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Juni 1887. „STAHL UND EISEN. Nr. 6. 427 tim so mehr, als wohl die Eigener derselben ausnahmslos Mitglieder des Vereins sein dürften. Während im Jahre vorher die Zahl der auf den Eisenförderungen anfahrenden Mannschaft noch ge wachsen, ist sie, wie oben zahlenmäfsig festgestellt, im laufenden ganz erheblich zusammengeschmolzen; sie zählt um 568 männliche und 231 weibliche Ar beiter weniger als in 1885, wobei aufserdem noch hervorgehoben werden mufs, dafs auf acht der be handelten 41 Förderungen kürzere Zeit als 6 Monate, auf fünf derselben zwischen 7 und 9 Monate, auf fünf anderen zwischen 10 und 11 Monate und nur auf dreiundzwanzig während des ganzen Jahres gear beitet wurde. Der Durchschnittsverdienst auf den Kopf wird in der »Uebersicht der Hauptergebnisse« u. s. w. vom Statistiker zu 310,17 ( festgestellt, wozu er sagt: » . — Die Steigerung der Arbeitslöhne (im Jahre vorher entfiel auf den Kopf305,92 •4() ist nur eine schein bare, indem die Arbeitslöhne auch bei denjenigen Gruben, welche nur einige Monate im Betriebe waren, auf das volle Jahr berechnet sind, was in früheren Jahren nicht geschah, indessen für die gesammten Lohnver hältnisse sehr viel richtigere (??) Resultate giebt. Der niedrige Lohnsatz entspricht der grofsen Zahl der minder hoch bezahlten Arbeiter, welche beim Eisen erzbergbau beschäftigt wurden. Er entspricht ferner den allgemeinen Erwerbsverhältnissen der wenig dicht bevölkerten, mehr land- und forstwirthschattlichen nördlichen oder Erzzone des Industriegebietes, in welcher fast jeder Arbeiter einigen landwirthschaft- liehen Nebenbetrieb hat, zu welchem ihm die kurze Arbeitszeit auf den Erzgruben völlig Zeit läfst. Aus der Höhe des Durchschnitts-Jahreslohnes durch ein fache Division die Höhe des Tagelohnes festzustellen, würde gleichfalls zu einem unrichtigen Ergebnifs führen, da die Eisenerzgruben namentlich zur Zeit der Feldarbeit schwächer belegt sind und als durch schnittliche Arbeiterzahl gewöhnlich diejenige des Jahresschlusses angegeben wird.“ Nach diesem Vor gänge ist es nicht mehr möglich, mit Anspruch auf Thatsächlichkeit aus der Statistik zu berechnen, welchen Theil vom Werthe der Förderung die Arbeits löhne absorbiren, wie nach dieser Explication die Angaben über Belegschaft und Löhne bei der Eisen erzgewinnung nur noch einen sehr problematischen Werth behalten. Wie im Jahre 1885, so hat auch in 1886 bei den Eisenerzförderungen die Frauenarbeit wieder zuge nommen; der Procentsalz der beschäftigten Frauen stieg von 39 auf 42,3. Trotzdem ist auffallender weise die Leistuug pro Kopf ganz erheblich, von 181,36 t auf 214,53 t, also um 18,2 % gestiegen. Unter der wohl richtigen Annahme, dafs meist im Gedinge gefördert wird, deutet die nur verhältnifs- mäfsig kleine Steigerung des Durchschnittsverdienstes auf eine ansehnliche Herabsetzung der Gedingsätze hin, die angestrengtere Arbeit zur Erreichung des Lohnes erheischte. Die Zahl der Verunglückungen bei den Eisenerz gruben ist, wie gewöhnlich, nicht grofs, gleichwohl verlief der achte Theil derselben — 3 — tödtlich. Kohlenverbrauch und Arbeiter. In Vorstehendem behandelte Industriezweige Oberschlesiens consumirten im Berichtsjahre an Stein kohlen : die Eisenerzgruben „ Koksfabrication . „ Kokshochöfen . . „ Giefsereien . . . „ Walzwerke . . . „ Flufseisenhütten . „ Drahtwerke . . » Frischhütten . . Summa 2 414 t 1 128 216 „ 58 961 „ 7 721 „ 577 606 „ 61 929 „ 33 640 „ 167 „ einschliefslich für Glückauf geschätzte 80 000 t 1 870 654 t (1885 = 2 028 3901) etwa 14,54 % (1885 — 15,94 %) der gesammten ober schlesischen Kohlenförderung. Unter Zugrundelegung der statistisch pro Kohlen bergmann ausgewiesenen Arbeitsleistung in 1886 von 317 t (1885 = 316,39 t) gab direct Beschäftigung: Personen beim Kohlenbergbau . 5901 und direct bei der Koksfabrication 1701 „ „ » 90 „ den Kokshochöfen . 3552 „ „ Holzkohlenhoch öfen ... 16 „ „ Walzwerken . 8573 „ der Flufseisenfabri- cation . . . 1454 „ den Drahtwerken . 1746 „ der Frischere! . . 16 „ „ Nebengewinnung von Eisenerzen 208 Summa 24887 14151 961,00 gegen 29226 16199 478,00 in 1885. die Eisenindustrie in- 88 566,00 984 186,00 937 368,00 7 295,00 3 440,00 5 260 290,00 mit Jahresverdienst 3 201 705,00 807 757,00 57 000,00 2 015 920,00 Vorstehende Zahlen unter in früheren Jahren ge machtem Vorbehalt. Mit der 1886 er Statistik verabschiedet sich der Verfasser von seinen Lesern, leider! Denn unter seiner Bearbeitung hat dieselbe eine weitaus cor- reclere Gestalt angenommen, als vorher, und liefs die Feder eines Sachverständigen mehr erkennen, als die ganze Serie der früher erschienenen. Möchte der Nachfolger auf dem eingeschlagenen Wege verharren und allmählich alle noch vorhandenen Mängel be seitigen. • Dr. Leo.