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vollkommnung, die auch solche Fortschritte machte, dafs die deutsche Heeres verwaltung nach dem deutsch-französischen Kriege sich veranlafst sah, ihre bewegliche Artillerie vollständig mit neuen Geschützen auszurüsten. Die Kruppschen Systeme sind sämmtlich auf Hinterladung basirt; ihre Eigen art besteht theils in der Darstellung des Metalls, theils in der Construction des Geschützes, beides zusammen verleiht ihnen neben grofser Dauerhaftig keit die bedeutende Wirksamkeit und zweifellose Ueberlegenheit vor anderen Systemen. Die Gesammtzahl der bis heute gelieferten Kanonen ist über 23 000. Der Anfertigung der leichteren Geschütze folgte der Bau schwerer und schwerster Festungs- und Marinegeschütze bald nach, die, sich in den Ab messungen immer steigernd, gegenwärtig in schier unglaublicher Gröfse und Wirksamkeit hergestellt werden. Wir erwähnen unter denselben vor Allem die im italienischen Kriegshafen Spezia aufgestellten Kanonen, deren Rohr gewicht bei 14 m Länge 120 000 kg beträgt. Hand in Hand mit dieser Fabrication ging die Herstellung der grofsen Gufsstahlblöcke und die Erbauung der zu ihrer Bearbeitung nöthigen Werkzeugmaschinen. Bekannt unter denselben sind die grofsen Dampfhämmer, allen voran der 1000 Centner-Hammer, dessen Ausführung der Fabrikherr entgegen den gewichtigen Bedenken zahlreicher Fachleute durchgesetzt und bei welchem er seine hervorragende Begabung als Constructeur aufs neue bewiesen hat. Denn ausdrücklich sei hervorge hoben, dafs gerade die Erfindungen, welchen das Werk seine Blüthe verdankt, dem persönlichen Talente von A. Krupp zuzuschreiben sind. Es wäre aber verkehrt zu glauben, dafs der gröfste Theil der aus der Gufsstahlfabrik in Essen stammenden Fabricate Kriegszwecken gewidmet sei, der weit überwiegende Theil ist für Zwecke des Friedens bestimmt. Zu An fang der 60er Jahre führte Krupp zuerst den Bessemer-Procefs in Deutsch land ein und legte den Grund zu einem Stahlschienen-Walzwerk, welches so leistungsfähig wurde, dafs seine Fabricate auf dem Weltmärkte sich einen bei dem ausländischen Wettbewerb gefürchteten Stand erobert haben. Auch in der Blechfabrication leistete das Werk Grofses; bekannt ist, dafs unter den schweren Hämmern aufser Kanonenrohren auch schwere Stahlstücke für alle möglichen anderen Zwecke, besonders für schwere Schiffswellen und sonstige Marinezwecke geschmiedet werden. An Stahl und Eisen wurden im Jahre 1851 erst 11000 Centner, 1881 aber bereits 260000 t erzeugt. Um sich im Bezüge der Rohmaterialien vom Wechsel der Geschäfts lage unabhängig zu machen, erwarb er umfangreichen Besitz an Kohlen- und Erzgruben, legte an auswärtigen Plätzen Hochöfen an und wurde sogar Reeder mit einer stattlichen Seedampferflottille, um die Erze aus seinen spanischen Gruben nach Deutschland überzuführen. Von hohem Interesse ist es, das Wachsthum der Fabrik zu verfolgen. Weiter oben ist bereits erwähnt, dafs Alfred Krupp im Jahre 1832 mit 10 Arbeitern in einer Reihe stand, 1845 zählte er 122, dagegen 1848 wieder um weniger, nämlich 72 Köpfe. In 1851, dem Jahre der ersten Londoner Weltausstellung, arbeitete das Werk mit 250 Arbeitern, dreifsig Jahre später waren auf der Gufsstahlfabrik 11211, auf den dazu gehörigen Hütten und