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September 18S6. STAHL UND EISEN.“ Nr. 9. 627 wenn der Riemen nicht mit schlechtem, säurehaltigem Oele getränkt ist, so dafs er frühzeitig verfault, dann bricht er auch nicht so leicht, vorausgesetzt natür lich, dafs das Leder gut war. Natürlich wird sich ein Riemen, der 2000 Umdrehungen pro Minute macht, schneller abnützen als ein anderer langsam lau fender, selbst unter günstigsten Umständen, wie ja ein Paar Stiefel, mit denen man täglich über steinigen Boden läuft, viel schneller abnützen als ein Paar, welche im Schaufenster stehen. Das Geheimnifs eines guten Lederriemens ist 1. gutes Leder, 2. Rein halten und namentlich Fernhalten von schlechten, säurehaltigen Oelen und Schmieren, 3. zeitweiliges, leichtes Schmieren mit reinem Klauenfette. Altoona, Pa. Paul Kreuzpointner. lieber die Einwirkung von Phosphor, Schwefel und Kupfer im Roheisen auf die aus demselben hergestellten Gufsstücke.* Ohne im geringsten gegen die Beweismittel der Herren G. Lentz und J. Riemer, welche dieselben zur Bekräftigung ihrer bezüglichen Ansichten über den Einflufs von Phosphor, Schwefel u. s. w. anwenden, vorgehen zu wollen, erlaube ich mir die Thatsache festzustellen, dafs Saigerungen allerdings in verhält- nifsmäfsig sehr geringen Massen von Roheisen vor kommen können. Ich habe dieses Jahr bereits zweimal beim Zer brechen von Probestücken von 356 mm Länge und 50 mm im Geviert und 16 Pfund Gewicht in der Mitte die von Professor Ledebur so deutlich beschrie benen Hohlräume, gefüllt mit den charakteristischen, Tannenzweig ähnlichen Krystallen , gefunden. Diese Probestücke bestanden aus grauem (Gylinder ) Roh eisen , sie werden in gewöhnlicher Sandform abge gossen und nach dem Probirzimmer der Pennsylvania Railroad Company gebracht und behufs Controlle der Mischungen des Eisens in den Giefsereien transversal auf einer Riehleschen Probirmaschine zerbrochen. Auch in der Räder-Giefserei, in welcher täglich 350 Frachtwagen-Räder gegossen werden, und welche von der sogenannten »Grauen Eisengiefserei« getrennt ist, werden täglich zwei solcher Probestücke gegossen, ich habe aber in diesem sogenannten »Chill«-Eisen noch nie Anzeichen einer Saigerung bemerkt. Altoona, Pa. Paul Kreuzpointner. Einiges über die industrielle Verwendung des Wolframs und seiner Verbindungen. Die Verwendung dieses, durch manche Eigen- thümlichkeiten ausgezeichneten Metalls und seiner nicht minder interessanten chemischen Verbindungen in den verschiedenen Zweigen der Industrie und der Gewerbe ist auffallenderweise eine verhältnifsmäfsig immer noch geringe, so dafs es nicht überflüssig er scheinen dürfte, von Zeit zu Zeit die öffentliche Auf- merksamkeit wieder auf diesen Gegenstand zu lenken und Anregungen zu neuen Versuchen über die An wendbarkeit verschiedener Wolframpräparate zu geben. Waren es doch im vergangenen Jahre (1885) 30 Jahre her, dafs Wolframmetall, zum erstenmal als Zusatz zu Stahl verwendet wurde und der so gewonnene Wolframstahl, seiner aufserordenllichen Härte wegen, die allgemeinste Aufmerksamkeit erregte. Zahlreiche Arbeiten über die vortrefflichen Eigenschaften dieses Materials sind veröffentlicht worden, und dennoch findet man aus dieser Stahlart gefertigte Gegenstände nur wenig im Handel im Vergleich zu den ungeheuren Massen Stahl, die zu den verschiedensten Zwecken verarbeitet werden. Der Grund dieser Erscheinung * Vergl. Nr. 6 d. J., Seite 443. mag zum Theil mit daran liegen, dafs der Wolfram stab 1 eine Zeitlang in Mifscredit war, da man Gegen stände, angeblich aus Wolframstahl bestehend, in den Handel brachte, die gar kein Wolframmetall enthielten. Daher kam es auch, dafs vielfach die Ansicht auf tauchte, dafs überhaupt gar kein Wolframstahl mehr fabricirt würde. Dem ist jedoch nicht so, denn un längst erst hatte Schreiber dieses Gelegenheit, eine Fabrik zu besichtigen, Wolframfabrik von Theodor Knies ehe in Rofswein in Sachsen, die sich auschliefs- lieh mit der Herstellung von Wolframmetall und Wolframpräparaten beschäftigt und in welcher dieses Metall centnerweise gewonnen und an grofse Stahlwerke verkauft wird.* Schädlich auf die Ver breitung des Wolframstahles mag wohl auch der Um stand mitgewirkt haben, dafs das Material nicht immer von gleichmäfsiger Beschaffenheit geliefert wurde, was daran lag, dafs man anstatt des reinen Wolfram metalls rohes Wolframerz als Zuschlag zur Beschickung bei der Eisen- und Stahlbereitung benützte. In diesem Falle kann man aber kein gleichmäfsiges Product er warten, dasselbe würde vielmehr oft einen gröfseren, oft einen geringeren Wolframgehalt zeigen, da der Metallgehalt der Wolframerze sehr variirt und die Reduction zu Metall nicht immer regelmäfsig statt findet. Auch können durch den Zusatz der' rohen Wolframerze unliebsame Begleiter derselben, wie Arsen, Phosphor, Schwefel u. s. w., in das Eisen oder den Stahl gelangen, durch welche diese in ihren Eigen schaften wesentlich verändert werden.' Alle diese Uebelstände werden durch Verwendung reinen Wolf rammetalls vermieden, und ist dieses daher oder ein Wolframeisen von ganz bestimmtem Gehalt stets nur zu empfehlen, wenn es sich darum handelt, ein Ma terial von sich immer gleichbleibenden Eigenschaften herzustellen. Ein richtig bereiteter Wolframstahl zeichnet sich durch ungewöhnliche Härte und Zähig keit aus, und dabei sind die Gestehungskosten nur unwesentlich höher, die Werthsteigerung des fertigen Materials aber um so gröfser. Nicht allein zu Werk zeugen aller Art, namentlich aber Meifseln, Bohrern, Drehstühlen, Hobeleisen zu Hobelmaschinen für Eisen und Stahl eignet sich der Wolframstahl vorzüglich, sondern auch zur Verbesserung des Eisenbahnmaterials, wie Schienen, Radreifen, für Locomotiven, Achsen, Kuppelungen u. s. w. Auch bei Herstellung von Puddeleisen ist ein Wolframzusatz geeignet, da man hierdurch ein Schmiedeisen von langfaserigem Bruch und grofser Geschmeidigkeit erhält, welches hinsicht lich seiner Schweifsbarkeit und Festigkeit den besten Eisensorten gleichsteht; doch wird empfohlen, den Wolframgehalt für Puddeleisen nicht über 21/2 Pro cent steigen zu lassen, da das Eisen sonst zu hart wird. Dagegen kann für Stahl, der zu Schneidwerkzeugen, Münzprägestempeln, Feilen und dergleichen benutzt werden soll, der Wolframzusatz je nach der gewünschten Härte bis zu 71/2 Procent gesteigert werden; zur Her stellung von Radbandagen genügen 21/2 bis 5 Pro cent, zu Achsen 1/2 bis 1 Procent. Aber dieser Wolf ramzusatz eignet sich nicht blofs für Puddelstahl, sondern läfst sich bekanntlich auch bei Bessemerstahl in Anwendung bringen, ja sogar gewöhnliches Gufs- eisen wird durch einen Zusatz bis zu 11/2 Procent Wolfram in seinen Eigenschaften wesentlich verbessert und eignet sich dann vorzüglich für Gufswaren, die nachträglich dem Tempern unterworfen werden sollen. Bei der Herstellung wolframhaltiger Eisen- und Stahl sorten ist es von der gröfsten Wichtigkeit, ein rich tiges Verfahren einzuschlagen, damit nicht ein grofser Theil des Metalles verbrennt und so durch Oxydation wieder verloren geht. Man darf jedoch mit dem Wolframgehalt nicht zu hoch gehen, da der Stahl sonst zu spröde wird. * Eine zweite Fabrik befindet sich in Hannover.