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Referate und kleinere Mittheilungen. Die Bedeutung des Thomas-Processes für die Tiegelstahl-Erzeugung, In einer der letzten Monatshefte des Jahrgangs 86 dieser Zeitschrift findet sich ein werthvoller Aufsatz über die Entwicklung des Bessemer-Processes aus der Feder des berühmten Erfinders selbst, in welchem unter anderem erzählt wird, dafs auf einem eng lischen Werke bestes schwedisches Roheisen auf weiches Flufseisen erblasen und dieses dann aus dem Converter in Wasser gegossen wurde, worauf die so gewonnenen (Tranalien mit Holzkohlenpulver und Manganoxyd gemischt in Tiegeln auf besten Gufsstahl verschmolzen worden seien. Darin liegt ein sehr beachtenswerther Wink für Thomas-Werke, denn gelingt es diesen, mit wenig Unkosten ihre reinsten phosphorfreiesten Flufseisensorten sofort nach dem Fertigblasen in linsen- bis erbsengrofse Granalien zu verwandeln, die man noch mühelos zwischen harten Walzen nachträglich kalt etwas platt drücken könnte, dann ist für die Tiegelstahl- Erzeugung viel gewonnen durch ein Verfahren, welches der Verfasser dieses den umgekehrten Uchatius-Procefs nennen möchte. Vor etwa 6 Jahren wurde ich zur Betriebs leitung einer ziemlich ansehnlichen Gufsstahl- und Werkzeugfabrik berufen und fand bei meinem Antritt eine grofse Menge nur linsengrofser, aber compacter Stückchen von gutem Eisen vor, welche von der Drahtstiften- und Schlofsfabrication herrührten. Der Werkbesitzer hatte dieselben einige Zeit vorher durch einen Gelegenheitskauf billig erworben, in der Meinung, sie leicht auf einen weichen Tiegel stahl verschmelzen zu können; diese Voraussetzung erwies sich als eine irrige, weil die kleinen schweren Körperchen zu dem Boden der Tiegel rollten, dort zu kaum zu verschmelzenden Klumpen zusammen- schweifsend, wodurch viel ungarer Stahl entstand. Da kam ich auf den Gedanken, diese kleinen Eisenpartikelchen im Tiegel selbst in Holzkohlen pulver zu betten und so den Cementations- und Schmelzprocefs gleich in einer Manipulation durch zuführen. Beim ersten Versuche erfolgte eine Ueberkohlung, das Product war zwar noch bei Vorsicht schmied bar, aber schon einem sehr reinen weifsen Roheisen ähnlich, und war zu Drahtzug-Eisen geeignet. In der Folge erwies sich Holzkohlenzusatz als zu roh wirkend. Nach mehreren Versuchen gelang es mir übrigens durch geeignete Zuschläge und die richtige Ofenführung beim Schmelzen, das Verfahren so aus zubilden, dafs es eine wahre Freude war, durch Zusammensehmelzen kleiner Weicheisen-Körperchen mit Zuschlagpulver den besten Tiegelgufsstahl her zustellen , mit einer Sicherheit und Mühelosigkeit, welche ihresgleichen suchen dürften; alle jene Un zukömmlichkeiten, welche dem praktischen Gufs- stahlhüttenmanne das Leben sauer machen, waren überwunden. Die Eisengranalien mit ihrem Zuschlag pulver lagen als compacte, die Wärme trefflich leitende Masse im Tiegel, den Gasen keinerlei Zutritt gestattend, alle Tiegel hatten ihre haarscharf gleiche Einwage und so erfolgten stets lauter gleich harte, schöne, reine und dichte Blöcke. Es hatte auch ganz den Anschein, dafs durch die innige Berührung des fein zertheilten Schmelzgutes mit den Zuschlägen ersteres noch eine nachträgliche Reinigung erfuhr. Leider war keine Gelegenheit zum Analysiren vor handen, allein ein praktischer Versuch schien diese Ansicht kräftig zu bestätigen; ich cementirte von diesem Kleineisen eine Partie und schmolz sie dann erst ohne jeden Zusatz als etwas neutrale Schlacke ein, es erfolgte ein viel geringwerthigerer Stahl als beim directen Verfahren, welches immer ein vor zügliches Product, wie es nur ans den besten und theuersten Rohstoffen herzustellen ist, ergab. Nicht unerwähnt soll bleiben, dafs auf diese Weise auch die vollendetsten Legirungen mit Chrom und Wolfram u. s. w. herzustellen sind, und dafs auch der Fagongufs in Beachtung gezogen werden mufs. Diese wirklich schöne Erzeugungsweise konnte ich leider nur auf ein Quantum von etwa 120 m- Centner ausdehnen, dann waren diese kleinen Abfälle nicht mehr in "genügender Menge aufzutreiben, allein der Aufsatz in »Stahl und Eisen«, den ich am Beginne dieses erwähnte, hat in mir wieder die Erinnerung an jene Zeit wachgerufen, und so ist vielleicht ein Fingerzeig gegeben, das edelste aller Stahlmaterialien, den reinen, compact gegossenen Kohlenstahl, erheblich billiger als bisher herzustellen und ihm eine ausgedehntere Verwendung zu eröffnen. 0. S. Ergänzung der Bestimmungen über die zollfreie Zulassung des zur Verarbeitung und Wiederaus fuhr bestimmten Roh- und Brucheisens*. Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 24. Februar d. J. beschlossen, die obersten Landes finanzbehörden zu ermächtigen, dafs dieselben zu verlässigen Fabricanten die Begünstigung der Ziffer 2 des Schlufsprotokolls zum Zollvereinigungsvertrage vom 8. Juli 1867 ausnahmsweise auch unter den nachstehenden Bedingungen gewähren dürfen: 1. Die Fabrikverwaltung ist verpflichtet, alles von ihr zu verarbeitende Eisen, das ausländische sowohl wie das inländische, auf ihre Privat niederlage zu nehmen und darin das inlän dische Eisen getrennt vom ausländischen zu lagern. Das inländische Eisen- behält dabei trotz seiner Aufnahme in die Privatniederlage seine Eigenschaft als inländische Waare. Die An schreibung des ausländischen Eisens erfolgt auf Grund der zollamtlichen Abfertigungspapiere, die des inländischen auf Grund einer von der Fabrik Verwaltung unter Beifügung der Facturen und Frachtbriefe vorzulegenden Anmeldung. Insoweit die Fabrik altes Brucheisen in kleineren Mengen ankauft, bedarf es einer Anmeldung erst dann, wenn das angekaufte Eisen eine be stimmte Menge erreicht hat, wobei dann das Ankaufsbuch vorzulegen ist. 2. Vor jedem Gufsacte hat die Fabrikverwaltung der Steuerbehörde das Gewicht des zur Ver arbeitung gelangenden in- und ausländischen Eisens anzumelden. Die Gewichtsangaben wer den, ehe das Eisen zum Schmelzofen gebracht wird, amtlich geprüft, worauf die abgemeldeten Mengen im Niederlageconto abgeschrieben werden. Die zur Ausfuhr angemeldeten Waaren werden amtlich verwogen. 3. Der am Schlus eines jeden Vierteljahres vor zunehmenden Abrechnung wird die Annahme * Aus dem »Centralblatt für das deutsche Reich«, Nr. 11, mitgetheilt durch Dr. II. Rentzsch in Lief. Nr. 14 des Vereins deutscher Eisen- und Stahl industrieller.