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versuche gegen Festungspanzer sich auf diesen beziehen, und enden mit dem Flufseisen und Flufsstahl, weil wir an diese unsere Vorschläge für die vermehrte Anwendung des Eisens und Stahls knüpfen wollen. Der Tiegelgufsstahl ist für fortificatorische Eisenconstructionen wegen seines hohen Preises ausgeschlossen. Gleich im Anfang unserer Erörterungen sei hervorgehoben, dafs der wirksame und anhaltende Schutz aller fortificatorischen Eisen- und Stahl- constructionen gegen Rost, auch derjenigen Eisentheile, die jahrelang in feuchter Erde oder im Wasser liegen, unerläfslich ist, gleichviel ob derselbe durch Anstrich, Oxydation oder metal lischen Ueberzug erzeugt wird. Viele der nach stehend erwähnten Constructionen können wäh rend ihrer ganzen Verwendungszeit nie revidirt, noch weniger ihr Schutzmittel erneuert werden. Nach Ansicht des Majors Schumann soll Kalkmörtel, selbst Kalkanstrich, das Eisen gegen Rost schützen ; Cowies schlägt dagegen 2 % Aluminium vor. 1. Hartgufs. Seit 1868 hat sich der, schon früher zu Walzen, Herzstücken, Rädern, Geschossen u. s. w. mit grofsem Vortheil benutzte Hartgufs der Firma H. Gruson in Buckau bei Magdeburg als Panzermaterial für Küsten- und Binnenland- Befestigungen, durch 18 öffentliche Schiefsver- suche, sehr gut bewährt; die neuerdings hin und wieder ungünstige Beurtheilung des Hart gusses ist wohl dadurch entstanden, dafs in Frankreich, Rufsland und an anderen Orten Hartgufs beschossen und zerschlagen wurde ; dies beweist aber nur, dafs der beschossene Hartgufs weniger gut war als der von Gruson, oder dafs, wie z. B. in Bukarest der Hartgufs- Vorpanzer, nicht wie projectirt, durch Erde und Granit geschützt und der im Winter vorgelegte Beton erst 4 Wochen alt und erfroren war. Der Hartgufs kann in grofsen Stücken und ganz beliebigen Formen schnell und verhältnifs- mäfsig billig gegossen werden, er bedarf keiner Bearbeitung und ist aufsen so hart, dafs alle Geschosse, auch die aus gehärtetem Stahl, mit Spitze oder flachem Kopf, an ihm zerschellen, nur flache Eindrücke und Abblätterungen der äufseren Lagen verursachen, durch die Zähigkeit und Elasticität der mittleren bezw. inneren Schichten den Stofs auffangen, auf die ganze Masse vertheilen und durch deren grofses Ge wicht ausgleichen, ehe der Unterbau durch die Erschütterung leidet. Die allseitig gekrümmte Aufsenfläche läfst alle, nicht nach dem Mittel punkt der gewölbten Fläche gerichteten Schüsse abgleiten, während selbst diese einen Theil ihrer lebendigen Kraft und ihrer Explosionswirkung durch das Zerschellen verlieren. Werden schliefs- lieh, durch fortgesetztes Schiefsen auf denselben Fleck, die Haarrisse allmählich vermehrt und erweitert, auch einzelne Plattentheile von ihrer Umgebung gelöst, so werden sie infolge ihrer Keilform durch die nächsten Treffer wieder fest- gerammt; die zackige Structur der Bruchflächen erleichtert dabei die feste Verbindung der Stücke. Das grofse Gewicht der einzelnen Panzer platten ist kein Nachtheil, sondern nothwendig, um den Stofs aufzufangen und zu vertheilen; es ermöglicht gleichzeitig den lang anhaltenden Widerstand. Dies grofse Gewicht ist so lange statthaft, bis derselbe Widerstand durch andere Panzermaterialien billiger und besser erreicht werden kann. Die bisher gröfste Hartgufspanzerplatte ist die bei Spezia 1886 beschossene, sie war 10 qm grofs und wog 87 950 kg. Die soge nannten .Härterisse“, d. h. sehr feine Sprünge, welche höchstens 15 mm tief und nur kurz sind, auch blofs bei sehr grofsen und dicken Hartgufsplatten, durch die Härtung der Aufsen fläche entstehen, beeinträchtigen die Widerstands fähigkeit der Platte nicht. Die zahlreichen Schiefsversuche gegen die Gruson-Hartgufsplatten sind bekannt; wir haben dieselben 1878* ** und der Ingenieur des Grusonwerks, von Schütz, 1887* zusammenge stellt und veröffentlicht; sie sind aufserdem in vielen technischen und militärischen Zeitschriften beschrieben, auch im Aprilheft 1886 dieser Zeitschrift die Versuche bei Bukarest, im Juni- Heft die letzten Versuche bei Spezia. Wir wollen hier nur diejenigen Schlufsfolgerungen der wichtigsten Schiefsversuche zusammenstellen, welche wir zur Beurtheilung des Materials und der Construction bedürfen. Diese Schiefsversuche, namentlich die von Bukarest, haben gezeigt, dafs die deutschen und französischen 15-cm-Belagerungs-Kanonen sehr gut wirken und dafs die, auch in Frankreich eingeführten 21- und 28-cm - gezogenen Mörser auf 2500 m wohl ein Fort und, wie früher nachgewiesen, eine Angriffsbatterie sicher treffen und deren Wall bezw. Hof unbenutzbar machen, aber nicht so leicht einen Panzerthurm. Von 164 Wurf auf bekannte Entfernung, gegen das sichtbare Ziel, wurde, trotz aller Hülfsmittel des Friedensschiefsplatzes, keiner der beiden Thürme getroffen. Trotzdem mufs deren Decke gegen Zufallstreffer sicher sein; um so mehr, als diese Mörser bei anderen Gelegenheiten sehr viel besser getroffen haben. Die lebendige Kraft der Lang-Granaten gezogener Mörser ist infolge ihrer schwachen Ladung und ihres vergleichs weise langsamen Falles geringer, als die des schnell fliegenden Geschosses der Belagerungs kanonen; die der Mörser 100 bis 180 mt, * Vergleichende Zusammenstellung der ‘neuesten Schiefsversuche gegen Panzer. Berlin bei Luck- hardt. 1878. ** Grusons Hartgufspanzer. Potsdam, Militaria 1887.