Volltext Seite (XML)
Die richtige Verstellung der Walzen mag auf diese Weise nicht gerade bequem gewesen sein. Der Hauptfehler dieser Walzwerke dürfte aber in dem ständig offenen Kaliber bestanden haben, welches gar keine Garantie bietet, dafs sich das Material der Flanschen, — der vorgewalzte oder geschmiedete Block wurde in rechteckiger Form in das Universalwalzwerk eingegeben — dafs sich das Material der Flanschen symmetrisch zur Hauptprofilachse gruppirt und die beiden Flanschen überhaupt gleich breit werden. Von solchen Zufälligkeiten kann sich aber eine rationelle Fabrication nicht abhängig machen und scheinen daher auch die beiden Walzwerke nicht lange in Betrieb gewesen zu sein. Es ist hier noch von einem Kreuzeisen - Universalwalzwerk der Firma Petin Gaudet zu berichten, welches ebenfalls mit offenem Kaliber arbeitet und über welches das Gleiche zu sagen ist.* Aus neuester Zeit ist noch ein Patent des Hörder Bergwerk- und Hüttenvereins zu erwähnen. In der Patentzeichnung ist das Universalkaliber ebenfalls offen angegeben und haben die Patent ansprüche auf eine Construction Bezug, welche ein gleichzeitiges Stellen aller Walzen bezweckt. Ueber die Sache ist indefs bis jetzt noch nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen, ist besonders auch nicht ersichtlich, ob damit nicht speciellere Absichten verbunden sind. Es bleiben daher hierüber erst weitere Nachrichten abzu warten. M. H. 1 Die auf Blatt XXIV d. Nr. (vergl. auch Bl. XXXVI und XXXVII, 1886) dargestellten Formeisen-Universalwalzwerke haben mit den erwähnten Constructionen denselben Grundgedanken gemein und unterscheiden sich von denselben nur dadurch, dafs eine unwillkürliche Anlagerung von Material durch eine mehrseitige Einengung desselben verhindert wird. Zu diesem Zwecke sind die einen Walzen, vom Rande des Ballens ausgehend, hinterdreht und greifen darüber unter Belassung von Zwischenraum schräge Flächen von entsprechender Neigung, die den benachbarten Walzen angehören. Diese Anordnung ist bei dem X - Eisenwalzwerk symmetrisch und zwar sind dort die Kopf walzen nach innen verjüngt, während die Horizontal - Walzen die übergreifenden Flächen besitzen. Diese Flächen sind Kegelflächen, deren Neigung sich aus der Kalibrirung bestimmt. Bei dem |—| - Walzwerk ist die Anordnung unsymmetrisch in der veranschaulichten Weise. Es geschah dies deswegen, um bei einer Halbwendung des Walzstabes einen Wechsel der Grat stelle herbeizuführen. Bei dem doppelt symmetrischen X - Profile genügt hierzu eine Vierteldrehung. Befolgt man das Wenden, so kommt an die offene Stelle stets eine runde Kante und aufserdem ist daselbst, ähnlich wie beim Spitzbogenkaliber, jeder Druck in Wegfall gebracht. Die Verticalwalzen des |—| - Walzwerks sind im Durchmesser bedeutend kleiner als die Horizontal walzen. Von den letzteren wird daher das Walzgut immer zuerst erfafst, um so leichter, weil das Material in der Mitte gewöhnlich etwas vorragt. Die Verticalwalzen des X - Walzwerks haben aus stereometrischen Gründen gröfseren Durch messer als die Horizontalwalzen, ohne weiteres läfst sich deshalb ein Mitnehmen des Walzstabes von den treibenden Walzen nicht ermöglichen, und wird zur Erreichung dieses Zweckes die Walz öffnung seitens der Verticalwalzen stets gröfser als diejenige der anderen Walzen gemacht und zwar wird es so eingerichtet, dafs der Walzstab nach erfolgter Vierteldrehung das Kaliber seitens der Verticalwalzen soeben ausfüllt. Diese sind dadurch erheblich vom Walzdruck entlastet und deshalb auch die kleineren Zapfen vollständig zu rechtfertigen. Dasselbe gilt wegen Bearbeitung kleinerer Flächen auch vom |—(-Walzwerk. In dem |—| - Universal ■ Kaliber werden, da von einer definitiven Vollendung der Profile schon wegen der Oberflächen - Beschaffenheit der Walzen abgesehen werden mufs, Vorprofile mit gewölbten Schenkeln erzeugt, die in einem Fertigkaliber gewöhnlicher Art schliefslich geebnet werden. Die Wölbung der Flanschen hat manche Vortheile. Die Verticalwalzen führen sich besser am Walzgute, die Abnutzung der Horizontalwalzen ist geringer, auch wird dadurch jeder Stufen- und Wulstbildung vorgebeugt und alle Profiltheile genau gleichzeitig gestreckt. M. H. 1 Ich bin in der angenehmen Lage, Ihnen nachweisen zu können, dafs dies mit dem vorliegenden System in vollkommenster Weise der Fall ist, dafs sich ferner auch jede Gratbildung vermeiden läfst. Es sind dies Bleistücke, die nicht vollständig durch die Walzen gezogen wurden. Die Uebergangsstelle von dem einen Querschnitt in den andern setzt auf dem ganzen Umfang des Profils in gleicher Höhe an und erstreckt sich nur auf eine ganz kurze Länge. M. H.l Sie sehen dabei auch die Art der Gratvermeidung sehr deutlich. Diese X' und I—I - Eisenstäbe wurden in gleichbleibender Richtung vermittelst Ueberlieben ausgewalzt. * Dinglers polytechnisches Journal 1868, Seite 273.