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Zum Thomasiren wird gewöhnlich Roheisen ungern steigen, weil Abbrand und Futterzerstörung mit 1,5 bis 3 P und Dasselbe hält in 0,1 bis 1,5 Si verwendet. P Si Mn Neunkirchen . . . . 2,5 0,5 2,0 Hayingen . . . . . 3,2 1,5 1,2 Mont St. Martin . . 2,0 1,5 1,5 Athus . . 2,0 0,8 1,5 Rothe Erde . . . . 2,0 1,2 1,5 Ilsede . . 3,0 0,1 2,8 Ueber 3 % läfst man den Phosphorgehalt nur an dem Phosphorgehalte wachsen. Je wärmer das Roheisen und je phosphorreicher, um so kleiner mufs der Gehalt an Si sein. Ein einiger- mafsen bedeutender Mangangehalt ist jederzeit von Nutzen, weil er die Schlacke dünnflüssig macht und auch der im Thomaseisen gewöhnlich grofsen Schwefelmenge entgegenarbeitet. Einige Werke, deren Roheisen weniger phos phorreich ist, haben den Kalkzusatz auf 12 bis 14 % herab geb rächt, die Mehrzahl aber hält den selben doch zwischen 17 und 20 %. Um den Converter nicht unnöthig abzukühlen, wird der Kalk gewöhnlich direct vom Brennofen dahin genommen. Der angewendete Kalkstein ist sehr rein, er hält z. B. in Hörde: Kalk 89,05, Mag nesia 3,05, Thonerde und Eisenoxyd 0,62, Kiesel säure 0,82, Phosphorsäure 0,01, Schwefelsäure 0,42 und Kohlensäure 5,37. Um die Schlacke dünnflüssiger zu machen, setzen die französischen Werke aufser dem Kalk 1,5 % Fluorcalcium zu. Das Roheisen wird in Athus und Mont St. Martin direct vom Hochofen genommen, bei den anderen Thomaswerken wird es umgeschmolzen. Infolge des geringen Siliciumgehaltes des Roh eisens beginnt die Kohleverbrennung sehr schnell und geht 9 bis 10 Minuten fort, ein Vorgang, durch Kohleoxydflamme gekennzeichnet; darauf folgt das Ueber- oder Nachblasen, währenddessen der Phosphor verschlackt wird. Diese Periode dauert 2 bis 4 Minuten; die meisten Werke wenden dazu eine festgesetzte Hubzahl der Ge bläsemaschine an. Hiernach wird der Converter so weit umgelegt, dafs die phosphorreiche Schlacke gröfstentheils abfliefst. Gleichzeitig nimmt man eine Metallprobe, die rasch zu einer runden Platte ausgeschmiedet, im Wasser abgekühlt und ge brochen wird. Nach dem feinen oder groben' Korne des Bruches wird beurtheilt, ob die Ent phosphorung beendet ist oder ob nochmals nach geblasen werden mufs. Man hat hierbei mit grofsen Schwierigkeiten zu kämpfen, indem man vermeiden mufs, das Nachblasen unnöthig lange fortzusetzen, weil pro portional mit der Länge der Blasedauer der Boden mehr angegriffen und der Abbrand vergröfsert wird. Die Folge hiervon ist denn auch, dafs gewöhnlich noch viel Phosphor im Producte zu rückgelassen wird, denn, wenn auch der Phosphor gehalt gewöhnlich unter 0,1 herabgebracht wird, so ist derselbe doch selten oder nie kleiner als 0,05. Ein Werk, welches seine Chargen in 1884 nach dem Phosphorgehalte des Productes klassi- ficirte, hatte 80 % derselben mit weniger als 0,10 P, 4,76 % mit 0,10 P und 15,29 % mit mehr als 0,10 P. Spiegeleisen wird für gröfsere Kohlegehalte, Ferromangan für kleinere zugesetzt; ersteres wird im Cupolofen eingeschmolzen, letzteres bei ein zelnen Werken vorgewärmt, bei den meisten aber kalt zugesetzt. Wenn das Bad sehr unruhig ist, werden vielerorts zur Beruhigung und zur Er zielung dichter Ingots 40 bis 60 kg Ferrosilicium mit 10 bis 14 % Kiesel zu gegeben. Aufser der bereits erwähnten Probe wird stets nach jeder Charge eine weitere ausgeschmiedet, bei Weifswärme gehärtet und gebrochen. Zur Gontrole werden bei den meisten Werken auch rasche Kohle- und Phosphorproben gemacht; die Kohle wird coiorimetrisch, der Phosphor mit molybdänsaurem Ammoniak bestimmt. In Kaiserslautern werden grofse Partieen 5 mm starke Harnischplatten producirt. Diese Bleche, die unter 18 bis 20 % Dehnung eine Zerreifsbelastung von 50 bis 55 kg pr. Quadrat millimeter aushalten müssen, werden mit Schüssen probirt. Bleche von 300 mm Durchmesser er halten aus 50 m Entfernung 10 Schüsse aus Hinterladern, wonach die Rückseite keinerlei An fänge von Rissen zeigen darf, es sei denn, zwei Kugeln hätten ein und dieselbe Stelle getroffen. Der Abbrand beim Thomasiren beträgt 15 bis 17 %. Bei der Production von Bahnschienen wird ein kleinerer Kalkzusatz angewendet und kürzere Zeit nachgeblasen; infolgedessen stellt sich der Abbrand hierbei kleiner als bei Erzeu gung von Producten, die eine gröfsere Reinheit von Phosphor erheischen. Je weicheres Metall erzeugt werden soll, desto schwieriger und theurer wird die Herstellung, weil dabei das Bad sehr unruhig wird. Bei der Abkühlung erfolgt eine heftige Gasentwicklung, die auch bei vorsichtigem Giefsen schlechte Blöcke giebt. Aus diesem Grunde verworfene Köpfe vertheuern die Selbstkosten der weicheren Metall sorten ganz erheblich. In Hörde producirte man längere Zeit ein besonders phosphorreiches Roheisen lediglich aus Thomasschlacken und Puddelschlacken. Einer der phosphorreichsten Abstiche hielt C 0,87, Si 0,02, P 18,18, S Spur und Mn 4,53. Die phosphor- reicheren Abstiche wurden nur in kleineren Par tieen auf die Chargen vertheilt, wogegen die ärmeren mit nur 5 bis 6 % P ohne Zumischung andern Roheisens verblasen wurden.