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Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 15 Mark jährlich excl. Porto. Insertionspreis 25 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller und des Vereins deutscher Eisenhüttenleute. Herausgegeben von den Vereins verständen. Redigirt von den Geschäftsführern beider Vereine: fileneralsecretir H. A. Bueck für den wirthischaftlichen Theil und Ingenieur E. Schrödter für den techmischen Theil. Commissions -Verlag von. A.Bagel in Düsseldorf. u N 11. November 1886. 6. Jahrgang. Untersuchungen über den Tiegelstahlprocefs. Von Dr. Friedrich C. G. Müller. Zweite Mittheilung. §pAKn meiner ersten Abhandlung über den 6 Tiegelstahlprocefs im Aprilheft des 59% vorigen Jahrgangs von »Stahl und Eisen« ist eingehender entwickelt worden, dafs das Verhalten der Tiegel beim Gufsstahlschmelzen nicht allein von der Art und dem Mischungsverhältnifs der zu ihrer Her stellung benutzten Rohmaterialien abhängt, son dern dafs auch nach vielen praktischen Erfah rungen die nämlichen Rohmaterialien je nach der mechanischen Vorbereitung und Verarbeitung bemerkenswerthe und schwer erklärliche Unter schiede zeigen. Daneben ist auch die Methode der Fabrication und die Leitung des Schmelz verfahrens nicht ohne Einflufs auf den Verlauf des Tiegelprocesses. Jede Tiegelgattung und jedes Tiegelstahlwerk hat also einen besonderen Procefs. Demnach kann die wissenschaftliche Untersuchung derjenigen Vorgänge, welche infolge der Wechselwirkung zwischen dem Tiegel und dessen Inhalt die chemische Zusammensetzung des Stahls verändern, vorerst allgemeine Sätze nicht zu Tage fördern, sondern mufs sich damit begnügen, die besonderen Gesetze ausfindig zu machen, welche für den Betrieb einzelner Hütten ! oder doch für bestimmte Gruppen von Werken mafsgebend sind. Eine derartige Monographie bildete den Hauptstoff meiner »ersten Mittheilung«. Die damals veröffentlichten Versuche wurden auf den Reichenauer Eisenwerken zu Hirschwang in i Nieder-Oesterreich mit der gröfsten Sachkenntnis Xl.6 und Sorgfalt ausgeführt vom Hrn. Hütten director Peipers, dessen Entgegenkommen es zu danken ist, dafs meine Arbeiten auf diesem Felde einen guten Anfang und Fortschritt nahmen. Die von uns hauptsächlich benutzten Tiegel enthalten 3 Theile Kainsdorfer Graphit und 31/4 Theile Thon, letzterer ein Gemisch von Pfälzer Ghamotte und Göttweiher Bindethon. Aufserdem wurden noch Tiegel mit 5 Theilen Graphit auf 1 Theil Thon 'angewandt. Die Herstellung der Tiegel geschieht auf der Töpferscheibe. Es stellte sich heraus, dafs, abgesehen von einer 0,2 % betragenden Kohlenstoffaufnahme, gegen 0,3 % Silicium reducirt werden, dafs aber das Mangan sich indifferent verhält. Dieses bemerkenswerthe Verhalten des Man gans ergab sich in erster Linie aus drei hinter einander ausgeführten Schmelzungen von weifsem steirischen Roheisen, dessen Siliciumgehalt nach dein dritten Umschmelzen von 0,075 auf 1,009 gestiegen war, während der Mangangehalt nur von 2,04 auf 1,86 herabging. Zweitens wurde Frischstahl in den graphitreicheren Tiegeln zweimal unter Braunsteinzusatz geschmolzen. Man fand im Rohstahl: G = 0,911, Mn = 0,135, Si = 0,049, nach der ersten Schmelzung: G= 1,308, Mn = 0,564, Si = 0,203, nach der zweiten Schmelzung: G — 1,623, Mn = 0,738, Si = 0,350. Somit wurde Mangan in erheblicher Menge vom Stahl aufgenommen. Da die Siliciumauf- 1