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Gründe waren zweifach, nämlich zunächst spielte die leichtere Fabrication dabei eine Kolle und zweitens die Absicht, die Schienen zu wenden, wenn der eine Kopf abgeschlissen sei. Die Fortschritte im Walzwerkbetriebe setzten aber bald die Fabri canten in den Stand, die Fufsschienen ebenso leicht herzustellen wie die doppelköpfigen, und sogar viel leichter als eine Reihe anderer Profile von zweifel haftem Werthe, welche nach und nach aufkamen. Was weiter das Wenden der Schienen anbetrifft, so hat die Erfahrung gelehrt, dafs darauf gar nicht zu rechnen ist. Ehe die Oberfläche abgeschlissen ist, ist die Schiene um so viel leichter geworden, dafs sie überhaupt ganz erneuert werden mufs. Aufser- dem wird die Schiene an den Stellen, wo sie in den Schienenstühlen gelagert ist, mit der Zeit so stark eingedrückt, dafs sie nicht mehr umwendbar ist. Durch die Aufnahme der bulb rails geben that- sächlich die betreffenden Eisenbahn-Ingenieure die Richtigkeit dieser Betrachtung zu und stellen damit die Berechtigung der Stuhlschiene in Frage. Wenn dem aber so ist, d. h. wenn man auf die Umwend- barkeit der Schienen verzichtet, und ferner die Fabrication keine Schwierigkeiten mehr bereitet, so wird damit gleichzeitig zugestanden, dafs die Fufs- schiene die beste ist. Der breite Fufs gewährt die gröfste Festigkeit sowohl im verticalen wie im horizontalen Sinne für dasselbe Gewicht im Profile, und giebt gleichzeitig die gröfste Auflagefläche und Widerstandsfähigkeit gegen Seitendruck. Aufserdem kann sie sehr gut ohne Benutzung von Stühlen oder Unterlagsplatten befestigt werden. Englische Eisenbahn-Gesellschaften haben cs für vortheilhaft befunden, von Jahr zu Jahr schwerere Profile zu nehmen. Die London and North Western Railway Company hat jetzt 90 Ibs. per yard (44,6 kg p. m.) für ihre zweiköpfige Schiene aufgenommen. Was für eine prächtige Fufsschiene könnte gemacht werden, wenn für sie ein solches Gewicht erlaubt wäre! Im Verhältnifs zu den in den Colonieen und dem Auslande gewöhnlich angewendeten Schienen würde sie »fest wie Felsen« und »dauerhaft wie Berge« sein. Wir wagen . in der That die Be hauptung aufzustellen, dafs die Fufsschiene sowohl in Grofsbritannien wie auswärts alle anderen Systeme verdrängen wird. Ein anderer Grund spricht vielleicht noch stärker als die bis jetzt erwähnten zu Gunsten der Fuls- schiene. Dieselben brauchen keine Schienenstühle. Trifft dies bei Holzschwellen schon zu, so sind bei eisernen Schwellen erst recht die Schienenstühle vollständig überflüssig und eine unnütze Compli- cation. Bei der Fabrication von Flufseisenschwellen bildet es keine Schwierigkeit, bei jedem beliebigen Querschnitt die Theile, welche hauptsächlich dem Verschleifs und der Verrostung ausgesetzt sind, dicker als die übrigen Theile zu machen. Auch ist cs bei- dem Walzen und dem Abschneiden auf Länge ein Leichtes, an der oberen Seite Knaggen und Aus schnitte anzubringen, welche zur Befestigung der Schiene nothwendig sind. Die Form des Quer schnittes der Fufsschiene ist so günstig, dafs man ihr ohne Mühe einen festen Halt und eine feste Grundlage geben kann. Die Form der doppel köpfigen Schiene dagegen ist eine der schlechtesten, welche gewählt werden konnte, um diese wichtigen Bedingungen zu erfüllen. Bei der Wahl dieses Profdes scheint man wirklich nur einfache Fabri cation und die Möglichkeit, die Schienen zu wenden, im Auge gehabt zu haben. Gicht man zu, dafs mit der Erreichung dieser beiden Eigenschaften heutzutage ein Vortheil nicht mehr verknüpft ist, so ist es klar, dafs die V erwendung der doppelköpfigen Schiene nichts als eine unnöthige Complication und Vertheuerung der Fabrication in VI.7 sich schliefst. Es ist anzunehmen, dafs die mafs- gebenden englischen Eisenbahningenieure dies längst eingesehen haben, aber es ist ein Grund ganz anderer Art, welcher sie hindert, ihrer Ueberzeugung zu folgen. Es ist die Angst vor der Verwirrung und Unordnung, welche mit der Einführung eines neuen Profils nebst anderer Befestigungsweise verbunden sind und welche sich namentlich in der Zeit des Uebergangs von einem zum andern geltend machen. Und so schleppen sie sich noch mit einem veralteten und unterwerthigen System herum, nach dem alle anderen Staaten schon längst ein neues und besseres gewählt haben. Man denkt sogar daran, das doppelköpfige Schienen- und Schienenstuhl-System durch die Anwendung von Flufseisenschwellen fernerhin zu sanctioniren, in welchen die Stühle von unten eingepafst sind. Solche Schwellen können ohne Zweifel gemacht werden, aber sie erfordern eine aufserordentliche Dicke und ein ebensolches Gewicht, kostspielige und complicirte Maschinen zur Herstellung und bedarf man zu ihrer Herstellung eines aufserordentlich weichen Materials, falls sie nicht leicht zu Brüchen neigen sollen. Nachdem anderwärts Flufseisenschwellen mit grofsem Erfolg eingeführt sind, würden wir es für sehr bedauerlich halten, wenn diese Gelegenheit nicht wahrgenommen würde, um die Stühle zu beseitigen und die doppel köpfigen Schienen durch Fufsschienen zu ersetzen. Früher oder später mufs dies doch geschehen und es hat sich in ähnlichen Fällen noch stets als weise bewährt, das Unvermeidliche früher und nicht später zu thun. : Erfahrungen und Versuche über Verwendung von verzinkten Eisenrohren für Wasserleitungen. Von H. Bunte. Auf der vorletzten Versammlung des Deut schen Vereins von Gas- und Wasserfach männern war die Frage der Zulässigkeit verzinkter, sogenannter »galvanisirter« Eisenrohre für Wasser leitungen Gegenstand der Besprechung und zwar besonders bezüglich der Verwendbarkeit in sani tärer Beziehung. Dieser Anregung lag ein Erlafs des österreichischen Ministeriums zu Grunde, in welchem die verzinkten Rohre als „ausgeschlossen von der allgemeinen Verwendung bei Anlage von Trinkwasserleitungen“ bezeichnet wurden. Der Ver fasser hat nun in seiner Eigenschaft als Genera 1- secretär im Auftrage des Vereins Erhebungen an gestellt. Nach dem erstatteten Gutachten des Oberbauraths Dr. v. Ehman, früherem Leiter des Wasserversorgungswesens in Württemberg, stehen verzinkte Rohre aus Schmiedeisen für Wasser leitungen im Innern von Gebäuden hinsichtlich Dauer und Widerstandsfähigkeit jedem sonstigen bis jetzt praktisch zu verwendenden Rohmaterial voran. Auch dürften nach diesem Gutachten verzinkte Rohre bester Qualität bei Hauswasserleitungen sanitäre Bedenken nicht erregen. Ein aufserordentlich reichhaltiges Material stellte weiter Prof. Ripley Nichols in Boston dem Ver fasser zur Verfügung. Dr. W. E. Boardmann in Boston hat gleichfalls diese Frage sehr gründlich studirt und versichert mit Bestimmtheit, dafs Zink oxyd, so weit es im Wasser vorkommt, absolut unschädlich ist. Eigene Versuche des Verfassers ergeben, dafs neue Rohre an Wasser beim Durch- flufs durch dieselben Zink abgeben, dafs aber die gelösten Zinkmengen selbst nach sehr langer Zeit noch so gering sind, dafs sie als vollständig harm los bezeichnet werden müssen. Aus alledem geht hervor, dafs sanitäre Be denken in keiner Weise der Verwendung von Zink rohren entgegenstehen. (Aus Schillings Journ. für Gasbel. u. Wasservers. durch Chemiker-Ztg.) 8