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Mai 1887 STAHL UND EISEN.“ » sich in 3 mächtigen Bogen aus Gufsstahl über den Flufs spannt, von denen der mittlere eine Oeffnung von 158,5 in hat. Die Probleme, welche er bei diesem Unternehmen löste, sind in der Geschichte der Inge- nieurkunst mit unvergänglichen Lettern verzeichnet. Ira Jahre 1874 vertiefte Eads auf Veranlassung der Regierung das an der Mündung stark versandete Flufs- bett des Mississippi bis auf 30 Fufs Tiefe und eröffnete so die Häfen von New Orleans und anderer Städte am Mississippi den Seeschiffen der Welt. Das letzte grofse Unternehmen, welchem sich Eads widmete, war der Plan zu einer grofsen Schiffs eisenbahn über den Isthmus von Tehuantepec in Mexico. Die Länge der Eisenbahnlinie sollte 134 Meilen betragen, der höchste Punkt 134,5 m über der Meeresfläche liegen. Kapitän Eads schlug vor, an jedem Ende der Linie ein grofses Dock zu errichten, in welchem die schwersten beladenen Seedampfer auf Wagen gehoben werden sollten. Diese sollten dann den Dampfer durch 6 riesige Locomotiven von einem Ocean zum andern schaffen. Dieses Unternehmen ist trotz der Fürsprache der Regierung der Ver. Staaten bis zu seinem Tode ohne Erfolg geblieben. Der Name Eads wird in der dankbaren Erinnerung seiner Landsleute stets fortleben. Der Niedergang der Schweifseisenindustrie in England. Der Secretär der British Iron Trade Association Jeans hat kürzlich eine Reihe von Statistiken von aufserordentiichem Werthe aufgestellt. Die Tabellen beziehen sich auf den Eisenwaarenhandel im Jahre 1886 und enthalten für den Erzeuger des Fertigeisens Auskünfte von gröfster Wichtigkeit. Die Einzelheiten der Statistiken beweisen, dafs die Erzeugung von Schweifseisen in Grofsbritannien sehr stark in der Abnahme begriffen ist und weisen nach, dafs das Flufseisen nicht nur die früheren Materialien ver drängt, sondern dafs auch infolge der gröfseren Dauer haftigkeit desselben gegenüber Schweifseisen die Nachfrage nach Stahl selbst abnimmt. Um diese Thatsache in das richtige Licht zu stellen, seien einige Einzelheiten der Statistiken angeführt. Die Produc tion von Puddeleisen in Grofsbritannien war 1886 1642 568 t (zu 1000 kg) oder 299135 t weniger als im Jahre 1885. Von dieser Abnahme fiel der gröfste Theil auf Süd-Staffordshire, wo die Production um 117372 t geringer war; das nördliche England erzeugte 65 681 t und Süd-Wales 50210 t weniger. Süd- und West- Yorkshire allein erzeugten gröfsere Mengen und zwar bis zu 2950 t mehr. Die Gesammtabnahme in der Erzeugung von Puddeleisen beträgt seit 1882 1244430 t, während in derselben Zeit die Production an Bessemer stahl und Flammofen-Flufseisen um 157 480 t ge stiegen ist. Daraus ist ersichtlich, dafs im Jahre 1886 1086 950 t Fertigfabricate weniger erzeugt wurden als im Jahre 1882. Im vergangenen Jahr betrug die Menge der fertigen Eisen- und Stahlproducte 56 % der Gesammt-Roheisenerzeugung, der Ueberschufs ist im rohen Zustande verkauft worden, in den Lagern geblieben oder zu Giefsereizwecken verwandt worden. Mit dem Niedergange der Fertigeisenproduction war eine Abnahme der Zahl der im Betrieb befindlichen Puddelöfen nothwendigerweise verbunden. Ende 1886 bestanden 4246 von diesen Oefen gegen 4902 in 1885. Die Zahl der arbeitenden Oefen war im Jahre 1886 2908, gegen 3316 im Jahre 1885. Diese Zahlen zeigen deutlich, wie Jeans bemerkt, dafs die Abnahme dieses Zweiges der Eisenindustrie langsam, aber sicher vor sich geht. Die jetzige Zahl der Puddel öfen ist geringer als in irgend einem Jahre seit 1861, in welchem sie 4147 betrug. Die höchste jemals er reichte Zahl war 7575 im Jahre 1875. Zwischen 1875 und 1886 besteht also eine Abnahme von 3329 oder 44 % in der Zahl der betriebsfähigen Puddelöfen. Von diesen waren 1886 jedoch nur 2903 im Betrieb, so dafs das Verhältnifs der benutzten Oefen im Jahre 1886 noch geringer als 40 % von der Zahl der be triebsfähigen Oefen im Jahre 1875 war, oder wie Jeans sich ausdrückt, 4667 Oefen haben im Laufe von 10 Jahren entweder aufgehört zu bestehen, oder ihren regelmäfsigen Betrieb unterbrochen. Dies ist ein be- merkenswerther Zustand der Dinge, welcher deutlich den Niedergang der Fertigeisen-Industrie zeigt. Der Verlust an Kapital allein wird auf ungefähr 60 bis 80 Millionen Mark geschätzt, je nach der Zahl der be stehenden oder der wirklich gebrauchten Oefen. Eine natürliche Folge hiervon ist eine grofse Umwälzung in den Arbeiterverhältnissen gewesen. Es wird angenommen, dafs ungefähr 39100 Ar beiter von der Fertigeisen - Industrie zu einer andern Industrie in den letzten 10 Jahren über gehen mufsten. Wenn man auf die Zusammen stellung der Ofenzahl näher eingeht, so ist ersichtlich, dafs von der Gesammtabnahme, welche zwischen 1877 und 1886 stattfand, 83 % auf die drei Haupt-Districte, Cleveland, Süd-Staffordshire und Süd-Wales, fielen. In Cleveland waren 1877 43 Werke in Betrieb, wo gegen 1886 nur 19 arbeiteten. In Süd-Wales ist die Zahl in derselben Zeit von 31 auf 13 gefallen, und in Süd-Staffordshire sind viele von den kleineren Werken eingegangen. In anderen Ländern ist die Richtung eine ähnliche, wenn auch nicht in allen Fällen so ausgesprochen oder so schnell voranschreitende. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel wurden im Jahre 1881 2416566 t Fertigeisen erzeugt, während im Jahre 1885 die Production nur 1650060 t betrug, also eine Abnahme von 766506 t. In demselben Zeitraum stieg die Production an Stahlwaaren nur um 142000 t, so dafs auch hier nicht die Abnahme der Eisenwaarenproduction durch eine verhältnifs- mäfsige Zunahme der Nachfrage nach Stahlwaaren ausgeglichen worden ist. Auf dem europäischen Con- tinent sind die Productionsmengen an Eisenwaaren bis zum letzten Jahr ziemlich aufrecht erhalten worden, trotz des steigenden Wettbewerbs der Stahlproduction, aber die letzten Nachrichten zeigen, dafs im letzten Jahr in den 7 Hauptstaaten die Erzeugung an Schweifs eisen um 575 700 t gefallen ist. Dies sind Thatsachen, welche die Beachtung der Eisen-Industriellen verdienen. (Ironmonger.) Zum Einkauf von Thomasschlackenmehl. Die Deutsche Landwirthschaftsgesellschaft hat be kanntlich eine sogenannte »Dünger-Abtheilung« ein gerichtet, um durch den gemeinschaftlichen Bezug von Düngemitteln den Preis derselben zu verbilligen. Von Seiten eines landwirthschaftlichen Vereins des hiesigen (Königsberger) Bezirks hatte man sich an diese Dünger-Abtheilung wegen gemeinschaftlichen Ankaufs gröfserer Mengen von Thomasschlacke ge wendet. Die letztere wurde mit einem garantirten Minimalgehalt von 20 % Phosphorsäure ab Schönebeck a. E. zu 1,55pro 50 kg incl. Sack ofterirt. Die Eisenbahnfracht von dort nach hier stellt sich bei einem Transport von 200 Ctr. auf etwa 170 JC pro Waggon, so dafs die Waare frei hier etwa 2,40 K pro 50 kg kosten würde. — Von Seiten des Geschäfts führers der Düngerabtheilung wurde jedoch darauf hingewiesen, dafs das Phosphatmehl sich bei dem Bezüge einer ganzen Kahnladung von ca. 2000 bis 2500 Gentner von Schönebeck nach Königsberg we sentlich billiger stellen würde. Dieser letztere Um stand gab dem betr. landwirthschaftlichen Verein Veranlassung, den Vorstand des Central Vereins zu er suchen, den gemeinschaftlichen Bezug von Thomas schlacke bester Qualität ins Auge zu fassen und durch