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„Amylobacter bei der Ernährung der Wieder- „käuer eine hervorragende Leistung zukommen, „indem er in den Pansen dieser Thiere vegetirt „und die Cellulose des Futters in lösliche re- „sorptionsfähige Zersetzungsproducte spaltet. (NB.) „Van Tieghem hat ferner gezeigt oder „ wahrscheinlich gemacht, dafs der Amylobacter „mindestens seit der Steinkohlenperiode als Cel- „lulosezerstörer thätig ist. Fossile Pflanzentheile, „welche in mehr oder minder macerirtem Zu- „stände verkieselt sind, lassen auf Dünnschliffen „dieselbe Progression der Zellwandzerstörung er- „kennen, welche bei der Maceration jetzt lebender „beobachtet wird; und dabei die verkieselten „Reste eines Bacterium, welches van Tieghem „mit B. Amylobacter identificirt.“ 1881 trat wiederum Tappeiner mit einer Ab handlung hei vor, deren Gegenstand mit dem uns hier interessirenden bei oberflächlicher Betrach tung wenig oder nichts zu thun zu haben scheint, für denselben jedoch von principiell ungeheurer Bedeutung ist. Nicht imstande ist Ref., die Thatsache zu erklären, dafs Tappeiner in keiner seiner hier citirten Arbeiten auch nur den Namen van Tieghem nennt! Tappeiner beschäftigte sich zuerst mit den Darmgasen der Pflanzenfresser als Producten der bislang ganz räthselhaften Auflösungsprocesse der Cellulose (als Sumpfgasgährung u. s. w.), um bald zu der Ueberzeugung zu gelangen, dafs diese Gährungsvorgänge auf die Thätigkeit von Spalt pilzen zurückzuführen seien. Die Resultate fort gesetzter Versuche über Cellulosegährung sind ebenfalls in den Berichten der Deutschen Chern. Gesellschaft (1882 pag. 999, 1883 pag. 1734) und der Zeitschrift für Biologie (20, 51 bis 134) niedergelegt (welche letztere sich Ref. noch nicht zugänglich gemacht hat). Die Untersuchungen Tappeiners spielen in ihrem weiteren Verlauf ganz auf das bacteriolo gische Gebiet über und führen Tappeiner geradezu auf die Frage nach dem Vorkommen der Cellu losegährung in der Natur und liefsen ihn Versuche anstellen über die Sumpfgasgährung im Schlamm der Teiche, Sümpfe und Kloaken. Aus dem Resume der bis 1883 erschienenen Arbeiten Tappeiners sei nur der eine oder andere Satz und der Schlufspassus herausgegriffen: (XVI. pag. 1744). „Im Schlamm kommen Organismen vor, „welche nicht blofs Cellulose, sondern auch Eiweifs „oder diesem nahestehende Körper zu Kohlen- „säure und Grubengas zu vergähren vermögen. „Es genügen kleine Quantitäten von eiweils- „artigen Körpern, um eine wochenlange Gasent- „wicklung zu unterhalten. Solche Mengen von „Proteinsubstanzen sind sicherlich auch in den „Pflanzenresten oder den Leichen der Wasser- „ thiere, welche die organische Masse des Schlammes „bilden, enthalten. (Schlufs): „Ich werde mich bei Fortsetzung „der Untersuchung dieser Eiweifsgährung und „der Gährung im Schlamm selbst, um fremdes „Arbeitsgebiet nicht zu streifen, in dieser Be- „ziehung vorderhand mit der Constatirung der „Bildung toxischer Substanzen begnügen.“ Aus vorstehenden auszüglichen Mittheilungen ist ersichtlich, dafs der für die Erforschung der Steinkohlengenesis vorgezeigte Weg der für die Erforschung von so vielen anderen bisher für unerklärbar gegolten habenden Vorgängen sein mufs. Kurz gesagt: Es gilt für unser Institut, sich auch für das Gebiet der Bacterienforschung — im concreten Fall für die Anwendung von deren Resultaten mindestens in der Weise zu interessiren, dafs zunächst: 1. die propädeutische Handhabung der bacterio- skopischen Untersuchungsmethoden und Appa rate hier cultivirt wird und 2. was nur eben geschehen kann, auch geschehen soll, namhafte Specialisten auf dem bacterio logischen Gebiet für die auf Steinkohlenbildung Bezug habenden Versuche zu interessiren und zur Mitarbeit anzuregen. * N a c h t r a g. Beiläufig oder vorläufig, wie die vom Ref. als »Pseudocannelkohle« (Steink.-Ch. p. 39) er wähnte und beschriebene Varietät besprochen worden ist — beiläufig auch, und nicht eigent lich an der richtigen Stelle (bei der Mattkohle), hat v. Gümbel die zur damaligen Zeit überhaupt noch wenig gekannte »Pseudocannelkohle« in seiner Abhandlung berücksichtigt. v. Gümbel hält die Pseudocannelkohle ganz speciell für eine allochthone, durch Sedimentirung entstandene Bildung. Diese Auffassung dürfte jetzt deshalb als eine irrige anzusehen sein, weil die spätere Auffindung der Pseudocannelkohle, welche stets mit Glanzkohle — nicht nur wechsellagernd, sondern auch in diese übergehend — angetroffen worden ist, der Annahme v. Gümbels durchaus zu widersprechen scheint. Es hat beinahe den Anschein, als ob das Vorkommen der »Pseudocannelkohle« häufig, wenn nicht immer, an Störungen irgend welcher Art geknüpft wäre. Es würde damit stimmen, dafs an Pseudocannelkohle stark erinnernde Textur veränderungen schon lange vor Bekanntwerden * (ad 1. und 2. Dem darauf gerichteten Antrag des Ref. ist alsbald Folge gegeben worden und der selbe während Drucklegung dieser Schrift bereits Theil nehmer an einem praktischen Cursus im bacterio logischen Institut des Laboratoriums Fresenius in Wiesbaden. Jenes Institut steht unter Leitung des hervorragenden Bacteriologen und Hygieiniker Dr. Ferdinand Hueppe.)