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sollte nicht den weiteren Widerstand der Platte ermitteln, sondern die Brauchbarkeit des von Chamond gelieferten Stahl-Vollgeschosses mit flachem Kopf. Obgleich dasselbe genau auf einen der 3 ersten Treffer stiefs und dessen Wirkung auf 500 mm vertiefte, blieben 750 mm Hartgufs vollkommen widerstandsfähig; dieser Schufs lieferte also einen neuen Beweis für die grofse Widerstandsfähigkeit des Hartgusses. Auch der Vorpanzer der Küsten-Drehthürme mufs sehr stark sein, um den Zufalltreffern der 43-cm-Hinterlader zu widerstehen; hierbei ist ebenfalls zu berücksichtigen, dafs dem oberen Theil des Vorpanzers die allseitige Anlehnung fehlt und dafs Erde und Cementbeton keinen lang andauernden Schutz bieten, selbst Granit nur im Anfang. Aus den »Schlufsfolgerungen« des Ingenieurs von Schütz in seiner Broschüre »Grusons Hart- gufspanzer« wollen wir hier nur die nachstehen den, für alle Panzerconstructionen wichtigen hervorheben: 1. Die Zerstörung des Hartgufspanzers erfolgt nicht wie bei Stahl-, Schmiede- und Walz eisen mittelst Durchbohrung und Zerschlagen, sondern durch Abschälung und Zertrüm merung. 2. Grofse und schwere Panzerplatten sind von besonderem Werth ; wenn übrigens die Stahl panzer der Kriegsschiffe schon 550 mm Stärke erhalten müssen, so können 1250 mm für die von denselben Geschossen getroffenen feststehenden Ziele nicht überraschen. Die Hartgufspanzer der Binnenland-Befestigungen brauchen nicht stärker zu sein, als die Stahlpanzer der Kriegsschiffe. 3. Die Panzerstärke darf innerhalb ein und derselben Platte nicht zu schnell abnehmen; vortheilhaft erscheint ein Verhältnifs der gröfsten zur geringsten Stärke einer Platte 1,3 bis 1,7 : 1. 4. Länge und Breite ein und derselben Platte müssen in richtigem Verhältnifs stehen; eine ungefähr quadratische Form scheint vortheilhaft. 5. Für das Verhältnifs der Oberfläche des Panzers zu seinem Vertical-Durchschnitt ist 7,4 : 1 besonders empfehlenswerth. 6. Bei den Binnenland-Panzerthürmen ist pro 13,8 bis 32,8 mt lebendige Kraft des schwersten Belagerungs - Geschützes 1 t Plattenmaterial zu rechnen; bei den Küsten- Befestigungen ebensoviel pro 61,9 bis 167 mt. Aus diesen und ähnlichen Schlufsfolgerungen hat die Firma Gruson einige empirische Formeln zur Berechnung der Maximalstärken für die ver schiedenen Hartgufsplatten zusammengestellt und zwar bei Küsten-Befestigungen für: Die Dicke der Schartenplatten . . . - = 0,12 V mt, Seitenplatten = 0,11 v mt, „ „ Vorpanzer mit Erdvorlage = 0,09 V ml, 4 „ „ „ »Granitvorlage = 0,08 V mt. Bei Binnenland-Befestigungen für die gröfste Stärke: 4 der Schartenplatten 0,132 V mt, 4 „ Seitenplatten 0,121 V mt, 4 , Vorpanzer mit Erdvorlage . . 0,099 V mt, 4 „„„ Granitvorlage . 0,088 V mt. Diese Formeln zeigen die Abhängigkeit der Panzerstärke von der lebendigen Kraft; sie mufs sich mit dieser ändern. Vergleich der drehbaren Panzer- Constructionen von Gruson, Schumann und Mougin. Die Construction der Gruson-Hartgüfs- Panzerthürme ist durch zahlreiche Beschrei bungen in den technischen und militärischen Fachzeitschriften hinreichend bekannt; wir wollen hier nur einige Bemerkungen hervorheben, um den Vergleich mit der in Bukarest beschossenen Construction des Major a. D. Schumann und dem französischen Cylinderthurm zu erleichtern. Zunächst möchten wir Vorschlägen, die Be nennung dieser verschiedenen Systeme möglichst zu klären. So lange es nur eine Art Panzer- thürme gab, konnte eine Verwechselung nicht eintreten, wohl aber wird jetzt eine möglichst charakteristische Bezeichnung nothwendig. Grusons Construction beruht vorherr schend auf der Gewölbetheorie und ist deshalb eine »Panzerkuppel« die, behufs Verminderung des Ziels für den Feind einen elliptischen Querschnitt erhielt. Schumanns Construction hat gar keine Panzerwand, ist also keine Kuppel, sondern nur eine »flachgewölbte Panzerdecke«; der Ausdruck »Panzerlafette« ist nicht recht bezeichnend. Die französische Construction ist ein senkrecht stehender Panzer-Cy1 inder mit ebener Panzerdecke. In dieser Charakteristik sind gleichzeitig die Hauptvortheile und Mängel der 3 Constructionen begründet. Die Panzerkuppel bat den Vortheil der allseitigen Gewölbeunterstützung, ist aber durch die sehr starke Panzerwand schwer und theuer. Die flach gewölbte Panzerdecke von Schumann hat den Vortheil, durch den Wegfall dieser Panzerwand billiger und leichter zu sein, sich ebenso gut auch für Kriegsschiffe zu eignen, ist aber vollständig von dem Widerstande