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August 188?. ,STAHL UND EISEN? Nr. 8. 545 gewiesen sein. Im Besitze besserer Hülfsmittel dürfte sicli die Flufseisenindustrie auch bald der lohnenden Trägerfabrication bemächtigen und imstande sein, auch in dieser Hinsicht die Bedenken gegen das Flufseisen zu besiegen. M. H.! Es sei mir noch gestattet, einige Worte über das Kreuzprofil zu sagen. Es ist nicht zu leugnen, dafs die Quadrantsäule gegenüber der Kreuzsäule im Brückenbau vermöge gröfserer Anschlufsfähigkeit, vermittelst eingenieteter Zwischenbleche, überlegen ist. Anders verhält sich dies aber bei Bauconstructionen. Daselbst sind die Niet- und Schraubenverbindungen einfacher und sie lassen sich auf den viel breiteren Kreuz-Schenkeln direct, ohne Vermittelung von Knotenblechen bei weitem bequemer bewerkstelligen. In meiner früheren Veröffentlichung ist diese Frage eingehend erörtert. Dort finden Sie auch nachgewiesen, dafs die Kreuzprofile trotz ihrer ungünstigeren Materialanordnung und relativ kleineren Trägheitsmomente wohlfeiler sein würden, weil die theure Nietarbeit wegfällt. Ich habe in dieser Beziehung noch hinzuzufügen, und mufs dies ganz besonders hervorheben, dafs diese unvortheilhaftere Materialanordnung gar nicht zu berücksichtigen ist, weil nämlich im Baufach Stützlängen von über 4 m nur selten vorkommen, alsdann aber gar keine Knickungsfestigkeit, sondern nur reine Druckfestigkeit in Rücksicht zu ziehen ist. Die Grenze für den Druckrechnungsfall ist bei den gradschenkeligen Kreuzprofilen in der ein fachen Relation gegeben, für den üblichen Fall, dafs der Stab an beiden Enden lose geführt ist: Stützlänge 1 = 15 resp. 20 mal Gesammt-Kreuzschenkelbreite, bei 7,5 bezw. 5 kg • mm Druckfestigkeit. Damit kommen wir zu dem überraschenden Resultat, dafs schon bei dem kleinsten X-Profile von 200 Breite, die Druckbelastungsgrenze bei einer Stützhöhe von 4 m liegt. M. H! Während sich Behörden, die Presse und andere gewichtige Stimmen aus dem Bau- und Ingenieurfache ausnahmslos günstig über die vielseitige Verwendungsfähigkeit der Kreuzsäulen aus gesprochen haben, so fanden dieselben im Princip, und ganz abgesehen von der Herstellung, gerade bei den Hüttenleuten wenig Gegenliebe. Man wies in erster Linie auf das kleinere Trägheits moment hin. Dies ist ja aber nach obiger Ableitung wohl gänzlich hinfällig. Auch sollten die Hüttenleute doch lieber dem schwereren Profil das Wort reden, weil es ihnen offenbar mehr einbringt. Alsdann wurde geltend gemacht, dafs sich die guten Quadranteisenschäfte nicht einmal einzu bürgern vermocht hätten, wieviel weniger würde dies beim Kreuzeisen der Fall sein. M. H. 1 Diese Erscheinung glaube ich auf rein äufserliche Ursachen zurückführen zu müssen. Durch Hinzuziehung einer Maschinenfabrik bei Beschaffung genieteter schmiedeiserner Säulenschäfte erwachsen nämlich mancherlei Schwierigkeiten in bezug auf Lieferzeit und Preis, wenn es sich nicht um gröfsere Lieferungen handelt. Dies würde anders werden, wenn direct gewalzte Druckprofile im Handel, wie die |—I-Eisen, gang und gäbe würden. Es ist dabei eine gröfsere Magazinanhäufung viel eher möglich und können die meisten Anschlüsse, wie Kopf- und Fufsplatten, durch typische Normalisirung ebenfalls Handelsartikel werden. Bei genieteten Säulen ist eine gröfsere Vorrathsansammlung fertiger Schäfte deshalb viel weniger rathsam, selbst wenn das Nieten und Walzen in einer Hand läge — die viel gerühmten Zwischenbleche geben nämlich hinterdrein zu den mannigfachsten Wünschen Veranlassung. Leider lassen sich diese aber nur von vornherein einnieten. M. H.! Die Zeitströmung ist dem Walzeisen im Wettbewerb mit Gufseisen in Verwendung zu Säulen entschieden günstig. Das sehen wir an der Verfügung des Berliner Polizeipräsidiums. Im allgemeinen wird auch der Architekt dem Walzeisen gern den Vorzug einräumen, es ist aber nicht seine Sache, in dieser Richtung bahnbrechend vorzugehen, dabei mufs ihm die Walzeisenindustrie helfend und fördernd zur Seite stehen, und hierzu ist derselben durch das Kreuzprofil das beste Mittel an die Hand gegeben. Es ist nicht zu leugnen, dafs für den Ausführungsfall derselben ein reichlicher Absatz an fänglich mit Schwierigkeiten verbunden sein wird. Indefs dürften diese Bedenken schon sehr abgeschwächt werden, wenn man die bedeutenden Quantitäten in Betracht zieht, die allein die Berliner Bauthätigkeit zu verschlingen imstande ist. M. H.! Die aufzuwendenden Einrichtungskosten für die Fabrication der X- Eisen stehen gegenüber den erwachsenden Vortheilen in einem sehr günstigen Verhältnifs, weil man nämlich X- und |—| - Fabrication vereinigen und in denselben Gerüsten betreiben kann. Die Rentabilität der Anlage dürfte dadurch von vornherein gesichert sein, um so mehr, als man von den Saum rippenkreuzprofilen wegen der allein vorkommenden Druckfestigkeit ganz absehen kann. Es genügen alsdann fürs erste etwa 4 gradschenkelige Profile von 200 mm Gesammtschenkelbreite an, um 50 zu 50 mm steigend, von denen jedes zur Verminderung nothwendiger Vorräthe in höchstens 2 Schenkeldicken als Lagerprofile herzustellen wäre.