe durch fortgesetztes Schiefsen allmählich zerrissen und durch 135 Treffer theilweis abgeschält wurde. Diese Stahlschicht war 70 mm stark, darunter lag 1 30 mm Walzeisen, dessen glatte Oberfläche bewies, dafs, wenigstens an dieser Stelle, das Schweifsen nicht geglückt war; möglich auch, dafs sich die Stahlschicht beim Biegen der flach gewölbten Platten wieder gelöst hatte. Vielleicht könnte in Zukunft der Uebergang zwischen beiden Metallen durch eine 3. hinreichend dicke Schicht vermittelt werden? 5. Bessemer- und Thomas-Flufseisen und Flufsstahl. Das aus dem Converter massenhaft, gut’ billig und schnell gegossene Flufseisen bezw. der kohlenstoffreichere Flufsstahl sind für die verschiedenartigsten Anwendungen beim Festungs bau sehr gut geeignet. Der ungeschmiedete und ungewalzte Faon- gufs ist leider gegenwärtig noch etwas porös und deshalb nicht so widerstandsfähig, als dies bei ; den verschiedenen Anwendungen im Festungsbau erforderlich ist, vielleicht gelingt es in Zukunft, ihn durch geeignete Zuschläge oder eine ander weitige Bearbeitung, namentlich Pressung, so dicht, j zähe und doch hart zu machen, wie das Flufs- | eisen und der Flufsstahl dies durch das Schmieden und Walzen werden; bis dahin mufs leider von dem Fagongufs zu fortificatorischen Zwecken Ab stand genommen werden. Es ist dies um so mehr zu bedauern, als der Faongufs bis jetzt allein gestattet, den Panzern eine gröfsere Aus dehnung und beliebige Form zu geben, was für die Anwendung beim Festungsbau von gröfstem Vortheil wäre. Das besonders durch das Thomas-Verfahren gewonnene und demnächst geschmiedete und ge walzte Flufseisen ist so zähe wie Schmiedeisen, es hat 25 % mehr Tragfähigkeit und ist billiger als dasselbe; es eignet sich sehr gut zu allen Fagoneisen, T- und Doppel -*| - Eisen, Balken, Blechen und Platten, auch Panzerplatten. Der besonders durch das Bessemer-Verfahren gewonnene, demnächst geschmiedete und gewalzte Flufsstahl ist härter und besitzt eine hohe Zug festigkeit. 50 kg pro Quadratmillimeter genügen schon für Bleche zu Festungsthoren, Thüren und Läden, welche auf einem Raum von 30 cm Durch messer 10 Schufs aus dem deutschen Infanterie- Gewehr Mod. 70 auf 50 m aushalten müssen. So weit uns bekannt, kosten jetzt die gewöhn lichen, 500 bis 1500 kg schweren viereckigen Flufsstahlblöcke in den Hütten 60 bis 70 046 pro 1000 kg; die gröfseren Blöcke haben einen verhältnifsmäfsig höheren Preis. Das Schmieden der erstgenannten Blöcke kostet 20 bis 30 •N pro 1000 kg; das Aus walzen, in den üblichen Profilformen, z. B. zu Schienen und Schwellen, 35 bis 45 pro 1000 kg. Das Schmieden und Walzen gröfserer Stücke, z. B. der Geschützrohre und Panzer platten, ist ungefähr 8 bis 10 mal theurer. 1 cbm Flufsstahl wiegt als Rohgufs cc : 7000 kg, geschmiedet oder gewalzt 8000 kg. Danach lassen sich das Gewicht und die Kosten der nachstehend angedeuteten fortifica torischen Eisen-Constructionen wenigstens an nähernd schätzen und ihr Preis mit dem des bisher üblichen Mauerwerks ungefähr vergleichen. Im allgemeinen kann angenommen werden, dafs 1 cbm Rohgufs in Flufsstahl 7000 kg wiegt und 490 •16, also rund 500 •6 kostet. Die sehr zähen Flufseisenbleche von 5 bis 5,5 mm Stärke, welche zu Festungsthoren benutzt werden, bezw. dickere Bleche, könnten auch zur Deckung der Sappeure (Fig. 3) gegen Ge wehr, Wallbüchsen, Mitrailleusen, Schrapnels und Steinmörserfeuer dienen. Es ist dies eine Con- struction, die schon vielfach versucht wurde, aber bis jetzt nicht glückte. Bekanntlich arbeiten die Sappeure nahe vor den Festungen die Lauf gräben aus und werden, wenn dies Nachts ge schieht, durch elektrisches Licht Zielpunkt der Wallschützen u. s. w. Der Sappenschild müfste nicht blofs den ersten, sondern auch die 3 folgen den Sappeure in der Front, von einer Seite und von oben decken, so lange, bis durch das Aus schachten und Anschütten des Bodens eine hin reichend starke Brustwehr entsteht und die Sappe nöthigenfalls eingedeckt wird. Wenn die Sappeure die Deckung in Front und Seite ganz in ge-