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Juli 1886. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 505 welche er durch einen aus Theer und pulverisirtem Chromeisenstein hergestellten Mörtel verband. Aehn- licherweise wurden 1880 die Oefen in Alexandrowsky* bei St. Petersburg hergestellt. Gestützt auf die Neutralität des Chromeisensteins in chemischer Beziehung, verwandten Valton und Remaury dieses Mineral zur Ausfütterung der Böden in Flammöfen; um die Unbequemlichkeit, welche durch die Verbrennung des Theers entsteht, wodurch die Haltbarkeit der Masse in Frage gestellt wird , zu umgehen, ersetzte man den Theer durch Kalk. Letz terer greift den Chromeisenstein in geringem Mafse an, aber nicht so stark, dafs die Feuerbeständigkeit darunter leidet. Wenn man ein Gemenge von fein gemahlenem Chromeisenstein und Kalk einer hohen Temperatur aussetzt, so vereinigt sich dasselbe zu einer festen Masse, welche wie Glas aussieht und un schmelzbar ist. Für die gewöhnlichen Verhältnisse reicht ein Chromeisenstein, welcher mindestens 38 % Chrom- oxyd und nicht mehr als 6 % Kieselsäure enthält. Man zerschlägt denselben in Stücke und baut daraus die Fütterung zusammen, welche sich durch den Zu satz eines aus gelöschtem Kalk und pulverisirtem Chromeisenstein bestehenden Mörtels in einen sein- widerstandsfähigen Beton verwandelt. Zur Herstellung des Abstichloches, welches durch das Metallbad gegen Oxydation geschützt ist, nimmt man gemahlenen Chromeisenstein und Theer, da es mit Schwierigkeiten verbunden sein würde, diesen Theil stark genug zu brennen und ihm eine genügende Widerstandsfähig keit zu verleihen, wenn man denselben aus einem Gemisch von Kalk und Chromeisensteinpulver her stellen wollte. Diese neue Verwendung von Chromeisenstein, sei es in natürlichem Zustande, sei es in Verbindung mit Theer oder Kalk, ist nicht mit dem Gebrauch von Chromoxyd zu demselben Zweck zu verwechseln, welch letzteres ebenfalls als feuerfestes Material in Vorschlag gekommen ist. Dasselbe ist aber ungemein theuer, ohne dafs wir überhaupt wissen, ob sich das selbe in hinreichender Weise zusammenbacken lassen würde. In Frankreich sind Flammöfen mit Chromeisen steinfütterung bereits in Commercy, Blagny, Morvillars und Tamaris in Anwendung. Auch wird dieselbe in Kupferhütten verwendet. In der dem Vortrage folgenden Discussion stellte Windsor Richard fest, dafs er bereits vor mehre ren Jahren Chromerz auf den Hüttenwerken von Bolckow Vaughan &Go. in Middlesbrough gebraucht hat. Die Schwierigkeit, die ihm damals entgegentrat, be stand darin, Stücke von genügender Gröfse zur Aus fütterung der Converter zu erhalten. Er nahm da mals die gröfsten Stücke, welche er erhalten konnte, und liefs dieselben mit Dolomit ausgiefsen. Letzterer ver brannte aber und legte das Chromerz, welches sechs Monate und länger hielt, blofs. James Riley stellte fest, dafs er Chromerz bereits in Flammöfen probirt habe. Er hatte ebenfalls das Erz mit Theer angemengt. Die Versuche waren auch zur Zufriedenheit ausge fallen. Die dauernde Einführung des Chromerzes in der Praxis sei aber an der schweren Erhältlichkeit und Kostspieligkeit desselben, gescheitert. — Auf eine interessante Mittheilung von Beck- Guerhard in St. Petersburg über in Rufsland mit Stahlschienen angestellte Ve rsuche wer den wir in einer unserer nächsten Nummern ausführ lich zurückkommen. Eine weitere Mittheilung von Pur do n Clarke über indische Bronze-Gufswaaren war wohl mehr ihrer Merkwürdigkeit halber als ihrer Bedeutung * Vergl. die ausführliche Mittheilung »Stahl und Eisen« 1882, Seite 599. für das praktische Leben auf die Tagesordnung ge setzt worden. Die Versammlung trennte sich, um im September wieder in London zusammenzutreffen. Man ist dies mal von dem herkömmlichen Gebrauch, die Herbst versammlung aufserhalb der Stadt London zu halten, abgewichen, weil man den Mitgliedern des Instituts eine Gelegenheit geben will, eine Besichtigung der dort in Kensington stattfindenden Cdlonial-Ausstellung mit dem Besuch des Meetings zu vereinigen. Verein zur Beförderung des Gewerb- fleifses. In der Sitzung vom 1. März d. J. hielt Chefinge nieur Quaglio einen Vortrag über feuerfeste Materialien. Redner gab zuerst eine Uebersicht über die Gröfse und die Verbreitung der Industrie feuerfester Producte in unserm Vaterlande und zeigte, dafs die selbe sich Hand in Hand mit der Entwicklung der Eisen- und Glasindustrie stetig quantitativ und quali tativ emporgeschwungen hat. Die bestehenden etwa 50 selbständigen Werke beschäftigen, aufser den auf grofsen Hüttenwerken nebensächlich beschäftigten, im ganzen etwa 15000 Arbeiter. Die Production ist jährlich an Steinen 415000 t im Werthe von 13 Mill. Mark und an Retorten , Tiegeln, Röhren und Düsen 13 000 t im Werthe von über 15 Millionen Mark. Redner klassificirte sodann die Rohmaterialien und ging zur wissenschaftlichen Begründung der Feuer beständigkeit der verschiedenen Compositionen über, indem er die diesbezüglichen von Dr. Richter in Sarau und Dr. Fischer in Wiesbaden gefundenen Versuchsresultate mittheilte. Dann kam die deutsche Dinassteinfabrication und hierauf diejenige der feuer festen Ghamottesteine an die Reihe. Als leitendes Princip für letztere ist festzuhalten, dafs die Dinas steine so kieselerdereich als möglich anzufertigen sind. Thonerde soll keinesfalls 21/2 % übersteigen; der ge brannte Stein mufs genügende Festigkeit haben und darf keine Risse besitzen; der lufttrockene Stein mufs bereits soviel Zusammenhang haben, dafs er gehand habt werden kann. Von den Chamottesteinen ist zu verlangen : Widerstand gegen die Temperatur, in welcher der Stein gebraucht werden soll, d. h. rich tige chemische Zusammensetzung, Widerstand gegen verschiedene Temperaturwechsel, geringste bleibende und vorübergehende Volumenänderung. Da es bei höchst feuerfesten Steinen unmöglich ist, die Schwin dung zu beseitigen, so mufs bei denselben auf rich tige constructive Steinformen und Verbindungen Werth gelegt werden. Auch müssen die Chamotte-Steine in Fällen, wo sie der Abnutzung unterliegen, genügende mechanische Festigkeit und Härte besitzen und aufser- dem noch in bestimmten Fällen Widerstand gegen chemische Einflüsse besitzen. Ersteres wird durch eine mehr sinternde Mischung und durch starke Comprimirung vor dem Brennen erreicht, letzteres durch entsprechende chemische Zusammensetzung. Die basischen Steine streift der Redner nur. Hin sichtlich der Anwendung der feuerfesten Steine macht Redner darauf aufmerksam, dafs hier das Billigste stets das Theuerste wird, bezeichnet es aber als besonders wichtig, bei Anfragen und Bestellungen dem Fabricanten den Verwendungszweck genau anzugeben, da ein an und für sich hoch feuerfester Stein an falscher Stelle angewendet ein miserables Resultat ergiebt. Auf eine Anfrage Dr. Weddings, ob die Haltbar keit der feuerfesten Steine durch die Erhaltung der äufseren Sinterhaut der Steine erhöht werde, sagt 7*