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pro Tonne theurer zu stehen kommen als die einheimischen. Um ein extra gutes und leicht schweifsbares Metall, besonders zu Dampfkesselrohren, aber auch zu Blechen geeignet, zu erzeugen, wurde der basische Procefs eingeführt, hauptsächlich nach Anleitung der davon in »Jernkontorets an- naler« 1882, 314* gegebenen Beschreibung Tel- landers. Es besteht jedoch ein wesentlicher Unterschied darin, indem man von dem gewöhn lichen, aus spanischen Erzen erblasenen Bessemer roheisen ausgeht und von dem beim Werke ent stehenden Schienenabfalle; weder das eine noch das andere dieser Materialien hat mehr als 0,08 P. Mit diesen nach ausländischer Auffassung bereits reinen Materialien kann man ein ausgezeichnetes Product erzielen. Der angewendete Ofen stimmt überein mit den Mittheil ungen Tellanders von dem mit basi schem Herde und saurem Gewölbe versehenen Ofen zu Alexandrowsky ; Herd und Gewölbe sind voneinander durch Chromerz getrennt. Gas und Luft treten durch sehr geneigte Kanäle ein: durch 2 untere für das Gas und 2 obere für die Luft; das Gewölbe aber ist ungewöhnlich hoch. Dessen ungeachtet hat dasselbe nicht länger als 4 bis 5 Wochen standgehalten, vermuthlich infolge der angewendeten aufserordentlich hohen Temperatur. Diese wird am leichtesten an dem besonders schnellen Einschmelzen der 6 bis 7 t Einsatz beobachtet, der auf einmal eingetragen wird. Gleichzeitig wird Kalk und Walzsinter eingesetzt, welch letzteres Material wie in Alexandrowsky die zur Entfernung des Phosphors erforderliche Oxydation verursacht. Eine Charge, welcher Referent beiwohnen durfte, nahm folgenden Verlauf: nach in einer starken Stunde bewerkstelligter Ofenreparatur, bei der der Boden erst mit trockenem und dann mit einer Schicht bindendem, d. h. mit Theer ver mischtem Dolomit ausgebessert, erfolgte der Ein satz auf einmal, wodurch fast der ganze Ofen angefüllt wurde. Das Roheisen wurde mit 3 % Spiegeleisen vermengt. Nachdem das schnelle Einschmelzen beendet, begann sofort das Probiren. Um die Oxydation zu beschleunigen, wurde da zwischen eine Schaufel Glühspan eingeworfen und es ergab alsbald die Probe ein sehr weiches Product. Ein vor der tief gelegenen mittleren Arbeitsöffnung aufgeworfener Damm von Dolomit masse wurde theilweise auseinander gestofsen, so dafs die Schlacke auszulaufen vermochte bez. ausgekratzt werden konnte. Hierauf wurde etwa 1 % Spiegeleisen zu- und die Entkohlung lang sam bis zur gewünschten Extra - Weichheit fort gesetzt. Dieser letzte Theil des Processes erfor derte 11/2, der ganze Procefs 6 Stunden Zeit. Die letzten zwei Proben ergaben fast vergröfserte * »Stahl und Eisen« 1882, S. 478. Härte, was als eine Art Ueberoxydation erklärt und weshalb der Abstich mit gröfster Beschleu nigung vorgenommen wurde. Dies scheint eine schwache Seite des Verfahrens zu sein. Beim Giefsen aus der Pfanne mit 2 Stopfen gleichzeitig in 2 Coquillen verhielt sich das Me tall ganz ruhig und auch im Ofen sah man gegen. Schlufs der Charge kaum eine Gasblase auf steigen; gleichwohl wurden die Coquillen sehr schnell gedeckt, um ein Steigen des Metalles zu verhindern. Bei der nächst vorhergegangenen Charge, die für weniger exacte Zwecke bestimmt war, wurde die Schlacke nicht abgezogen und der Abstich erfolgte sofort nach Zusatz von etwas Ferro mangan. Das Product, welches 0,1 bis 0,12 G halten sollte, gährte sehr und war kalt, was nicht wunder nehmen kann, da kaum ein Ver kochen des Bades statthatte. Um dies zu ver meiden, wurde zu bester Qualität und Extra- Weichheit der vorher erwähnte auf die Entfer nung der Schlacke folgende Spiegeleisenzusatz und langsame Beendung des Processes ange wendet. Folgende aus dem Betriebsjournale entnom mene Charge vom 23. März 1885 giebt einen Begriff von den gewöhnlichen Chargen ohne den gedachten Schlufsprocefs: Einsatz: 1500 kg Bessemerroheisen, 4500 kg Schie- nenabfall, 100 kg Gufsschrott, 28 kg Ferro mangan, Summa 6128 kg. Erfolg: 5663kg Metall, Abbrand 6,2 %. Chargen dauer 4 Stunden 15 Minuten, Dauer der Reparatur 3 Stunden 5 Minuten, Summa Zeitaufgang 7 Stunden 20 Minuten. Analyse des Productes: 0,06 C, 0,01 Si, 0,007 P, 0,023 S, 0,3 Mn. Dieser geringe Phosphorgehalt war nach Aus weis des Analysenjournals nicht ungewöhnlich und kaum eine Charge hatte über 0,02 P. Bei der angewendeten starken Oxydation und der hohen Temperatur wird der Kohlegehalt, wie dasselbe Journal nachweist, leicht auf 0,04 bis 0,06 herabgebracht. Beim' Walzen von Schienen und Faoneisen werden in Seraing »soaking pits« in ihrer ur sprünglichen Form benutzt. Der Grund, wes halb diese hier, aber sonst nirgends auf dem Continente Anwendung gefunden, mufs in dem Umstande gesucht werden, dafs man in Seraing verhältnifsmäfsig kleine Chargen, aber um so viel mehr in bestimmter Zeit durchführt. Dessenunge achtet walzt man jedoch nicht einmal hier die aus den Durchweichgruben kommenden Blöcke direct fertig aus, sondern nur bis zu Vorkalibern und wärmt sie vor dem Schlufswalzen im Schweifsofen nochmals. Dies scheint zur Er reichung eines guten Productes auch nöthig, denn die Blöcke, welche Referent aus den Gru ben nehmen sah, waren an den Kopfenden stets etwas dunkler als am Bodenende. Ein Schweifs-