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668 Nr. 10. STAHL UND EISEN.“ October 1886. der Vollkommenheit einer Triowalzenstrafse in der Einrichtung mechanischer liehe- und Bewege- Vorrichtungen erzielt worden, und wenn damit der bis jetzt noch zu Gunsten der Duostrafse mit Umsteuermaschine vorhandene Unterschied in der Arbeiterzahl fast ausgeglichen erscheint, so bleibt nur noch durch eine längere Betriebsdauer die Frage zu beantworten, ob durch die Instand haltung der zahlreichen Mechanismen nicht oft malige Betriebsstörungen und Verminderung der Jahresproduction verursacht werden. R. M. Daelen. Zur directen Gasfeuerung mit in Regeneratoren erhitzter Luft unter Anwendung der Glockenumsteuerung. Von Prof. J. V. Ehrenwerth in Leoben. Als ich im Vorjahre (Juliheft) in dieser Zeit schrift meinen Artikel »Directe Gasfeuerung mit in Regeneratoren erhitzter Luft« veröffentlichte, sprach ich (siehe Seite 343) mein Bedauern aus, dafs es mir nicht gelungen sei, von dem mir unter dem 27. September 1878 verliehenen Patent auch nur eine Ausführung zu erzielen. Ich hatte hierbei ganz vergessen, dafs ich einige Jahre früher (ich glaube 1880) Hrn. Director A. Kurzwernhart der Teplitzer Bessemerhütte und Schienenwalzwerkes, um nur einmal eine Durchführung zu erreichen, die Bewilligung gab, meine Umsteuerung der heifsen Gase und Luft mittelst einer mit feuer festem Material ausgefütterten Glocke auf dem unter seiner Leitung stehenden Werke unentgelt lich nach Belieben auszuführen, und war es mir nicht bekannt geworden, dafs diese Ausführung wirklich erfolgte. Anfangs Juni d. J. erhielt ich nun von Hrn. Director Kurzwernhart das nachfolgende Schreiben (vom 2. Juni 1886): „Geehrter Freund! Sie haben vor etwa 3/4 Jahren in »Stahl und Eisen« Ihr Bedauern ausgesprochen, dafs, obwohl Sie der Ansicht sind, dafs ein Ofen, bei welchem nicht wie bei Siemensöfen auch das Gas, sondern nur die Luft erhitzt wird, ganz gute Resultate geben müsse, dennoch nirgends ein solcher Ofen ausgeführt worden ist. Wie Sie wissen, habe auch ich dieser Ansicht stets gehuldigt und seiner Zeit einen solchen Ofen skizzirt. Nachdem die Anwendung einer feuerfesten Glocke zu diesem Behufe von Ihnen ausgegangen ist, so glaube ich Ihnen die Genugthuung schuldig zu sein, dafs bei uns ein grofser Gasschweifsofen mit alleiniger Erhitzung der Luft unter Anwendung einer feuerfesten Steuerglocke existirt. Derselbe war damals, als Sie den Artikel in »Stahl und Eisen« schrieben, fast fertig und ist seither in Betrieb. Ich erziele in diesem Ofen mit hiesiger (nordböhmischer) Braunkohle (etwa 50 % G. D. V.) ausgezeichnete Schweifshitzen und in so kurzer Zeit, dafs meines Erachtens ein Siemensofen kaum bemerkenswerth mehr leisten könnte, als dieser Ofen leistet. Schon einige Jahre zuvor hatte ich das gleiche Princip bei meinen zwei Gastieföfen* (einer Art heizbarer soaking pits) gleichfalls mit gutem Er folge zur Anwendung gebracht. Zur Zeit als das Schienengeschäft noch stark ging, wurden einmal aus diesen zwei Tieföfen binnen 24 Stun den über 240 000 kg Schienen gemacht. Für gewöhnlich war der Kohlenverbrauch bei regelmäfsiger Schienenerzeugung 7 kg pro 100 kg Fertigwaare, was freilich dem Umstande zuge schrieben werden mufs, dafs die Oefen als soaking pits construirt sind und benutzt werden, so dafs also schon die Ingotwärme zur Geltung kommt. In der Voraussetzung, dafs diese Mittheilungen für Sie Interesse haben, zeichne ich u. s. w. A. Kurzwernhart. P. S. Die Gastieföfen zeigten nach 21/2jähriger Campagne in den Regeneratorkammern keine Spur Flug staub. Ich habe daher vorige Woche auch die Regeneratorkammern des Schweifsofens untersuchen lassen und gefunden, dafs selbe gleichfalls gar keinen Flugstaub zeigten. Die Regeneratoren solcher Oefen brauchen also nie ausgeschlichtet und nie geputzt zu werden, was keine Kleinigkeit ist. Ob ein gleiches Resultat auch beim Schmelzprocefs erreicht würde, weifs ich nicht genau. Hierbei dürfte doch wenigstens etwas FegO3 vom verbrennenden Eisen mit in die Kammern gerissen werden. Obiger.“ Als ich auf dieses Schreiben hin Hrn. Kurz wernhart mittheilte, dafs ich mich nicht mehr daran erinnerte, von ihm eine Skizze eines ähn lichen Ofens erhalten zu haben, erwiderte derselbe diesbezüglich (am 9. Juni 1886): „Was die Construction der Regenerativfeuerung mit Lufterhitzung betrifft, so wiederhole ich noch mals, dafs ich, bevor ich von Pütschs und Ihrem System etwas gehört hatte, einen solchen Ofen skizzirt hatte. Da ich aber später in einer Zeit- * Zuerst von Hrn. Director A. Kurzwernhart in Teplitz construirt und ausgeführt.