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688 Nr. 10. .STAHL UND EISEN.“ October 1886. 7. Man erhält als Nebenproduct zwei Sorten von Schlacken, von welchen die zuerst abgegossene die Hauptmassen der gebildeten Phosphorsäure, dagegen nur geringe Mengen Eisen enthält, während die zweite Schlacke die Hauptrnenge des verbrannten Eisens, dagegen wenig Phosphorsäure enthält. Wo man bisher einen Kalkzusatz von 18 % des Roheisenquantums nöthig hatte, ist es mehr wie ausreichend, nur 12 % anzuwenden. Davon giebt man etwa zwei Drittel vor dem Einfliefsen des Roh eisens in die Birne. Man bläst dann zweckmäfsiger- weise so lange, bis die gebildete Schlacke mit Phos phorsäure gesättigt ist, ohne dafs bereits gröfsere Mengen Eisenoxydul gebildet sind, und giefst dann diese erste Schlacke so viel wie möglich ab. Leider ist bei den bisherigen Constructionen der Bessemer birnen ein auch nur annähernd vollständiges Ab- giefsen der Schlacke nicht möglich, ohne dafs nicht gleichzeitig grofse Mengen Stahl mit der Schlacke aus der Birne fliefsen. Es bleibt deshalb stets beim Abgiefsen dieser ersten phosphorsäurereichen Schlacke ein Theil derselben in der Birne zurück, welcher sich dann in der zweiten Schlacke findet. Nach dem Abgiefsen der ersten Schlacke wird das zweite Zuschlagsquantum, also ein Drittel bis ein Viertel des Gesammtquanlums zugefügt und dann die Charge fertig geblasen. In dieser letzten Periode wird die eisenreiche , phosphorsäureärmere Schlacke gebildet. Die praktische Erprobung der auf das Studium des Thomasprocesses begründeten Voraussetzungen in dem Thomasslahlwerk zu Hörde ergab deren voll ständige Richtigkeit; der Hörder Verein arbeitet seit längerer Zeit nach der hier entwickelten Methode. Die folgenden Analysen zeigen die Unterschiede der Anfangs- und Endschlacken; letztere repräsentiren jedoch, wie bemerkt, keine reinen Endschlacken, sondern ein Gemisch aus den ersten Schlacken und den Endschlacken. Analysen der zweiten Schlacke: Analysen der ersten Schlacke. P2O5 SiO» GaO MgO Fe MnO GaS 27,31 6,25 53,06 3,76 5,75 3,47 0,96 28,10 4,42 52,27 4,73 6,24 4,46 1,19 28,95 5,45 51,52 4,60 3,82 4,42 1,24 31,29 4,46 — — 3,56 — — 31,50 4,56 58,88 2,54 1,80 2,06 — Blättrige Aus ¬ 32,59 5,19 60,72 —— — 2,16 scheidungen lichtgrau P2O5 SiO 2 CaO N gO Fe MnO CaS 17,79 4,29 44,78 ! ,44 19,09 4,45 Mn 0,83 16,10 4,38 44,60 2,14 24,01 3,26 — 17,26 4,68 43,49 5,81 19,75 3,85 0,81 Ers te und zweite Schlacke von zwei Chargen: P2O5 SiO 2 Fe P2O5 SiO 2 Fe 27,65 4,89 4,50 17,30 2,96 22,16 29,67 4,45 4,77 16,03 2,74 23,65 Bei dieser modificirten Führung des Thomas- processes erspart man, abgesehen vom geringeren Eisenabbrand, von der durch den heifseren Gang der Chargen bedingten Möglichkeit, gröfsere Mengen Stahlschrott im Converter zuzusetzen, und abgesehen von der Erleichterung der nahezu vollständigen Ent fernung des Phosphors (bis zu 0,015 %) allein an Zu schlagskalk pro Tonne Roheiseneinsatz mindestens 1/2 Mark. Andererseits erhalten die Hüftenwerke in der zweiten Schlacke ein werthvolles Rohmaterial für die Roheisenerzeugung, während in der ersten Schlacke der Landwirthschaft ein seines hohen Phosphorsäure- und Kalkgehaltes wegen wichtiges Düngemittel ge boten wird. Der hohe Phosphorsäuregehalt der ersten Schlacke gestattet deren Transport auf weite Entfernungen; die in der zweiten Schlacke enthaltene Phosphorsäure kehrt wieder in den Entphosphorungs- procefs zurück. Da die alten Halden von Puddel- schlacken, welche bisher für den Thomasprocefs auf den rheinisch-westfälischen Werken die Hauptphos phorquelle bilden, in kurzer Zeit aufgearbeitet sein werden, so ist in der zweiten Schlacke des hier be schriebenen modificirten Thomasprocesses ein wich tiger und werthvoller Ersatz für die Puddelschlacke gegeben. Zum Schlüsse seines interessanten Aufsatzes be spricht Verfasser noch die grofse Bedeutung des Thomasprocesses für die deutsche Landwirthschaft und die verschiedenen Formen, in welchen die Phos phorsäure der Thomasschlacke der Landwirthschaft zugeführt wird. Auch er ist der Ansicht, dafs über den relativen Werth der Superphosphate, der Präci- pitate und der Schlackenmehle nur länger fortgesetzte Düngungsversuche hinreichende Sicherheit bringen können. Thomasschlacke. Die Düngungsversuche mit Thomasschlacke werden eifrig fortgesetzt. Heute können wir wieder über 6 Versuche gröfseren Mafsstabes berichten, welche durch den landwirthschaftlichen Verein für Rhein- preufsen auf sechs an verschiedenen Orten gelegenen Wiesenparzellen angestellt worden sind. Theilweise wurden auch dabei vergleichende Versuche mit Super phosphat gemacht. Die Berichte der betreffenden Wiesenbaumeister lauten übereinstimmend dahin, dafs der Thomasschlacke der Vorzug zu geben ist, dafs sich die Düngung vorzüglich bewährt und nament lich einen Mehrertrag ergeben hätte. Nur auf einer trockenen Wiese trat zwischen den beiden ge düngten Parzellen augenscheinlich kein Unterschied hervor. Einer der Versuchsansteller glaubt auf trockenen Wiesen dem Superphosphat und auf nassen Wiesen der Düngung mit Thomasschlacke den Vorzug geben zu müssen. .Nach wiederholter Düngung mit Thomasschlacke“, schliefst Dr. Stutzer seinen Bericht, .werden nach meiner Ansicht die Ernteerträge noch mehr steigen und die Qualität des Heues von Jahr zu Jahr ver bessert werden, so dafs ein höherer Verkaufspreis des Heues und damit auch eine gute Rentabilität der Düngung sich erzielen lassen dürfte. Die Aussichten auf einen guten Erfolg sind bezüglich der Thomas schlacke nicht ungünstig.“ Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahn- Directionen Elberfeld und Köln. Die rheinisch-westfälischen Eisenbahnverwaltun gen haben alljährlich vor Eintritt des stärkeren Herbst- Verkehrs durch öffentliche Bekanntmachungen und Schreiben an die Handelskammern, landwirtschaft lichen Vereine und sonstige wirthschaftliche Körper schaften das verkehrstreibende Publikum aufgefordert, die Bestrebungen der Eisenbahn-Verwaltungen zur Be wältigung des gesteigerten Güterverkehrs in wirksamer Weise zu unterstützen. Es mufs anerkannt werden, dafs diese Aufforderung nicht vergeblich gewesen ist und dafs die von dem betheiligten Publikum entgegengebrachte Unterstützung wesentlich dazu beigetragen hat, dafs auch während der lebhafteren Verkehrsperiode den Anforderungen entsprochen werden konnte.