Grusonsche Hartgufspanzerplatte hat die Auf merksamkeit der Tagesblätter und militärischen Fachblätter in fast ebenso hohem Mafse auf sich gezogen wie vor einigen Monaten die Bukarester Versuche. * Zwar handelt es sich diesmal nicht um einen Wettbewerb deutschen und fremden Fabricats, aber trotzdem möchten wir dem Versuche fast eine noch gröfsere Bedeutung beimessen als dem Bukarester, denn derselbe sollte zum erstenmal vollkommene Klarheit in die bis dahin vielfach besprochene Frage bringen, ob es überhaupt noch möglich ist, den schwer sten Gattungen der heutigen Angriffsgeschütze Panzer mit Erfolg entgegenzustellen. Die Versuche gegen Grusonsche Hartgufs- panzer zerfallen bekanntlich in zwei Gruppen, nämlich in solche gegen Panzer für Binnen landbefestigungen und in solche gegen Panzer für Küstenbefestigungen. Während bei ersteren als stärkstes in Frage kommendes Angriffskaliber stets das 15-cm-Geschütz betrachtet wurde und gleichzeitig die Zahl der Treffer ver- hältnifsmäfsig hoch normirt wurde, ist bei den Versuchen gegen Küstenpanzer die verlangte Trefferzahl stets eine bedeutend geringere und * Vergl. Nr. 4 d. J. das schwerste Angriffskaliber das Kruppsche 25 Kaliber lange 30,5-cm-Geschütz gewesen. Bei dem vorliegenden Versuch, welcher durch den Entschlufs der italienischen Regierung, den Kriegshafen von Spezia mit Kruppschen 40-cm- Kanonen zu armiren und letztere durch Panzer- thürme zu schützen, veranlafst wurde, gingen die Ansprüche, welche an die für letztere be stimmten Platten gestellt wurden, weit über die bisherigen Bedingungen hinaus. Wenngleich die Zahl der Kriegsschiffe, welche heute mit den schweren Armstrongschen 100-Tons-Geschützen armirt sind, eine sehr geringe ist, so beschlofs man doch, als Mafs für die Widerstandsfähigkeit des Panzers das Maximum dessen zu verlangen, was der Angriff zu leisten imstande ist, und hieraus ergab sich die Bedingung, dafs die von Gruson zu liefernde Panzerplatte 3 Schüsse aus dem Armstrongschen 43-cm-100-Tonsgeschütze in Abständen von mindestens je 1 m erhalten müsse, ohne breschirt zu werden. Die Versuchsplatte, welche in der Höhe des Vorpanzers 3 m und an der Oberkante 1,9 m breit ist und ein Gewicht von 87 950 kg besitzt, bildet einen Sector der drehbaren Kuppel eines Panzerthurmes, welcher aus 15 derartigen Platten und 2 Deckplatten besteht. Die Kuppel ruht auf einem schmiedeisernen Ring, dem so genannten Unterbau, und letz terer wiederum auf einem Rollenkranz, welcher die Dre hung des ganzen Systems ermöglicht; diese wird ge wöhnlich durch eine Dampf maschine bewirkt, doch ist auch ein Mechanismus für Handbetrieb vorgesehen. Der Unterbau ist von dem eben falls aus 15 Hartgufsplatten zusammengesetzten Vorpanzer ring umgeben und letzterer durch ein Glacis von Granit Fig. L und Beton gedeckt. In dem Panzerthurm befinden sich nach demProject 2 Krupp sche 35 Kaliber lange 40-cm- Kanonen. Für den Versuch war vor läufig eine Platte eines sol chen Panzerthurmes hergestellt worden. Dieselbe war in eine Aus sprengung des Felsengebirges am Seno della Castagna ein gebaut (siehe Fig. 1) und ruhte auf einer Fundament- platte von 41 500 kg Gewicht. Seitlich wurde sie mittelst ange legter Dübel durch 2 gufs-