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Versuch XXVI. In einem viermal mit Thon ausgegossenen Tiegel wurde steirischer Frisch stahl geschmolzen. Der Versuchstiegel wurde genau so behandelt, wie die gewöhnlichen Tiegel. Das Anwärmen des Tiegels mit dein Stahl geschah ganz allmählich in 9 bis 12 Stunden. Der Tiegel deckel war mit Graphitmasse sorgfältig gedichtet. Der Stahl hat etwa 3/4 Stunden flüssig im Ofen gestanden. Beim Giefsen spratzte und stieg er und gab einen ganz porösen Ingot. Der Rohstahl enthielt: C= 0,961, Si= 0,088, das Schmelzerzeugnifs enthielt: G = 0,770. Si = 0,150, mithin: — 0,191 + 0,063. Versuch XXVII. Der beim vorigen Versuche erhaltene Block wurde in einem Tiegel der näm lichen Art von neuem geschmolzen. Man liefs den Stahl nicht weniger denn 7 Stunden bei schärfster Hitze flüssig im Ofen stehen. Der Thon bildete auf den Tiegelscherben nachher eine deutlich abgesetzte zusammenhängende ver glaste Schicht. Diesmal gab der Stahl einen dichten Block. Er enthielt: G = 0,554, Si = 0,258, mithin : — 0,216, + 0,107. Die Versuche XXIV bis XXVII sind bereits vor einem Jahre ausgeführt. Leider haben wir es damals versäumt, in solchen mit Thon aus gekleideten Tiegeln einen manganreicheren Satz zu schmelzen. Die verwandten Rohstahle ent halten nur etwa 0,15 Mn. In diesem Jahre sind auch von Hrn. Felix Bischoff ausgekleidete Tiegel gemacht worden, alle Versuche aber, darin Mn-reichere Sätze zu schmelzen, scheiterten an der schnellen Zerstörung der Thonschicht. Versuch XXIII. Nur bei einem Versuche mit wenig Mangan hielt die Thonschicht stand. Es ist dies ein Parallelversuch zu Versuch XVII. Es wurde der nämliche Einsatz zugleich mit dem Tiegel ad XVII in der nämlichen Weise ein- und ausgeschmolzen. Der Stahl aus dem mit Thon ausgekleideten Tiegel zeigte sich schon äufserlich von dem gleichzeitig erhaltenen nor malen Stahl dadurch unterschieden, dafs er un ruhig war und einen porösen Block gab. Der Stahl hätte enthalten sollen: G=l,22, Mn = 0,448, Si = 0,047, er enthielt wirklich: G = 1,199, Mn = 0,140, Si = 0,091, mithin: — 0,02 - 0,308, + 0,044, der Parallelversuch XVII mit dem gewöhnlichen Tiegel gab: 0 = 1,206, Mn = 0,190, Si = 0,142. Demnach zeigt auch dieser Versuch, dafs aus reinem Thon eine geringere Siliciumreduction statthat, während die Manganverminderung etwas gröfser ist. Zu diesen eigenen Versuchen stellen wir noch die Ergebnisse, welche Dr. Albano Brand * mit einem wirklichen Thontiegel erhielt. Es wurden 13,8 kg Puddeleisen und 1,2 kg Spiegeleisen eingesetzt. Die Schmelze hätte ent halten sollen: C Si = 0,143, sie enthielt, nachdem sie 1 Stunde flüssig ge wesen : C Si = 0,130, nachdem sie 2 Stunden flüssig gewesen: C = 0,28, Si = 0,178. Der Stahl stieg in der Goquille. Es ist sehr zu bedauern, dafs nicht auch auf Mangan unter sucht worden, dessen Menge im Einsatz etwa 1 % betrug. Auch über Schlackenbildung findet sich keine Notiz. Versuche in Tiegeln aus Thon mit sehr geringem Kokszusatz. Auf einem grofsen westfälischen Hüttenwerke gelangen Tiegel zur Verwendung, die fast aus reinem Thon bestehen und nur 5 % Koks in ihrer Masse enthalten. Der artige Tiegel gebraucht man nach den Angaben Seebohms auch in Sheffield zur Darstellung besten Werkzeugstahls. Dieselben geben an mangan armen Stahl nur eine unbedeutende Menge Si licium ab, wie bereits in meiner ersten Mitthei- lung hervorgehoben und durch die soeben be schriebenen Versuche bestätigt worden. Um so gröfseres Interesse hatte es für mich, festzustellen, wie sich das Mangan in diesen Tiegeln verhält. Deshalb wandte ich mich an die Oberleitung der betreffenden Hütte, welche denn auch die An stellung der nachfolgenden Versuche veranlafste und mir Proben der Schmelzerzeugnisse zur chemischen Untersuchung übermittelte. Versuch XXVIII. Es wurde Rohstahl von nachstehender Zusammensetzung geschmolzen : G = 0,783, Mn = 0,172, Si = 0,107, das Schmelzerzeugnifs enthielt: G = 0,701, Mn = 0,125, Si = 0,148, also: — 0,082, — 0,047, + 0,041. Versuch XXIX. Manganarmer Rohstahl, ohne jeden Zusatz eingeschmolzen. Das Schmelzer zeugnifs enthielt: C= 0,452, Mn = 0,115, Si = 0,078. Versuch XXX. Der beim vorigen Versuche erhaltene Ingot wurde von neuem geschmolzen. Jetzt enthielt der Stahl: G = 0,336, Si = 0,096, also: - 0,116, + 0,018. * S. dessen Dissertation, sowie »Berg- und hütten männische Zeitung« 1885, Nr. 11, 12.