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er die vom Tertianer des Gymnasiums zum Leiter einer Fabrik erhoben, ihm damit aber zugleich die schwere Verpflichtung aufgebürdet, für Mutter und Ge schwister den Lebensunterhalt zu erwerben. In harter Arbeit, mit Hülfe nur weniger fremder Hände, deren Zahl im Jahre 1832 erst zehn betrug, gelang dem Jüngling, dem das Bewufstsein ernster Pflichterfüllung, welches, ihn im reifen Mannesalter in ausgeprägter Weise ausgezeichnet hat, schon damals das höchste Ziel gewesen zu sein scheint, nicht nur diese schwere Aufgabe, langsam glückte es ihm auch, die auf dem väterlichen Erbe lastenden Schulden abzutragen. Bei dem Tode ihres Begründers waren, wie ein damals von der Wittwe erlassenes Rundschreiben besagt, die in der Fabrik verfertigten Waaren: Münzstempel, Stangen, Spindeln, Tuchscherblätter, Walzen, Werkzeuge und dergl. Mit zäher Willenskraft, mit nie ermüdender Thätigkeit, als Meister, Giefser, Dreher, Schmied, Ingenieur und Kaufmann in einer Person, vervoll kommnete Alfred Krupp die von seinem Vater begonnene Fabrication, Anfertigung von Walzen für Goldarbeiter, Münzen und dergl. bis zu bisher nicht gekannter Genauigkeit und Vollendung getrieben hatte, schritt er zur Herstellung von Eisenbahnmaterial. Zunächst schmiedete er aus seinem vor züglichen Materiale Achsen für Locomotiven und Wagen, ferner Federn und Anfang der 50er Jahre gelang seinem schöpferischen Erfindungsgeiste die Herstellung der Radreifen in einem Stücke ohne Schweifsung. Am 24. Februar 1848 übernahm er die Fabrik in alleinigen Besitz. Schon Anfangs der 40er Jahre hatte er seine Versuche mit der Herstellung eines für die Fabrication von Geschützen geeigneten Gufsstahls begonnen, dessen hohe Ueberlegenheit vor allen anderen, für diesen Zweck gebräuch lichen Materialien er mit genialem Blick erkannt hatte, und welche ihm auch im vollen Mafse nachzuweisen gelang, nachdem er zur Verwendung gezogener Rohre übergegangen war. Die Ungeheuern Schwierigkeiten, welche der Erfinder der Gufsstahlgeschütze zunächst bei ihrer Herstellung selbst, dann auch bei ihrer Einführung zu überwinden hatte, werden der Weit wohl für immer verborgen bleiben; sie weifs nur von dem Rufe und von der hohen Blüthe, zu welcher das Werk durch die Aufnahme dieser Fabrication gelangt ist. Im Jahre 1847 wurde in Berlin eins seiner Geschütze, unter sehr guten Ergebnissen geprüft; im Laufe der 50er Jahre gingen gleiche Versuche in Bayern, Oesterreich und Braunschweig vor sich, wobei namentlich letztge nannter Staat ein höchst günstiges Urtheil über die neuen Geschütze fällte. Gröfsere Bestellungen ertheilte merkwürdigerweise Aegypten zuerst, einen Auf schwung aber nahm die Geschützabtheilung erst, nachdem im Jahre 1859 die Einführung der Kruppschen Kanonen bei der Feldartillerie der preufsischen Armee beschlossen wurde. Andere Staaten folgten nach und giebt es heute unter den europäischen Ländern, abgesehen von Frankreich und England, nicht eins, das nicht gröfsere oder kleinere Partieen Kruppscher Geschütze bei sich eingeführt hat. Ihr Erfinder arbeitete unermüdlich an ihrer Ver- sie gleichzeitig auf immer weitere Gebiete ausdehnend. Nachdem