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464 Nr. 7. STAHL UND EISEN.“ Juli 1887. schäften geworfen werden und doch meistens so aufserordentlich einfach zu erklären sind, sobald man nur wirklich weifs, was mit dem Blech vorgenommen worden ist. Wenn aus solchen einfachen kalten Biegungen sich schon Erklärungen von geheimnifsvollen Eigenschaften geben lassen, so erklären sich solche noch viel deutlicher und unantastlicher aus den Eigenschaften, die man an dem Material wahrnimmt, wenn man die Biegungen mit Stäben vornimmt, die vor dem verschiedenen Abkühlen zu noch höherer Temperatur erwärmt waren, und erst recht, wenn man gar noch andere Proben vornimmt, als Zerreifsproben in ver schiedenen Temperaturen der Stäbe u. s. w. u. s. w., aber bei allen diesen Untersuchungen be wahrheitet sich der Vorzug des weichsten Materials. Um nicht allein die Güte des weichen Flufs- eisenbleches und die Berechtigung eines solchen Materials zum Kesselbau und den Unterschied zwischen ihm und dem harten Flufseisenblech zu zeigen, sondern auch beide Qualitäten mit ge- schweifstem Kesselblech zu vergleichen, sind die mit einer geschweifsten Feuerplatte bester Qualität und einem Mantelblech bester Qualität ange stellten gleichen Biegeproben der Tabelle hinzu gefügt. Der Vergleich mit ihnen darf natürlich kein directer sein, ist indefs so in die Augen fallend, dafs es nicht nöthig ist, die Einzelheiten durchzugehen. — Ferner ist zu der gleichen Frage der Redaction folgendes Schreiben zugegangen: An die Redaction der Zeitschrift »Stahl und Eisen«. Die Nr. 6 unserer Zeitschrift bringt zwei Aufsätze über Verwendung von Flufseisen im Dampfkesselbau, die gewifs dazu beitragen werden, das noch fast ganz allgemein mifsachtete Material in ein besseres Licht zu setzen. Wenn Sie mir gütigst gestatten, möchte ich anschliefsend an diese beiden Abhandlungen noch meine Ansichten und Erfahrungen zum Ausdruck bringen, die darin gipfeln, dafs hiesiges weiches Thomas-Flufs- eisen von einer Zusammensetzung: etwa 0,08 % C, 0,05 % P und 0,40 bis 0,45 % Mn bei Spuren von Si und nicht über 0,03 bis 0,04 % S. — Analyse nach den auf dem hiesigen Werke üblichen Bestimmungsmethoden — ganz unbe denklich zu Kesselbauten verwendet werden kann und jedem Low moorblech vollständig ebenbürtig ist. Die Hauptbedingung liegt in der richtigen Verarbeitung der gewalzten Platten und namentlich ist das Ausschärfen oder Ausziehen der Ecken mit der nöthigen Vorsicht zu machen, die darin besteht, das Material an diesen Stellen beim Anwärmen nicht so weit zu erhitzen, dafs es zu brennen anfängt. Wir ersetzen schon seit mehreren Jahren hier auf dem Werke, woselbst ständig 20 Stoch kessel in scharfem Betriebe sind, sämmtliche mangelhaft werdende Flammrohrbleche von 12 bis 15 mm Blechstärke durch weiches Thomas material ohne irgend welche Anstände, und kann ich meiner Ueberzeugung nur dahin Raum geben, dafs die Flufseisenflammrohre über und hinter dem Feuer sich besser bewähren als die besten Lowmoorbleche. Als für ganz selbstverständlich halte ich die Benutzung von Thomasblechen für Kopf- und Mantelplatten. Bei Schweifseisenblechen ist man gewohnt, dafs ein kleiner Rifs an der Kante oder vom Nietloch nach der Kante nichts schadet, man bohrt ein solches Rifschen einfach ab oder setzt ein Kupfer- oder Eisenniet mit grofsem Kopf darüber und keinem Menschen wird es einfallen, wegen eines derartig geringen Mangels irgend wie sich zu beunruhigen. Der Kessel bleibt weiter betriebsfähig und wird als solcher sowohl von den betreffenden Kesselschmieden und Meistern als auch von den abnehmenden Herren Ingenieuren und Beamten angesehen. Ganz anders ist es bei Flufseisenblech. Kommt dort der geringste Rifs vor, so ist die Noth gleich entsetzlich grofs, das Material taugt in allererster Linie nicht und Niemand fragt sich: ist denn vielleicht die unrichtige Verar beitungsweise daran Schuld? Und da ist denn zu sagen, dafs aufser dem eingangs erwähnten richtigen Warmmachen der Bleche, die weitere Verarbeitung auf der Lochmaschine (es werden ja trotz aller Bedingungen und Vorschriften Kesselbleche wohl doch noch vielfach gelocht, statt gebohrt) nur mit genau und sauber schliefsenden Matrizen und Stempeln erfolgen mufs. Ein solches Loch mufs glatt gestanzt sein und darf nicht durchgedrückt ausfallen, indem durch die dichte Aneinanderlagerung der einzelnen Flufseisenmolecüle der obere Lochrand zu sehr strapazirt wird und bei dem Auftreiben der Löcher mit dem Dorn und nachherigem Nieten des Kessels Risse entstehen, die eine Ursache zum weiteren Defectwerden einer Platte abgeben können. Also beim Lochen von Blechen »gröfste Aufmerksamkeit bezw. gute Instandhaltung der Lochmaschinen« und der Erfolg wird nicht ausbleiben. Wenn ich noch bezüglich Qualitätsvorschriften beim Thomas-Flufseisen etwas sagen darf, so möchte ich hervorheben, dafs die chemische Analyse den allerrichtigsten Aufschlufs darüber giebt und dafs ein Material von der in der Tabelle sub II erwähnten Zusammensetzung allen Anforderungen, die an weiches Flufseisen in bezug auf Zerreifsfestigkeit, Dehnung und Con- traction gestellt werden, reichlich entspricht. Thomas-Flufseisen von einer Abweichung nach oben oder unten wie in Nr. I und 111 der