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.STAHL UND EISEN.“ Juli 1887. stochen werden, kreisförmige, spiralische und schlangenförmig gebogene Körper u. s. w. Bei den sämmtlichen auf dem Druckeisen hergestellten Querschnittsformen läfst sich die Windung der Faser erzielen, indem der Block beim Vorwalzen aus dem dicken Block in den gewünschten Querschnittsinhalt eine beliebige Faserdrehung mitgetheilt bekommt, welche er dann nach dem Faonniren durch das Druckeisen beibehält. Beim Auswalzen von schmiedeisernen Schienen bietet die schraubenförmige Windung der Faser den Vortheil, dafs nicht mehr wie bisher durch die Abnutzung sich die einzelnen Faserlagen voneinander blätterartig losschälen, weil zu einem solchen Losschälen nicht nur ausschliefs- lich wie bisher nur die beim Schmiedeisen geringe Festigkeit der Querfaser überwunden werden mufs. Diese Lagerung der Faser quer zur Abnutzungskraft bietet aufser für Schienen noch für eine Reihe von Specialzwecken einen qualitativen Vortheil. Wirkt die Walznase, anstatt aufsen am Werkstück, ganz oder theilweise im Innern desselben, z. B. als runder, gerade vor dem Mittelpunkt des Werkstückes liegender Dorn, so läfst sich das Werkstück aufweiten, insbesondere aus massivem Eisen, Stahl und sonstigen Metallstücken in einem einzigen Durch gang durch das Walzwerk eine Röhre erzielen, deren innerer Durchmesser vom Dorn, deren äufserer Durchmesser durch den engsten Abstand der Walzenperipherie bestimmt wird. Der Dorn kann im hinteren Theil oder ganz, anstatt massiv, als Rolle ausgeführt sein, um 'die gleitende Reibung und die Abkühlung zu ver mindern. Er darf alsdann nicht drehbar sein und die Rollen müssen den wirkenden Flächen der Walzen gerade gegenüberliegen. Der Dorn kann auch auf seinem vorderen Conus ein Schraubengewinde tragen, wodurch er sich in das massive oder vorgebohrte oder gewalzte, hohlgegossene oder sonstwie gelochte Material einschraubt. Er darf alsdann ebenfalls nicht die gleiche Drehbewegung haben wie das Werkstück. Anstatt der massiven Blöcke können selbstredend, obwohl dies der Vertheuerung halber in der Praxis selten geschehen wird, auch hohl vorge walzte oder hohlgegossene oder vorgebohrte oder hydraulisch oder auf beliebige Weise gelochte Blöcke angewendet werden, wobei dann der Dorn sich entweder nach dem Austrittsende erweitert, gleich bleibt oder enger werden kann. Soll ein Erweitern des Rohres stattfinden, so werden die Walzen zweckmäfsig mit Erhöhungen versehen, welche mehr oder weniger parallel zur Achsenrichtung laufen, und dieselben am besten so angeordnet, dafs die von der einen Walze in der Rohrwand erzeugten Vertiefungen von der folgenden gekreuzt werden. Durch diese Erhöhungen wird fast ausschliefslich ein Breiten des Materials, also ein Vergröfsern des Rohrdurchmessers, erzielt, und es können die selben daher Breitwulste genannt werden. Diese Breitwulste kann man in verschiedener Form ausführen, dreieckig, abgerundet u. s. w., und es werden dieselben gegen das Austrittsende der Röhren am besten stets kleiner, bis sie- zum Schlufs ganz verschwinden, um ein völliges Glattwerden des Rohres zu erreichen. Die Breitwulste vermindern den Kraftverbrauch. Giebt man den Wulsten am Austrittsende der Walzen eine entsprechende Profilirung, so läfst sich bei geeigneter Dimensionirung auf dem Rohr eine Rändelung, Riffelung oder bestimmt geformte Erhöhungen und Vertiefungen durch das Walzen erzielen, welche für viele Zwecke, z. B. Mühlcylinder für Fräsestangen, Reibahlen, sowie andere schneidende und ähnlich wirkende Körper, sich verwerthen läfst. Giebt man allen Breitwulsten die gleiche Neigung gegen die Achsenrichtung und giebt ihnen gegen das Aus trittsende hin eine exacte Zahnform, so lassen sich Röhren und Rohre mit beliebigen Zähnen, z. B. Zahnradzähnen oder Fräsezähnen oder äufseren beliebig geformten Heizrippen, erzielen. Ist der Dorn am Austrittsende der Walzen pro- filirt, z. B. mit Zähnen versehen, so erhält das Rohr im Innern die entsprechende Negativform. Es können auf diese Weise z. B. Rohre mit inneren Heizrippen u. s. w. hergestellt werden. Bringt man auf dem Dorn ein gewundenes Profil, z. B. gewundene Fräsezäbne, ein Schrauben- gewinde u. s. w., an, so wird im Innern des Rohres das entsprechende Negativ erzeugt, z. B. ein inneres Gewinde oder innere gewundene Fräsezäbne u. s. w. Dieselben Mittel, welche vorhin beschrieben wurden, um ein Hohlwerden des Materials zu vermeiden, in erster Linie die Faserdrehung, die Anwendung 'gleichzeitig an greifender Triowalzen, Streckenwulste u. s. w., können beim Aus walzen von Hohl blocken in Anwendung gebracht werden, um den Durch messer des Rohres im Innern willkürlich zu verkleinern. Macht man den Dorn alsdann conisch und verstellbar, so wird der innere Durchmesser der fertigen Röhre von dem Durch messer des conischen Dornes an derjenigen Stelle bestimmt, welche momentan dem End punkt der wirksamen Walzenflächen gegenüber liegt, und durch Verstellung des Dornes kann daher der innere Durchmesser des Rohres oder der Röhre willkürlich vergröfsert oder verkleinert werden. Das Walzwerk ist, da auch die äufsere Dimension je nach dem Einstellen der Walzen beliebig variirt werden kann, für alle Dimensionen Röhren mit denselben Walzen und demselben Dorn universal wirkend. Da aufserdem die Verstellung sowohl des inneren wie auch des äufseren Durchmessers jeden Moment, also an jeder beliebigen Stelle desselben Werkstückes erfolgen kann , so ist