Volltext Seite (XML)
Juli 1887. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 471 die Namen zu nennen, die allezeit neben dem combinirten basischen Stückofen - Martinofenpro- cesse genannt werden müssen. Nach zehnjähriger Anstrengung glückte es dem Werksbesitzer auf Porsaskoski, Hrn. Ghr. Husgafvel, die alten Stück öfen so zu verändern, dafs sich ihre Production mehr als verzehnfachte und dementsprechend die Selbstkosten des Products herabgingen. Dem Berg ingenieur G. P. Solitander gebührt die Ehre, zu erst die Bedeutung des Stückofenprocesses für die Production des Materials für die Martinöfen erkannt zu haben. Der Entschlossenheit des Werksbesitzers Klas Arppes auf Wärtsilä ist es schliefslich zu verdanken, dafs das Unternehmen in Gang kam ; mit unerschütterlichem Muth und Vertrauen unter Widerwärtigkeiten und in immer trüber sich gestaltender Zeit hat er den Procefs durchgeführt durch alle Lehrproben, bis er nun fertig dasteht in ökonomischer wie in technischer Beziehung. Das kann nur der genügend wür digen, der dabei zugegen war. In den Stücken haben wir ein in unbegrenzter Menge herstellbares Material von jeder belie bigen Zusammensetzung, welches im Martinofen angewendet werden kann, sei es für sich allein, sei es im Gemenge mit Roheisen, mit Roheisen und Schrott oder auch nur mit Schrott allein. Sieht man ab von den übrigen Materialien, die gelegentlich zur Anwendung kommen können, so kann das Verfahren zu Wärtsilä in zwei völlig getrennte Theile zerlegt werden: 1. in die Darstellung des Rohmaterials und 2. in das Einschmelzen desselben im Martin- processe. Der Stückofenprocefs gehört zu den vielen soge nannten directen Processen, die früher zur directen Darstellung von Schmiedeisen aus den Erzen, das heifst ohne Vermittelung von Roheisen, an- gewendet wurden. In seiner ursprünglichen Form ist er deshalb uralt in Finnland ; aber wie unvor- theilhaft er in dieser Form war, ersieht man daraus, dafs nach dem 1872 er Jahresberichte des Bergintendanten zur Herstellung eines Centners Stangeneisen zu Anfang dieses Jahrhunderts 8 bis 10 Gentner Seeerze, 24 t Holzkohlen und 10 Stunden Zeit erfordert wurden — das Erz zu 30 p., die Tonne Kohlen zu 50 p. und der Arbeitslohn zu 1 M. 50 p., die niedrigst mög lichen Sätze, angenommen, giebt dies 16 Mark finn. für den Centner. Es ist einleuchtend, dafs sich ein solches Resultat ergeben mufs, wenn man die damalige Verfahrungsweise ins Auge fafst. Der Ofen hatte die kleinst möglichen Dimensionen; er fafste höchstens 12 t Kohlen; er wurde mit Kohlen und Erz gefüllt und her abgeblasen, bis er leer war; hierauf schlug man die Brust ein und zog den Schmiedeisen klumpen (Stück, Wolf) heraus. Alsdann wurde die Brust wieder vermauert, der Ofen aufs neue gefüllt und die Arbeit wieder fortgesetzt. Dafs j die weitere Fortsetzung eines so unökonomischen Betriebes unmöglich, war klar, und so glückte es denn nach zehn Jahre lang fortgesetzten Ex perimenten, Anstrengungen und Verlusten für den Werksbesitzer Husgafvel, aus den alten Stücköfen einen ganz neuen Ofen zu entwickeln. Der betreffende Ofen auf Wärtsilä (Fig. 1 bis 3) fafst 250 Gubikfufs, ist 24 Fufs hoch und nahezu 5 Fufs im Kohlensacke und 3 Fufs in der Gicht weit. Er ist gänzlich aus Eisen aufgeführt, aus genommen eine 11/2 Zoll starke feuerfeste Aus kleidung im Innern auf 7 Fufs Höhe; der Rumpf ist aus Blech, Wagen und Rohrleitung aus Gufs- eisen. Im Principe ein völliger Schachtofen oder Hochofen, wird er, wie dieser, mit Erz und Kohle gefüllt; die Schmelzmaterialien rücken niederwärts, das Erz wird reducirt und das Product sammelt sich im Gestelle. Das Gestell, wie bei allen an deren Schachtöfen mit dem Ofen selbst fest ver bunden, mit dicken Wänden von feuerfestem Material gegen Wärmeausstrahlung und Abnutzung geschützt, besteht liier aus einem gufseisernen Wagen B, der, wenn er gefüllt ist, leicht abge löst und gegen einen andern vorräthigen aus gewechselt werden kann. Boden wie Wände im Wagen sind lose und bestehen aus mehreren Theilen, so dafs, wenn einer derselben untauglich wird, derselbe durch einen andern leicht ersetzt werden kann. Der Gebläsewind tritt durch vier Oeffnungen in den Eisenwänden des Wagens ein, nachdem er vorerst spiralförmig zwischen den doppelten Blcchwänden, mit denen der Ofen ver sehen, passirte. Diese ausgezeichnete Anordnung, wahrscheinlich die erste ihrer Art, gewährt wesentliche Vortheile: grofse Brennmaterial ökonomie — alle Wärme, die von den Wänden ausstrahlt, wird ausgenützt, der Wind bis über 150° erwärmt —; die innere Blechwand wird dadurch gekühlt und geschützt, weshalb das Innere einer feuerfesten Auskleidung nur in be schränkter, bereits erwähnter Weise bedarf; der Ofen gewinnt an Einfachheit und Billigkeit. End lich ist dadurch ein kräftiges Mittel zur Regu- lirung des Ofenganges gegeben. Wird derselbe zu heifs, in welchem Falle ein zu kohlenhaltiges Eisen oder gar Roheisen sich bilden will, so kann man durch Vergröfserung des Windquan tums den Ofen abkühlen und dadurch ein kohlen- ärmeres Product erzielen. Aufserdem kann man den kalten Wind durch verschiedene Einlafsven- tile t höher oder tiefer in die Spirale n eintreten lassen und dadurch eine schnellere und kräftigere oder eine gleichmäfsigere und geringere Ab kühlung herbeiführen. Auf der Gicht befindet sich eine sinnreiche Beschickungsvorrichtung, die gleichzeitig eine Erzwaage ist (Fig. 4). Eine klarere Vorstellung von diesem Ofen wird durch die Beschreibung seines Betriebes gewährt werden. Gleich einem Hochofen wird der Ofen mit