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Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des H. Berghauptmann Dr. Brassert-Bonn trat man in die Tagesordnung ein. Den ersten Vor trag hielt der Vorsitzende Hr. von Dechen über die neueren geologischen Untersuchun gen und deren Kartirung. Redner theilte mit, dafs die Untersuchungen in den Westprovinzen gröfstentheils abgeschlossen und bis über den äufsersten Süden der Rheinprovinz kartirt seien und erläuterte unter Bezugnahme auf die im Saale ausgestellten Karten die bereits beendeten und die noch bevorstehenden Kartirungsarbeiten. In neuester Zeit ist man auch dazu übergegangen, die im Norden und Osten gelegenen Provinzen des preufsischen Staates geologisch zu untersuchen; inan hofft dört Aufschlüsse zu machen, welche zu bergmännischer Thätigkeit Veranlassung geben und den durch die landwirthscbaftliche Krisis stark betroffenen Bewohnern jener Provinzen neue Erwerbsquellen eröffnen. Hr. Oberbergrath Hasslacher-Berlin verbrei tete sich hierauf über die Erg ebnisse der Ar beiten der Preufsischen Schlagwetter- Commission. Auf dem letzten Bergmannstag, der vor drei Jahren in Dresden abgehalten wurde,* hatte Redner die Hoffnung ausgesprochen, dafs die für die nächste Zeit beabsichtigten Arbeiten der in Rede stehenden Commission im Laufe der beiden folgenden Jahre erledigt sein würden. Diese Hoffnung ist in Erfüllung gegangen; die Commission konnte im Juni v. J. ihre letzte Plenarsitzung abhalten, in welcher Grundsätze für den Betrieb von Schlagwettergruben aufge stellt wurden. Ein Theil der Arbeiten der Com mission ist in mehreren Bänden bereits heraus gegeben ; es erübrigt nun noch die Abfassung des Hauptberichts, den Redner übernommen hat. Zum Zweck der besseren Erledigung ihrer Arbeiten theilte sich die Commission in drei Unterab- theilungen: eine statistische, eine bergrechtliche und eine wissenschaftlich-technische. Die sta tistische Abtheilung gab schon im Jahre 1882 eine Statistik der durch Schlagwetter auf den Bergwerken Preufsens herbeigeführten Verun glückungen und eine Uebersicht über die Art und Einrichtung der auf den einzelnen Zechen in Betrieb stehenden Wetterführungen heraus; die bergrechtliche Abtheilung bearbeitete eine Zu sammenstellung der in sämmtlichen bergbau treibenden Culturländern erlassenen Vorschriften zur Verhütung von Schlagwetterexplosionen, wel che im Jahre 1884 herausgegeben wurde; die wissenschaftlich-technische Abtheilung hatte um fangreiche und zum Theil äufserst schwierige chemische und physikalische Untersuchungen und bergtechnische Versuche zu machen, welche theils auf dem eigens für die Zwecke der Schlagwetter- Commission in Bochum eingerichteten Wetter * »Stahl und Eisen« 1883, Seite 589. laboratorium, theils auf der Versuchsanstalt zu Neunkirchen bei Saarbrücken, theils in den La boratorien der technischen Hochschule zu Aachen und der Bergakademie zu Berlin und an anderen Orten ausgeführt worden sind. Zum Zwecke der Untersuchung der auf den verschiedenen Gruben herrschenden Wetterverhältnisse und Wetter führungen waren noch drei Lokalabtheilungen gebildet worden, welche die wichtigsten Gruben befahren haben. Redner bespricht nunmehr die Ergebnisse der Commissions - Arbeiten. Vor Allem ist hier die Klarstellung der thatsäch- liehen Verhältnisse zu nennen, welche die Schlag wetter und ihr Vorkommen in unserm Stein kohlenbergbau betreffen. Ueber das Auftreten, die Beschaffenheit und Verbreitung der Schlag wetter, über die Ursachen der Schlagwetterex plosionen, über die zur Verhütung bezw. Un schädlichmachung derselben zu schaffenden Ein richtungen, über den Einflufs der Schwankungen des Luftdrucks auf das Auftreten der schlagen den Wetter, über die Entgasung der in Abbau genommenen Grubenabtheilungen — über alles dieses und noch manches Andere hat die Com mission gröfsere Klarheit geschaffen. Vor Allem aber ist hervorzuheben, dafs es der Commission gelungen ist, die überaus schwierige Frage zu lösen, welche Rolle der Kohlenstaub bei Explosionen von Schlagwettern spielt, und dieses Verdienst der Preufsischen Schlagwetter - Commission haben selbst die Eng länder , deren Schlagwetter - Commission sich mehr als acht Jahre hindurch ohne Erfolg mit diesem Gegenstand beschäftigt hat, öffentlich rückhaltlos anerkennen müssen. Die für den praktischen Betrieb wichtigsten Ergebnisse ihrer Arbeiten hat die Commission in den »Grundsätzen für den Betrieb von Schlagwettergruben« nieder gelegt ; mögen, so schliefst der Redner seinen mit grofsem Beifall aufgenommenen Vortrag, die Betriebsbeamten wie die Behörden aus den Coin- missionsarbeiten die praktische Nutzanwendung ziehen zum Heile und Segen des vaterländischen Bergbaues und besonders der vielen Tausende unserer fleifsigen Bergarbeiter. Im Anschlufs an diesen Vortrag machte Hr. Oberbergrath Nasse- Dortmund Mittheilungen in betreff der Kohlenstaubfrage. Die Kohlenstaubgefahr, welche bei Anwendung von Sprengmaterialien und bei der Möglichkeit von Schlagwetterexplosionen vorhanden ist, hängt hauptsächlich von vier Punkten ab, nämlich von der Menge und Feinheit des Staubes (also von der Härte und Structur der Kohle), von der chemischen Zusammensetzung der Kohle, von der Menge des vorhandenen Grubengases (des Kohlenwasserstoffgases) und von der Trockenheit des Kohlenstaubes. Ausgehend von der auf Zeche »Camphausen« im März v. J. stattgehabten Katastrophe, welcher 180 Bergleute zum Opfer