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Einströmung des Windes seitwärts, und zwar in be stimmter praktisch ermittelter Höhe über dem Boden des Ofens. Die Flüssigkeit des an und für sich strengflüssigen Endproductes, oder mit anderen Worten, die hohe Temperatur im Griffiths-Ofen ist offenbar eine Folge der eigenthümlichen, seitlichen Windzuführung und lheilweise auch des im Verlaufe des Processes ver- anlafsten, theilweisen Abfliefsens der vorhandenen Schlacke, wodurch sich dieser Procefs wesentlich von dem basischen Bessemerprocefs unterscheidet, bei welchem die hohe Endtemperatur vornehmlich durch das schliefsliche Verbrennen des Phosphors bei dem sogenannten Ueberblasen erzeugt wird. Der Griffiths- Procefs kann und wird deshalb auch bei einem sauren, billigeren Ofenfutter durchgeführt, was bei dem basi schen Bessemerprocefs nicht zulässig wäre. Die Windzuführung findet bei dem Griffiths- Procefs unter dem Gegendruck einer vergleichungs weise geringen Eisensäule und mit weiten Düsen statt. Infolgedessen wird der Sauerstoff des eingeblasenen Windes auf dem kurzen Wege des Durchströmens im flüssigen Eisen nicht vollständig absorbirt, und dient der Rest desselben zum Verbrennen des im Ofen vor handenen Kohlenoxydes zu Kohlensäure, wodurch eine bedeutende Steigerung der Ofentemperatur zustande kommen mufs. Aufserdem wird etwas mehr Eisen als bei dem sauren Bessemern verbrannt, weil das theilweise Abfliefsen der Schlacke den Schutz der selben für das Eisen vermindert, und obgleich kein Ueberblasen stattfindet, so kann doch gegen Ende des Processes eine Reduction des oxydirten Eisens wegen Mangel an vorhandenem Kohlenstoff nicht eintreten. Thatsächlich stellt sich der Eisenverlust bei dem Griffiths-Procefs, trotz der geringen Windpressung von nur ca. 8 Pfund, gleichwie beim basischen Bessemer procefs um 3 bis 5 Procent höher als bei dem sauren Procefs. Durch die sogestaltet fort und fort gebildete, eisenreiche Schlacke wird die Abscheidung des Sili ciums und des Kohlenstoffes wesentlich befördert und zugleich ein Theil des Phosphorgehaltes in dieser Schlacke gebunden erhalten. — Eine Bestätigung, be treffend die angegebene Temperaturerhöhung durch die berührte eigenthümliche Windzuführung, finde ich in »Jernkontorets-Annaler«, 1881, S. 486, wo zu lesen ist, dafs man zu Domnarfvet in Schweden bei sehr weichen Bessemerchargen, falls die Temperatur gegen Schliffs der Operation zu niedrig befunden wurde, sich damit behalf, dafs man den Converter so viel neigte, dafs von den vorhandenen sechs bis sieben Feren zwei bis drei über das Niveau des Eisenstandes zu liegen kamen und sogestalt 3/4 bis 1 Minute geblasen hat.* Nach alledem darf meines Erachtens die von ver schiedenen Seiten erfolgte Angabe mit berechtigtem Vertrauen entgegengenommen werden, dafs mit dem Clapp-Griffiths-Procefs ein vorzügliches, sehr weiches, leicht und gut schweifsbares Eisen mit relativ ge ringen Kosten dargestellt werden kann, und dafs diese Modification des Bessemerprocesses wesentlich dazu beitragen wird, die Puddelei rascher zurückzudrängen, wenngleich das gänzliche Verlassen des Puddelpro- cesses, sowie der Herdfrischerei nicht abzusehen ist. Es hat der in Rede stehende Procefs für die Ver hältnisse in den Vereinigten Staaten von Nordamerika offenbar einen gröfseren Werth als für die europäischen Länder, speciell für die Alpenländer von Oesterreich, wo weder an Eisenerzen mit geringem, wenig schäd- * Aus den vorgeführten Thatsachen darf gefolgert werden, dafs bei dem Avesta-Procefs durch die An wendung der vielen kleinen Düsen durch die beab sichtigte innigere Vermischung zwischen Verbrennungs luft und brennbarem Gas zur Erzeugung einer höheren Temperatur, wie angegeben wurde, nichts gewonnen werden konnte. lichem Phosphorgehalt, noch an vergleichungsweise billigen Arbeitern ein empfindlicher Mangel vorhanden ist. Allein immerhin ist der Unterschied zwischen dem Puddel- und dem Bessemerprocefs ein so gewaltiger, dafs zu wünschen und zu hoffen ist, dafs recht bald ernst liche Anstrengungen von Seite der gröfseren Eisen werke bei uns gemacht werden, um den Clapp- Griffiths-Procefs einzuführen. Es sind diesfalls ein zelne Versuche zu Wartberg in Steiermark schon vor längerer Zeit und neuerlich zu Prävali in Kärnten bereits gemacht worden, die, obgleich sie nicht un günstig ausgefallen sind, doch nicht ernstlich verfolgt wurden. Hoffentlich werden die Erfolge in Amerika einerseits und andererseits die vielen vergeblichen Versuche, die schwere Puddelarbeit durch Zuhülfe- nähme mechanischer Rührvorrichtungen zu erleichtern, die Wiederaufnahme der Versuche mit dem Clapp- Griffiths-Procefs zur Folge haben. Dieses hier zu gleich als meinen Wunsch ausdrücklich zu bezeichnen, finde ich mich um so mehr bestimmt, da ich bei dies bezüglichen Verhandlungen in Amerika* als Gegner des Clapp-Griffiths-Processes genannt worden bin, ob gleich ich mich nur dahin geäufsert habe, dafs ich diesem wie dem Avesta-Procefs als sogenannte Klein bessemerei nicht die Darstellung einer besonders guten Qualität von Flufseisen zutrauen könne und deshalb den leichter durchzuführenden gröfseren Chargen den Vorzug gebe, sobald für einen ununterbrochenen Betrieb ge nügend Material geboten ist. Soviel seinerzeit über die Kleinbessemerei geschrieben und gesprochen wurde, ist gegenwärtig wenig davon zu hören.“ Lederriemen. In Nr. 6, Seite 449 dieser Zeitschrift findet sich die Frage, ob ein Lederriemen bei 580 Umdrehungen Tag und Nacht im Betrieb erhalten werden kann, ohne durch Erhitzung hart und brüchig zu werden. Nach den vielen Erfahrungen, welche wir hier in Amerika mit Lederriemen als Kraftübertragungsmittel besitzen, ist kein Grund vorhanden, warum ein guter gewöhnlicher Lederriemen nicht Tag und Nacht ohne Schwierigkeit mit der angegebenen Geschwindigkeit von 580 Umdrehungen und noch viel mehr, wenn es sein mufs, laufen soll. Von einem Erhitzen und Brüchigwerden dürfte hierbei gar keine Rede sein, und wenn solches vorkommt, so ist dies nur dadurch zu erklären, dafs der Riemen auf ganz unentschuld bare Weise mifshandelt wird. Hier in Altoona, in den Werkstätten der Pennsylvania Eisenbahn, sind täglich etwa 1000 Maschinen aller Alt in Bewegung mit einer Geschwindigkeit von 24 Umdrehungen pro Minute für die eine Maschine mit steigenden Geschwin digkeiten je nach Gebrauch bis zu 2000 Umdrehungen der Dynamos und 2500 Umdrehungen der kleinen Polirscheiben, an welchen das Messingzeug für die Personenwagen polirt wird. Das einzige Mittel zur Kraftübertragung in diesen grofsen Werkstätten, in denen 5000 Arbeiter beschäftigt sind, sind Leder riemen von 510 mm bis zu 12 mm Breite, aber kein Riemen erhitzt sich oder wird brüchig und die Arbeit, welche ein Riemen mit 2500 Umdrehungen in der Minute während 10 Stunden zu verrichten hat, ist viel gröfser als diejenige des Riemens mit 580 Umdrehungen in 24 Stunden. Selbst in einem mit Staub oder Spänen gefüllten Raume sollte sich ein, noch dazu gekreuzter Leder riemen bei 580 Umdrehungen nicht erhitzen oder brechen. Wenn ein Lederriemen und die Riemen scheibe hübsch sauber und frei von gummirtem Oele gehalten wird, dann erhitzt er sich nicht, und * Siehe Transactions of the American Institute of Mining Engineers. Vol. XIII, S. 758.