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Zunächst ertheile ich dem Hrn. Metz das Wort zu seinem Vortrage: lieber den Erzbergbau und die Kohlenindustrie in Luxemburg. Hr. Leon Metz, Hüttenbesitzer aus Esch bei Luxemburg: M. H.! Der Vorstand unseres Vereins hat den Wunsch ausgesprochen, es möchte Ihnen von einem Vertreter der Luxemburgischen Eisenindustrie bei Gelegenheit der heutigen Versammlung eine kurze Uebersicht über das Vorkommen und den Abbau der Eisenerze, sowie über den Hochofenbetrieb im Luxemburgischen gegeben werden. Diesem Wunsche nachkommend, beehre ich mich Ihnen Folgendes ergebens! zu unterbreiten. Das luxemburgische Eisenste i n-Vorko m men* befindet sich in den Ausläufern des Lothringer Plateaus in einer Mächtigkeit von 30 bis 40 m. Es besteht aus einem liegenden Theil, gebildet vom oberen Lias-Sandstein, und aus dem hangenden, einem grauen Mergel. Die Lager erstrecken sich von Rödingen bis Düdelingen den französischen und lothringischen Grenzen entlang. Eine starke Verwerfung, welche durch den Lauf der oberen Alzette bezeichnet ist, theilt das Vorkommen in einen westlichen Flügel — Rödingen bis Reles — und in einen östlichen — Esch bis Düdelingen; die Strecke zwischen Reles und Esch befindet sich auf französischem und lothringischem Gebiete. Durch genannte Verwerfung bedingt, liegen die Flötze des Vorkommens bei Beles 40 bis 50 m höher als diejenigen an der Escher Seite. Im östlichen Flügel streichen die Flötze mit 50° von Norden nach Westen und fallen mit 2% gegen Südwesten. In der Nähe der Verwerfung ist das Fallen ein mehr westliches. Die Flötze erreichen die Thalsohle etwas südlich von Esch und Rümelingen etwa 300 m über dem Meeres spiegel. Im westlichen Flügel ist das Gefälle mehr westlich; die Thalsohle wird unterhalb Lasauvage bei 240 m über Meeresspiegel erreicht. Man unterscheidet im allgemeinen, ohne Nebenschichten zu berücksichtigen, vier Hauptflötze und zwar von oben nach unten: 1. Das sandige rothe, 2. das rothe, 3. das graue — mit allen Farben des Regenbogens — und 4. das schwarze. Das im östlichen Flügel vollständig entwickelte sandige Flötz dient zur Bestimmung der ver leihbaren Concessionsfelder. Sechs Meter höher hört das Eigenthum am Erze für die Besitzer des Landes auf. — Das sandige Flötz befindet sich nicht im andern Flügel. Geringer Eisengehalt und übermäfsiger Kieselsäuregehalt machen dieses Flötz nicht abbauwürdig. Das eigentliche rothe Hauptflötz zeigt sich im westlichen Flügel nur hier und da spurenweise, ist dagegen im östlichen überall vollständig ausgebildet; die bei Esch bis 31/2 m betragende Mächtigkeit nimmt östlich ab und hat bei Rümelingen und Düdelingen nur noch 1 bis 11/2 m. Das Flötz erfordert überall eine starke Handscheidung, da dasselbe mit 1/4 bis 2/3 der ganzen Mächtigkeit aus Kalksteinen besteht. Der Zwischenraum zwischen beiden genannten Flötzen beträgt etwa 10 bis 12 m; ein ebenso starker Zwischenraum trennt das rothe vom grauen Flötz, welches beide Flügel in einer Mächtigkeit von 3 bis 4 m durchsetzt. Das Erz dieses Flötzes ist im allge meinen weniger eisenhaltig; es ist kalkig und nimmt nach Westen an Kieselsäure zu. Das schwarze Lager kommt vollständig im ganzen westlichen Flügel vor; es hat bei Rödingen eine Mächtigkeit von 4 bis 5 m, bei Beles noch eine solche von 2 m. Dasselbe ist kieseiig und setzt sich noch in einigen Ueberresten bei Esch fort, um sich alsbald auszukeilen. — Man kann annehmen, dafs das Gesammtvorkommen sich auf eine Fläche von 4062 ha erstreckt, wovon das Ausgehende fast überall durch Tagebau — in der Nähe der Eisenbahnen — ausgebeutet ist. Gröfserer Tagebau findet noch zur Zeit in Düdelingen statt, wo täglich 1200 t gewonnen werden. Es ist den Herren, welche sich für die Sache interessiren, morgen Gelegenheit gegeben, diesen Abbau zu besichtigen. Der weitaus gröfste Theil der ganzen Eisenstein-Gewinnung geschieht unterirdisch und zwar durch Stollenbau. Tiefbau kommt bei uns nicht vor, weil die verschiedenen Lager über dem Wasserspiegel liegen. In dem östlichen Becken (Esch, Rümelingen und Düdelingen) werden fast überall zwei Lager ausgebeutet, welche zusammen 100- bis 120 000 t auf den Hektar ergeben. In unmittelbarer Nähe der Hütten von Esch werden ausnahmsweise drei übereinander liegende Flötze ausgebeutet, welche durchschnittlich 160- bis 180 000 t pro Hektar abwerfen. Diese Gruben können auch morgen von denjenigen Herren befahren werden, welche sich dafür interessiren. Das obere Lager, die sogenannte rothe Minette, hat daselbst eine Mächtigkeit von 3 bis 31/2 m, das mittlere, graue Lager 31/2 bis 4 m, das untere, schwarze 2 bis 21/2 m. * Vergl. auch »Stahl und Eisen« 1881, Seite 138.