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STAHL UND EISEN. Juli 1887. Nr. 7. 469 Es läfst sich leicht berechnen, dafs, wenn 0,2 g Eisen zur Probe eingewogen werden, jeder Cubikcentimeter Kohlensäure bei 18° C. 0,253 % Kohlenstoff entspricht. Um den Kohlenstoffgehalt zu bestimmen, hätte man also die Anzahl der Cubikcentimeter der gemessenen Kohlensäure mit dem Factor 0,253 zu multi- pliciren. Wird aber, wie hier der Fall, Wasser als Sperrflüssigkeit angewandt, so absorbirt dieses etwas Kohlensäuregas, und der Factor, mit welchem die Vervielfältigung zu geschehen hat, läfst sich, wenn man ein richtiges Ergebnifs erhalten will, also nicht berechnen, sondern er mufs auf dem Versuchswege ermittelt werden. Zu diesem Zwecke wurden, anstatt 0,2 g Eisen, verschiedene Mengen reines wasserfreies Natrium carbonat, gewissen bestimmten Kohlenstoffgehalten entsprechend, abgewogen und damit nachher die Probe auf eine der beschriebenen ähnliche Weise ausgeführt, indem der Probecylinder. nachdem das Natriumcarbonat in ihn gebracht worden, in den Apparat gesetzt und dann durch die Trichterröhre 4 ccm Kupfersulfatlösung, 1,20 g in etwas Wasser gelöste Chromsäure und schliefslich 8 ccm Schwefelsäure von 1,70 spec. Gewicht zugegeben wurden. Das Ergebnifs einer Reihe solcher Versuche war, dafs anstatt 0,253 der Factor 0,28 anzuwenden ist, denn dieser zeigte sich selbst für sehr verschiedene Mengen von Kohlensäure beinahe constant. Dafs dieser Factor beinahe vollständig richtig ist, wurde auch durch mehrere Bestimmungen des Kohlenstoffes in verschiedenen Eisensorten bestätigt, deren Kohlenstoffgehalt voraus bekannt war; aus diesen letzteren Versuchen ging jedoch hervor, dafs für Eisen mit geringerem Kohlen stoffgehalt der Factor sogar etwas höher ge nommen werden kann. Auf Grund dessen be diene ich mich für Schmiedeisen und Stahl des Factors 0,29, für Roheisen des Factors 0,28. Ist zur Probe nur 0,1 g Eisen angewendet worden, nimmt man den Factor doppelt so grofs. . Die Versuche zur Bestimmung dieser Fac- toren wurden bei ungefähr 18° G. ausgeführt; da aber das Volumen des Gases sich mit der Temperatur verändert, so müssen auch die Factoren auf derselben beruhend sein. Ein Temperaturwechsel von 2 bis 3° ist jedoch von keiner so grofsen Wirkung, dafs der durch ihn verursachte Unterschied eine praktische Be deutung erhält; ist man aber genöthigt, bei sehr verschiedenen Wärmegraden zu arbeiten, so mufs man eine Berichtigung vornehmen. Je nachdem die Temperatur 18° G. unter- oder übersteigt, multiplicirt oder dividirt man die Factoren mit (1 — 0,00367 t), wobei t den Tem peraturunterschied angiebt. Nach jeder Probe sind die Bürette, die Trichterröhre u. s. w. von Alkali zu reinigen, was am leichtesten dadurch geschieht, dafs man den Kautschukpfropfen und die Leitungsröhre sitzen läfst, die Wasserflasche hoch stellt und in dieselbe mit etwas Salzsäure versetztes Wasser giefst, welches die Bürette und die Leitungsröhre durchströmt und dieselben auf diese Weise ausspült. Diese Kohlenstoffbestimmungs - Methode ist einfach und auch von einem weniger geübten Chemiker leicht einzustudiren, aufserdem. erfordert sie nur kurze Zeit (ungefähr 45 Minuten) und liefert sehr befriedigende Resultate. Die folgende Tabelle enthält nach dieser und anderen Verbrennungsmethoden ausgeführte Bestimmungen des Kohlenstoffs in verschiedenen Eisensorten. Kohlenstoff, bestimmt ' nach Wiborghs volume- ; trischer Methode. Kohlenstoff, bestimmt von: Spiegeleisen . . Graues Roheisen Weifses Roheisen Manganstahl . . Gufsstahl . . . Chromstahl . . Bessemerstahl . Stahl .... desgl desgl desgl Eisen .... % 4,48 4,31 4,28 L75 1,34 1.32 1,20 1,12 1,05 0,83 0,71 0,126 % 4,46 Tamm, mittelst Verbrenn, i. Sanerstoffgas 4,36» » » ,, » 4,28 » » » » » 1,70 Sirnström, nach seiner Metliode 1,35 » „ » » 1,40 » »,» 1,20 » » » 1,15 » „ » » 1,00 Tamm, Särnströni n. Ä. 0,80 Särnströni, nach seiner Methode 0,70 » » » 0,12 » »»»