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December 1886. STAHL UND EISEN.“ Nr. 12. 797 mottemasse, aus welcher die Steine der Wind erhitzer wie auch andere auf besondere Feuer festigkeit in Anspruch genommene Steine herge stellt sind, und namentlich in bezug auf deren Gehalt an Thonerde und Flufsmitteln darf zur Hebung und Förderung unserer heimischen In dustrie bemerkt werden, dafs diese Fabricate aus sorgfältig ausgesuchten Rohmaterialien ange fertigt werden, welche nicht nur an Qualität, sondern auch dem Aussehen nach den aller besten Garnkirk- oder Glenboig-Schieferthonen gleichkommen. Noch immer giebt es unter den Technikern auf den Eisenhütten und Gasfabriken des deutschen Vaterlands eine grofse Anzahl, welche Garnkirksteine für Hochöfen oder Cupol- Schmelzöfen u. s. w. aus Schottland bezogen für alleinseligmachend halten und sowohl die Vorzüglichkeit der Mineralschätze Deutschlands wie die Vervollkommnung der keramischen Tech nik nicht anerkennen mögen! Wir haben mit den glasirten Thonröhren ganz das nämliche erlebt und lange hat es gedauert, bis die Ueber- zeugung Platz griff, dafs die Fabricate von Fi- kentscher, Rohrmann, Münsterberg, Bitterfeld u. A. den englischen Thonröhren weit überlegen seien. In derselben Weise, wie von Koksanstalten Minimal - Aschengehalte und von Eisenwerken Maximal- bezw. Minimalgehalte von Phosphor, Silicium, Mangan im Roheisen oder Stahl den Abnehmern garantirt werden, so werden von der Ghamottefabrik G. Kulmiz seit Jahren auch die Steine für die verschiedenen Ofentheile unter contractlich garantirten Thonerde - Minimal- und Flufsmittel-Maximal-Gehalten geliefert, so dafs ein Ueberschreiten in der einen oder andern Rich tung auf Grund analytischen Befundes in Abzug gebracht wird. Für den Hochofen der Redenhütte wurden contractlich geliefert: Steine, Gestell-Qual. 39 % Al203 und 4 % Flufsmittel „ Schacht- ,34, „ „4,5, „ Die Gestellsteine bester Qualität zeigen fol gende Zusammensetzung: SiOa .... 56—55 % AkOs .... 40-41 » Flufsmittel ca. . 4 » Breslau, im November 1886. Bauschingers neue Versuche an Schweifs- und Flufseisen. Im Heft XIII der »Mittheilungen aus dem mechanisch-technischen Laboratorium der K. technischen Hochschule in München« theilt Professor Bauschinger eine gröfsere Reihe von Versuchen mit, welche die Veränderung der Elasticitätsgrenze und der Fes tigkeit des Eisens und Stahls durch Strecken und Quetschen, durch Erwärmen und Abkühlen und durch oftmal wiederholte Beanspruchung zum Gegenstände hatten. Diese mit höchst an- erkennenswerther Ausdauer und Sachkenntnifs ausgeführten Untersuchungen bilden einen werth- vollen Beitrag zur Erken ntnifs der Eigenschaften von Eisen und Stahl und beanspruchen somit das volle Interesse der Leser dieser Zeitschrift, denen in folgendem eine Uebersicht über die gefundenen Resultate bezw. Schlufsfolgerungen gegeben werden soll. — Im 1. Abschnitt weist Verfasser auf die schon länger bekannte Thatsache hin, dafs bei Eisen und Stahl durch Belasten über die ursprüngliche Elasticitätsgrenze* hinaus diese erhöht wird. Auf das Mafs dieser Erhöhung ist nun die Zeit, welche nach der Maximalbelastung verfliefst, von Ein- * Unter Elasticitätsgrenze versteht Bauschinger die sonst so bezeichnete Proportionalitätsgrenze, d. h. die Grenze, an welcher die Proportionalität zwischen Spannung und Formänderung bei allmählich wachsen der Belastung endigt. flufs, und um denselben zu untersuchen, wurden 4 Stäbe von 25 mm Dicke und 400 mm Länge aus Bessemerrundstahl unter Einhaltung ver schieden langer Ruhepausen (Null,18 und 24 Stdn.) entsprechend probirt. Aus den Ergebnissen zieht Bauschinger den Schlufs: I. Durch Strecken eines Stabes, d. h. durch Belasten desselben über die Streckgrenze hinaus, erhöht sich seine Elasticität nicht blofs während der Zeit, in der die Belastung wirkt, sondern auch noch während einer, auf die Entlastung folgenden längeren Ruhe (ohne Be lastung) und diene Wirkung macht sich über die Belastung hhaus geltend, mit welcher vorher gestreckt wurde. Um weiter zu untersuchen , ob ein solcher Ein- flufs nicht auch bezüglich der Wirkungen ab wechselnder Belastungen mit zwischengelegten längeren Ruhepausen constatirt werden könne, wurde ein 5. Stab aus Bessemerstahl von 800 mm Länge und 25 mm Dicke benutzt. Die Er gebnisse führten denVersuchsanslellerzu dem Satz: II. Die Wirkung wechselnder Belastungen, von denen wenigstens die obere die ursprüng liche Elasticitätsgrenze übersteigt, ist sehr ver schieden , ob diese Wechsel unmittelbar rasch hintereinander folgen, oder ob längere Ruhe pausen dazwischen liegen. Nach einer solchen Pause ist die Wirkung derselben wechselnden XII.6 5