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Stahls war keine Unterbrechung in dem Verlaufe der Abkühlung zu bemerken ; die Wärme, welche bei langsamer Abkühlung infolge der besprochenen Vorgänge frei wird, verbleibt demnach im Stahle. Beim Anlassen nach dem Härten wurde diese latente Wärme allmählich und nicht plötzlich, wie man vielleicht hätte erwarten können, entlassen. Um auch den Einflufs eines Mangangehalts auf den Verlauf der im Vorstehenden besprochenen Vorgänge kennen zu lernen, wurden Stahlsorten mit verschieden hohem Mangangehalte den näm lichen Versuchen unterzogen. Die hierbei er langten Ergebnisse sind in folgender Tabelle zusammengestellt. S t h 1 Eisenmangan Kohlenstoffgehalt . . . 0,29 0,32 0,42 0,46 nicht best. nicht best. Siliciumgehalt .... 0,06 0,05 0,035 0,07 n » Mangangehalt .... Anfangstemperatur bei der 0,27- 0,50 1,00 1,08 20,00 50,00 Abkühlung Erste Verzögerung der Ab kühlung , durch eine moleculare Aenderung 1100° 1100“ 1100“ 1100“ 900“ 900“ im Eisen hervorgerufen 800-715° 760-690“ 725-648“ 720—643“ keine keine Wiedererwärmung . . . 685“ 664“ 648“ 643“ keine keine Der Mangangehalt erniedrigt demnach sowohl diejenige Temperatur, bei welcher — nach Osmond — moleculare Aenderung des Eisens als diejenige, bei welcher eine Umwandlung der Kohlenstoffform stattfindet; er verhält sich einem Kohlenstoffgehalte in ersterer Beziehung überein stimmend, in zweiter Beziehung entgegengesetzt. Er begünstigt offenbar das Verbleiben des Kohlenstoffs im Zustande der Härtungskohle und ruft demnach die gleiche Wirkung hervor, als eine raschere Abkühlung bei einem ebenso kohlenstoffreichen, aber manganfreien Stahle, ein Umstand, welcher durch das mechanische Verhalten des Manganstahls seine Bestätigung findet. Bei sehr grofsem Mangangehalte hören sogar jene Aenderungen auf; das Eisen und der Kohlenstoff verharren in allen Temperaturen in dem gleichen Zustande, wie das Verhalten der beiden Eisenmangane erkennen läfst. Wolfram beeinflufste in derselben Weise, aber noch kräftiger als Mangan, das in Rede stehende Verhalten des Eisens. Ein ziemlich wolframreicher und zugleich manganhaltiger Stahl zeigte die Erscheinung der Wieder erwärmung beim Abkühlen von 1100° erst in der ausnahmsweise niedrigen Temperatur von 540 bis 530°. Nach Osmonds Meinung hat hierbei die Anfangstemperatur jedenfalls einen grofsen Einflufs. Eine Einwirkung eines Chromgehalts auf die moleculare Aenderung des Eisens bei der Ab kühlung liefs sich nicht wahrnehmen; unver kennbar aber war ein Einflufs auf den zweiten, durch Wiedererwärmung sich verrathenden Vor gang. Chrom erhöhte die Temperatur, bei welcher der Uebergang der Härtungskohle in Cementkohle stattfindet, und wirkte in dieser Hinsicht demnach umgekehrt als Mangan und Wolfram. Silicium scheint einen Einflufs auf die be sprochenen Vorgänge nicht zu besitzen. Ein Stahl mit 0,35 % G, 0,55 % Si, 0,87 % Mn verhielt sich ebenso als ein siliciumfreier Stahl von übrigens gleicher Zusammensetzung. Osmond weist hierbei auf die bekannte Thatsache hin, dafs Silicium nicht, wie Kohle, Mangan, Wol fram, die Härtungsfähigkeit des Stahls erhöht. Schwefel bindet gewissermafsen einen Theil des Mangangehalts und verhindert somit dessen Einwirkung. Ein Stahl mit 0,48 % C, 0,28 % S, 0,51 % Mn zeigte beim Abkühlen die Erschei nung der Wiedererwärmung bei 696°, während der in obenstehender Tabelle aufgeführte Stahl mit 0,50 % Mn, dessen Schwefelgehalt nicht über das geringe Mafs des gewöhnlichen Stahls hinausging, bei einer um 32° tiefer liegenden Temperatur den Vorgang erkennen liefs. Der Unterschied im Kohlenstoffgehalte der beiden Stahle ist jedenfalls zu unbedeutend, um diese Abweichung zu erklären. Phosphor bleibt ohne Einflufs auf die be sprochenen Vorgänge. Seine nachtheilige Ein wirkung auf das mechanische Verhalten des Eisens mufs demnach anderen Ursachen zuge schrieben werden; wie Osmond meint, der Bil dung spröder Verbindungen, welche, indem sie in niedriger Temperatur schmelzen, die Bildung von Krystallen begünstigen * * * Die mitgetheilten Ermittelungen Osmonds liefern einen beachtenswerthen Beitrag zur Lehre von den Eisenkohlenstofflegirungen. Darüber, dafs bei der langsamen Erkaltung glühenden Stahls dessen Kohlenstoffgehalt eine andere Form annimmt, als wenn der Stahl durch Ablöschen in Wasser rasch abgekühlt wird, sind wohl die Metallurgen einig, wenn auch über die eigent-