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liebes Moment der Umwandlung von Pflanzen substanz in Kohle gelten. Eine Raumreduction, wie sie von vielen auf das 25- bis 30fache an genommen wird, hat die Pflanzensubstanz nicht erlitten. v. Gumbel und Bauschinger haben ihre Ver suche, welche diese Behauptung rechtfertigen, mit Drucken von 6000 bis 20 000 Atmosphären ausgeführt. v. Gumbel beschaffte sich durch den Bef. die von demselben beschriebenen und untersuchten »Kohlenarten«, um dieselben einer ganz speciellen Untersuchung zu unterwerfen. Das vorstehend im zweiten Citat mitgetheilte Resultat erklärt also die durch die chemische Untersuchung constatirten substanziellen Unter schiede zwischen den beiden Hauptkohlenarten »Glanz-« und »Mattkohle« direct durch den Nachweis der verschiedenen Pflanzen t heile (Holz- und Blattzellen) und nicht Pflanzen s to ffe, d. h. Körpergruppen, was irgendwo Irgendwer (— Zeit, Ort und Name thun nichts zur Sache —) an nehmen zu dürfen geglaubt und in weder klarer noch pflanzenphysiologisch motivirbarer Weise zu begründen versucht hat. Diese Annahme verlangt, beiläufig bemerkt, genau das Umgekehrte von dem, was v. Gümbels Untersuchung bewiesen hat, d. h. nicht die Matt kohle, sondern die Glanzkohle derivirt erweislich (der Hauptmasse nach) von Holzsubstanz. Mit den Nachweisen v. Gümbels ist zwar der Tangtheorie der Boden entzogen, aber die wich tige Frage noch nicht gelöst: Wie ist aus Holzsubstanz Steinkohle ent standen und welche sind die Agentien, durch welche die unzweifelhaft stattgehabte Verflüssigung der Cellulose erfolgt ist? Mit Fremys Zuhülfenahme von Wärme und Druck ist es nun einmal nichts, und speciell be züglich des Druckes hat v. Gümbel den Nach weis geliefert: „dafs ein hoher Druck bei der Bildung von Mineralkohlen weder wirklich wirk sam thätig war, noch dafs derselbe nothwendig und als wesentliche Bedingung der Entstehung dichter Mineralkohle angesehen werden darf.“ Ganz unabhängig von v. Gümbel und ganz gleichzeitig gelangte zu gleichen Schlüssen Dr. T. J. Früh, welche derselbe in seiner interessanten Schrift: »Mikrogenetische Studie über Torf und Dopplerit« (Zürich 1883) niedergelegt hat. Früh erbat sich auf die Anm. pag. 123/124 der »Steink.-Chemie« hin den darin erwähnten Nordseetorf, sowie verfaulten Tang. Die Unter suchung des ersteren ergab nur Torfpflanzen — und keine Tangreste, so dafs auch über diesen Punkt die gewünschte Aufklärung erfolgt ist. Im Jahre 1850 machte Mitscherlich der Aka demie Mittheilung von der Gährungsfähigkeit der Cellulose. Mitscherlich fand, dafs Kartoffelscheiben in Wasser gebracht unter günstigen (namentlich Temperatur) Bedingungen eine Zersetzung erlei den unter endlichem Verschwinden der Cellulose, aber Intactbleiben der Stärkemehlkörner.* Neue Kartoffelscheiben, in die filtrirte Flüssigkeit ge bracht, erleiden eine viel raschere Zersetzung als die zuerst in Wasser gebrachten u. s. w. Die active Flüssigkeit enthält (nach M.) keine Spur von Pilzen, ist aber von „Vibrionen“ erfüllt, welche „möglicherweise die Ursache des Phä nomens sind“. 15 Jahre später entdeckte Trecul im Ver folg von Untersuchungen über die Milchsaftgefäfse — diese Organe durch Maceration isolirend — in der Umgebung und im Innern dieser Gefäfse amylumhaltige Körperchen, welche er Amylo- bacter nannte und der Form nach in drei Arten schied. (Diese Körper sollen in den Gefäfsen und Zellen durch eine directe Transformation des Protoplasma entstehen.) Drei Jahre nachher stellte van Tieghem fest, dafs Trculs drei Amylobacter nichts Anderes sind als Entwicklungsformen ein und desselben Bacillus, dessen Entwicklung er von der Spore bis zu wieder neuen Sporen verfolgt hatte und Bacillus Amylobacter nannte. Mit Uebergehung der Einzelheiten der in Compt. rend. T. 88, (1879) pag. 205 ff. ver öffentlichten Abhandlung van Tieghems über »Gellulosegährung« möge hier ein die van Tieg- hemschen Forschungsresultate kurz resumirender Passus citirt sein aus dem im vorigen Jahre er schienenen klassischen Werk A. de Barys: »Vor lesungen über Bacterien« (pag. 79/80). „Der Amylobacter ist, wie van Tieghem ge- „zeigt hat, bevorzugt thätig bei Zersetzung fau- „lender Pflanzentheile, indem er die Cellulose „der Zellmembran zerstört. Er greift allerdings „nicht jede Zellmembran an; nicht z. B. ver- „korkte Membranen, Bastfasern, untergetaucht „wachsende Wasserpflanzen, Moose, viele Pilze; „vielmehr vorzugsweise die Membranen fleischiger, „saftiger Gewebe wie Laub, Kraut, Rinde, Knollen „von Landpflanzen, weicheres Holz u. s. f. Und „zwar zersetzt er hierbei zunächst mittelst eines „ausgeschiedenen diastatischen Enzyms die Cel- „lulose in Dextrin und Glycose, welche dann „die Buttersäuregährung erleidet. Die meisten „Stärkekörner werden von ihm nicht angegriffen, „wohl aber Kleister und lösliche Stärke. Die „Maceration und Zerstörung nafsgehaltener Pflan- „zentheile ist daher zum guten Theil sein Werk, „auch in Fällen, welche in die menschliche „Oekonomie eingreifen, wie die Maceration, nasse „Röstung von Hanf, Flachs und anderen Textil- „pflanzen zur Gewinnung der Bastfasern, oder „die Nafsfäule schlechter Kartoffeln nach Reinke „und Berthold. Nach van Tieghem würde dem * Dieser Thatsache hat Ref. in seinen »Ghem. Beiträge zur Kenntnifs der Steinkohlen« auf pag. 35 und 39 Erwähnung gethan.