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758 Nr. 11. „STAHL UND EISEN.“ November 1886. und im Vorjahre ist oberschlesisches Giefsereiroh- eisen bis nach Berlin gelangt. Oberschlesiseh.es Walzeisen sowie Draht und Walzröhren gehen im Inland nach Westen bis über Magdeburg und Leipzig hinaus, in den Hafen- plätzen der Ostsee macht es den englischen und rheinisch-westfälischen Werken Concurrenz. Ueber Stettin findet ein nicht unbedeutender überseeischer Export, so namentlich nach den Ländern Süd amerikas statt.“ Im Kapitel VI wird die Stellung des Vereins gegenüber der Berg- und Gewerbegesetzgebung und im Kapitel VII die Arbeiterverhältnisse und die sociale Gesetzgebung besprochen. In bezug auf Besserung der Arbeiterverhäftnisse, welche gerade in Oberschlesien bekanntlich viel zu wünschen übrig läfst, hat der Verein eine sehr segensreiche Thätigkeit entwickelt. Das letzte Kapitel endlich läfst uns noch einen Einblick in das innere Vereins leben thun. Der Verein hat in jüngster Zeit einen unver kennbaren Aufschwung genommen; wir bringen dem an der Ostgrenze unseres Vaterlandes postirten Kämpfer an seinem Festtage die besten Glückwünsche zu weiterem Blühen und Gedeihen dar. Zum theoretischen Studium der Elektrotechnik, welches in neuerer Zeit ein sehr beliebtes Ziel für angehende Techniker geworden ist, macht eine offen bar berufene Feder in der »elektrotechnischen Zeit schrift« folgende zutreffende Bemerkungen, deren Nutzanwendung auf andere Zweige der Technik nicht ferne liegt. „Nicht nur die Neuheit und die überraschenden Erfolge dieser Disciplin sind es, welche junge, streb same Leute anlockt, sondern vor Allem ist es die Ueberfüllung auf allen übrigen, besonders auch den technischen Gebieten, welche diejenigen, welche nicht einen besonderen Beruf für andere Fächer in sich fühlen, diesem Studium zuführt. Es dürfte unter solchen Verhältnissen zeitge- mäfs sein, zu untersuchen, ob wirklich für eine gröfsere Zahl intelligenter Leute, welche die Opfer einer gründlichen wissenschaftlichen Ausbildung für dieses Fach auf sich genommen haben, auch aus reichende Arbeitsgelegenheit in den nächsten zehn Jahren zu erwarten ist. Nur die gröfsten elektrotechnischen Geschäfte, welche sich mit der Fabrication elektrischer Ma schinen und Lampen und der Herstellung von com- plicirteren Materialien für Leitungen beschäftigen, werden das Bedürfnifs fühlen, einen oder im günstig sten Falle einige wenige allseitig wissenschaftlich gebildete Ingenieure anzustellen, und werden in der Lage sein, denselben eine ihren Kenntnissen ange messene Besoldung zu bieten. Die Zahl solcher Etablissements ist aber und mufs, wenn nicht auch hier eine ungesunde Ueber- production eintreten soll, gering sein. Auch für die Oberleitung sehr ausgedehnter Beleuchtungsanlagen, z. B. umfänglicher Centralstationen, ferner bei der .Verwaltung elektrischer Bahnen und in einigen Ge schäften , welche sich mit elektro - metallurgischen Processen abgeben, können junge Leute, welche die höchste technische Ausbildung genossen haben, an gemessene Verwendung finden. Aber selbst dann, wenn dje Elektrotechnik immer weitere Gebiete er obert und wenn, wie bestimmt zu hoffen ist, die Anwendung der Elektricität für Zwecke der Be leuchtung, der Kraftübertragung und in der Chemie immer gröfsere Ausdehnung gewinnt, wird doch die Zahl derjenigen, welche in diesen verschiedenen Zweigen eine befriedigende Thätigkeit finden kön nen, immerhin keine sehr grofse sein. Wirklich ver wendbar werden von den jungen Leuten, welche Elektrotechnik als Hauptfach studiren, nur diejeni gen sein, welche gleichzeitig praktische Geschick lichkeiten und geschäftliche Erfahrungen besitzen. Wer zu übersehen imstande ist, ob die von ihm theoretisch richtig entworfene Maschine oder Lampe auch technisch leicht und billig herzustellen ist, wer flott skizziren, gut construiren und die mechanische Ausführung selbst beurtheilen kann, der wird, wenn er dabei einiges Erfindungstalent besitzt und für ge schäftliche Angelegenheiten einen offenen Sinn und Verständnifs hat, bei redlichem Streben und ge wissenhaftem Fleifse in der Elektrotechnik eine be friedigende Lebensstellung wohl zu finden imstande sein. Aber auch dies wird nur so lange der Fall sein, als nicht, wie jetzt beinahe zu befürchten ist. auch hier infolge der über Bedürfnifs grofsen Zahl technischer Hochschulen schon in der nächsten Zeit eine Ueberfüllung eintritt, welche naturgemäfs aut die Besoldungsverhältnisse einen ungünstigen Ein- Hufs ausüben würde. Schon jetzt aber ist es äufserst schwierig, für solche junge Leute ein Unterkommen zu finden, welche zwar auf Universitäten oder tech nischen Hochschulen sich eine tüchtige physikalische, mathematische und chemische Ausbildung erworben haben, die aber von dem Maschinenwesen, den Bau- Wissenschaften oder der chemischen Technik gar keine oder nur rein theoretische Kenntnisse besitzen. Die allergröfsten elektrotechnischen Etablissements brauchen zwar für die Ausführung genauer elek trischer Messungen, photomotrischer Arbeiten oder chemischer Analysen einiger oder weniger nur theo retisch gebildeter Arbeitskräfte, aber deren Stellung wird der Natur der Sache nach zumeist eine mehr untergeordnete sein. Wer die Elektrotechnik als Hauptfach seines Studiums zu wählen beabsichtigt, sollte dies nicht thun, ohne vor Vollendung seiner Studien in einer Maschinen Werkstatt oder in der Werkstelle eines Mechanikers und in einem elektrotechnischen In stallationsgeschäft längere Zeit hindurch praktisch gearbeitet zu haben. Wer sich scheut, für einige Jahre die Blouse des Arbeiters anzulegen, seine Hände zu rühren und das Auge zu üben, der möge lieber der Elektrotechnik fern bleiben, denn er wird voraussichtlich nur einer langen Kette von Ent täuschungen entgegengehen, um schliefslich selbst im günstigsten Falle mit einer bescheidenen Stel lung fürlieb nehmen zu müssen. Ganz anders steht es, wenn es sich darum han delt, während des akademischen Studiums auf der Hochschule die günstige Gelegenheit zu benutzen und sich Einsicht und Verständnifs in die Theorie und die technischen Anwendungen der Elektricitäts- lehre zu verschaffen. Tüchtige Maschinenbauer, welche die elektrischen Maschinen und deren An wendung für Beleuchtung und Kraftübertragung verstehen, werden viel leichter lohnende Stel lungen finden, als solche, denen diese Kenntnisse fehlen. Ingenieure, welche auf dem Gebiete der Telegraphie und des Signalwesens gut unterrichtet sind, werden an vielen Stellen, zumal auch beim Staatsbetrieb, sehr gut verwendet werden können. An Architekten, welche gelernt haben, auf zweck- mäfsige und geschmackvolle Anwendung des elek trischen Lichtes bei ihren Bauten Rücksicht zu nehmen, fehlt cs zur Zeit noch fast vollständig. Technische Chemiker, welche mit den elektro-metallur gischen Processen oder mit der Anwendung der Elektrolyse in der Färberei, Druckerei, Bleicherei u. s. w. vertraut sind, könnten der chemischen In dustrie ungemein nützlich werden. Ebenso steht zu erwarten, dafs in dem Berg- und Hüttenwesen durch die Elektrotechnik in nicht zu ferner Zeit erheb liche Reformen des Betriebes eintreten werden, Für