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Berichte über Versammlungen verwandter Vereine. Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -V er eine. VII. Wanderversammlung zu Frankfurt a. Main vom 15. bis 19. August 1886. Unter der Theilnahme von etwa 480 Mitgliedern fand die diesjährige Versammlung des Verbandes in der alten Reichsstadt am Main statt. Den Theilnehmern wurde bei ihrer Ankunft von dem Frankfurter Bezirks- Verein ein Werk von bleibendem Werth »Frankfurt und seine Bauten« verehrt; ergänzt wurde dasselbe durch eine Ausstellung von Modellen und Entwürfen, in welcher eine reiche Zahl von Entwürfen für Bauten Frankfurts, dann aber auch solcher aus allen Theilen Deutschlands gezeigt wurde. Die 1. Sitzung wurde am 16. August durch Hrn. F. A. Meyer (Hamburg) eröffnet. Nach den üblichen Begrüfsungsreden des Regierungspräsidenten v. Wurmb und des Oberbürgermeisters Dr. Miquel hielt der Vor sitzende des Ortsvereins, Director Kohn, einen kurzen Vortrag über die Entwicklung der Stadt Frankfurt a. M. Alsdann folgte Wasserbauinspector Pescheck, technischer Attache bei der deutschen Bot schaft in Paris, mit einer höchst interessanten Schil derung der V e r h ä 11 n iss e und des augenblick lichen Baustandes des Panama-Kanals. Der Vortrag ist in dem Cenlralblatt der Bauverwaltung Nr. 33A, S. 325 ff., aus dessen Berichten wir auch die vorliegenden Mittheilungen entnehmen, im Wort laut abgedruckt und können wir die Mittheilungen des Vortragenden allen denjenigen, welche sich für dieses Bauwerk interessiren, um so mehr empfehlen, als Redner seine Darstellungen auf Grund eigener Anschauungen verfafst hat. Redner schilderte zunächst die Entwicklung des Unternehmens, alsdann besprach er die neuerdings auf Schwierigkeiten gestofsene Geld beschaffung für die Bauausführung und indem er die gewählte Kanallinie beschrieb, erging er sich ein gehender auf die Einmündung in den atlantischen Ocean, die Chagres-Strecke, die Thalsperre bei Gamboa, die Gebirgs-Strecke, die Rio-Grande-Strecke, die Ein mündung in den stillen Ocean und die Fluthschleusen- Frage. Hierauf erörterte er den Kanalquerschnitt und Aushub, die besonderen Verhältnisse der Arbeiten und die Beobachtungen auf den Kanalbaustellen, wie die gesundheitlichen Einrichtungen, Wohnhäuser, die mechanischen Werkstätten und die eigentlichen Ka nalarbeiten. Der Nachmittag wurde zu Ausflügen und Besich tigungen verwandt. Namentlich wurde das Interesse der Theilnehmer durch die im Bau begriffene Bahn hofsanlage und durch die nahezu fertiggestellte Klär beckenanlage bei Niederrad, welche das einzige Beispiel einer bedeckten Anlage für ununterbrochene chemische und mechanische Klärung ist und täglich 800000 cbm Wasser (einschliefsl. 40 000 cbm Regen wasser) bietet. Der Vormittag des 17. August wurde durch Vor träge des Architekten Hauers aus Hamburg über den jetzt feststehenden Entwurf für das Hamburger Rath haus und des Professors Bauschinger aus München über neuere Arbeiten im mechanisch technischen Laboratorium in München in Anspruch genommen. Letztgenannter Redner be richtete zunächst über die im Jahre 1881 von ihm begonnenen Dauerversuche an Schweifs- und Flufseisen oder Stahl. Ueber die Ergebnisse der Versuche, welche als eine Fortsetzung der bekannten Wöhlerschen Ver suche zu betrachten sind, werden wir an anderer Stelle unserer Zeitschrift eingehender berichten. Des weiteren sprach Redner über das Verhalten schmied eiserner und gufseiserner Säulen im Feuer und bei plötzlicher Abkühlung. Redner hat die diesbezüglichen Versuche mit anerkennenswerther Beharrlichkeit fort gesetzt. Aus seinen neuesten Versuchen folgert er, dafs gutconstruirte schmiedeiserne Säulen dem Feuer und Anspritzen mit Wasser widerstehen können, wenn auch nicht so gut wie Gufseisensäulen. Er glaubt, dafs zu einer solchen guten Gonstruction Kastenform des Querschnitts und durch die ganze Länge hindurch ununterbrochene Nietenreihen gehören, dafs aber die endgültige Entscheidung hierüber nur durch Versuche gewonnen werden können. Schliefslich berichtete Redner noch über Zerknickungsversuche mit Form eisen für Brückenbauzwecke. Die Versuche erstreckten sich auf 37 Probestücke in 12 verschiedenen Profilen (T I U L) von 40 bis 450 cm Länge und auf 5 je 240 cm lange Stücke vom deutschen Normalprofil Nr. 10. Ausflüge nach dem Niederwald und Taunus boten den Theilnehmern am Nachmittage die ge wünschte Erholung. In der Schlufssitzung vom 18. August sprachen Stadtbaumeister Stübben aus Köln über die Frei legung des Dom es i n Köln, Baurath Sarrazin aus Berlin über die Verdeutschungs-Bestre bungen der Gegenwart und Frhr. v. Schmidt aus Wien über den Dom in Mailand und seine kunst geschichtliche Entwicklung. Das Fest essen am selben Tage und der am 19. August als Beschlufs der höchst erfolgreichen Versammlung aus geführte Ausflug nach dem Schlosse in Heidelberg verliefen zu allseitiger Zufriedenheit der Theilnehmer. The British Association. Aus den zahlreichen auf der diesjährigen Ver sammlung in Birmingham am 2. bis 6. September ge haltenen Vorträgen theilen wir die nachfolgenden aus- züglich mit: Das Laffittesche Schweifsverfahren. Der Verfasser führt zunächst die bekannten That- sachen aus, dafs zur Erlangung einer gesunden Schweifse bei Eisen und Stahl es nothwendig ist, dafs die bei den miteinander zu verbindenden Oberflächen voll kommen oxydfrei sein müssen und dafs die Schwei- fsung gewöhnlich bei einer Temperatur von etwa 1600° G. vorgenommen wird. Viele Eisen- und namentlich Stahlqualitäten leiden aber sehr unter solch hoher Erhitzung, so dafs man dieselben über haupt nicht schweifsen kann. Um die Schwierigkeiten der Schweifsung zu heben, sind von verschiedenen Seiten sogenannte Schweifspulver erfunden worden, die im wesentlichen alle aus Borax bestehen. Sobald aber die aneinander zu schweifsenden Oberflächen von gröfserem Umfange sind, ist es schwierig eine gleichmäfsige Vertheilung derartiger Pulver zu be wirken. Um nun gerade diese Schwierigkeiten zu überwinden, hat Laffitte Platten erfunden, welche aus einem dünnen Drahtgewebe bestehen, das zu beiden Seiten mit wirksamem Sahweifspulver bedeckt ist. Auch läfst sich statt der Drahtgewebe zweckmäfsig Papier benutzen. Nachdem Redner alsdann noch die Anfertigungsweise seiner Präparate und ihre Anwen dung eingehend beschrieben, theilt er noch mit, dafs seine Erfindung in Frankreich bereits vielerorts und überall mit vielem Erfolge in Anwendung sei. Durch