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October 1886. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 10. 677 sächlich von manchen vernünftigen, namentlich staatlichen Verwaltungen, ausgeführt wird, erspart einerseits den an der Verdingung sich betheiligen- den Fabriken eine ganz erhebliche Mühe, anderer seits sichert sie die Möglichkeit, dafs die einge henden Entwürfe miteinander verglichen werden können. Das andere Verfahren stellt sich ge radezu als ein Diebstahl geistigen Eigen thums heraus, und wir sind der Ansicht, dafs doch in solchen Fällen das Gesetz vom 11. Juni 1870 eine Handhabe bieten würde, wenn auch der Gebrauch dieses unmoralische Gebaren ge- wissermafsen schon gutgeheifsen hat. Nicht ohne Grund besteht daher bei den Maschinen fabriken eine gewisse Abneigung, sich mit städtischen Behörden auf eine Verdingung ein zulassen , während mit Recht eine Vorliebe zu verzeichnen ist für den Verkehr mit staatlichen Behörden.“ Schliefslich empfiehlt die »Köln. Ztg.« das von einzelnen Fabriken jetzt schon eingeführte Verfahren, ihre Zeichnungen mit einem Stempel zu versehen, der etwa lautet: „Gesetz vom 11. Juni 1870 betr. das Urheberrecht an Schrift werken, technischen Zeichnungen u. s. w.“, ein Verfahren, das aber immerhin nur als eine mangelhafte Aushülfe zu betrachten sein dürfte. Wir sind in der Lage, zahlreiche andere, dem obigen Fall ähnliche Vorkommnisse mitzutheilen; jeder Maschinenfabricant, Brückenbauer, Kessel schmied u. s. w. kann aus eigener, mit hohen Kosten und vielen Mühen erkaufter Erfahrung seine Beiträge liefern. Der durch die gedrückte Geschäftslage verursachte Arbeitsmangel hat nicht wenig dazu beigetragen, das Uebel zu ver schlimmern — es ist eine bekannte Thatsache, dafs die Constructionsbüreaus um so stärker be schäftigt sind, je schlechter die Zeiten sind. Die vorstehenden Andeutungen mögen aber ge nügen,umdie allen in der Industrie thätigen Personen sattsam bekannte Thatsache uns vorzuführen, dafs unser gegenwärtiges Verdingungswesen der ihm zu- stehenden Aufgabe nicht gerecht wird. Es liegt aber auch andererseits auf der Hand, dafs der Einzelne machtlos ist, eine Aenderung anzustreben. Hier gilt es in vereintem Vorgehen das wünschens- werthe Ziel festzustellen und dasselbe durch ein- müthiges Handeln zu erringen. In diesem Sinne möchten wir an alle Interessirten appelliren und dieselben ersuchen, die Frage zu prüfen, auf dafs sie bereit seien, wenn eine Lösung derselben an sic herantritt. Im Interesse unserer Industrie wollen wir wünschen, dafs dieser Zeitpunkt nicht in nebelgrauer Ferne liegt. Der III. Allgemeine deutsche Bergmannstag. Mit diesem alten schönen Bergmannsspruch begrüfste am Morgen des 2. September der eben erst in sein neues Amt eingetretene Oberbürger meister der Stadt Düsseldorf, Hr. Lindemann, die aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes, sowie aus Oesterreich-Ungarn in der schönen Düsselstadt zum III. allgemeinen deutschen Berg mannstage zusammengekommenen zahlreichen Vertreter des Bergbaues, nachdem denselben von dem Schöpfer des Bergmannstages, Berghaupt mann Prinz von Schönaich-Carolath-Dort- münd, und dem in Vertretung des Ministers für öffentliche Arbeiten anwesenden Ministerialdirector Oberberghauptmann Dr. Huyssen-Berlin ein herzliches »Glück auf!« zugerufen worden war. Die Versammlung wählte hierauf den Nestor der deutschen Bergleute, den trotz seiner 86 Jahre körperlich und geistig aufserordentlich frischen Oberborghauptmann a. D., Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Dechen, zu ihrem Ehren präsidenten und zu Beisitzern die HH. Ritter von Friese und Baeumler aus Wien, sowie verschiedene andere hochgestellte Vertreter des Bergbaues aus Stuttgart, Dresden, Dessau und Darmstadt. „Es grüne die Tanne, es wachse das Erz; Gott gebe uns Allen ein fröhliches Herz!“ Ehe wir zur Berichterstattung über die Ver handlungen übergehen, wollen wir nicht uner wähnt lassen, dafs den Theilnehmern ganz un gewöhnlich reiche Gaben literarischer Natur zur bleibenden Erinnerung geboten wurden. Neben einem von dem vorbereitenden Comite besonders verfafsten Führer für die Stadt Düsseldorf wurde von der Kgl. Bergwerksdirection zu Saarbrücken eine Reihe werthvoller Flötzkarten und Profile des dortigen Steinkohlenreviers vorgelegt, ferner vom Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamts-Bezirk Dortmund ein 224 Seiten starkes und von Bergassessor a. D. Nonne ver- fafstes Buch in Quartformat, enthaltend technische Mittheilungcn aus dem Kohlen-Bergbau des ge nannten Districtes; der Verein für die berg- und hüttenmännischen Interessen im Aachener Bezirk widmete einen von W. Schulz verfafsten »Führer des Berg- und Hütteningenieurs durch die Umgegend von Aachen«. Aufser einigen, von einzelnen Ge werken dargebotenen kleineren Schriften über ihre Unternehmungen sahen wir auch noch eine Reihe von Monographieen von einzelnen Bergrevieren des Kgl.Oberbergamts Bonn, welche allerdings leider nur in beschränkter Anzahl vorhanden waren.