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Thomas- und Martinwerke. J. N. Danielsson und B. Wijkander, zwei schwedische Hütteningenieure, haben während der Jahre 1884 und 1885 grofse Instructionsreisen in Oesterreich, Deutschland, Belgien, Frankreich, Grofsbritannien und Nordamerika ausgeführt, über die sie in »Jernkontorets annaler« 1886, 3 bis 5 berichten. Wir geben nachstehend im Auszuge, was beide Herren über Thomas- undMartinwerke ihren schwedischen Collegen mittheilen, und bezeichnen hierbei den jedes maligen Autor mit dem Anfangsbuchstaben seines Namens. Oesterreich. In Witkowitz wird neben einem sauren Bessemerwerke auch ein basisches, sogenanntes Thomaswerk betrieben; beide bedienen sich derselben Gebläsemaschine. Alle Chargen sind so angeordnet, dafs auf ein Blasen im sauren stets ein Blasen im basischen Converter folgt und umgekehrt. Zwischen je zwei einander folgenden Chargen liegt ein zeitlicher Zwischen raum von 3/4 Stunden, zwischen zwei gleich artigen ein solcher von etwa 11/2 Stunden. Zur Auswechselung eines Bodens sind 10 Minuten, zum Wechseln des Converters 30 Minuten er forderlich. Das Einsetzen der Böden erfolgt mit Hülfe eines Wagens, dessen hydraulischer Tisch, auf welchem der Boden liegt, durch einen Schlauch mit dem Accumulator in Verbindung gesetzt wird. Die Thomasconverter werden durch Dampf bewegt. Converter und Böden werden mit basischen Ziegeln und Steinkohlen- theer ausgesetzt; man verfährt dabei auf folgende Weise: die Seiten der Ziegel, die sich an an dere in derselben Schicht anschliefsen sollen, werden in Theer getaucht, und die ganze Schicht wird verlegt, pulverisirte Ziegelmasse auf die selbe gestreut und in die Fugen eingestampft, worauf die Schicht wieder mit Theer überstrichen wird. Die Ziegel sollen sehr MgOarm sein und nachfolgende Zusammensetzung haben : SiO2 2,5, FegOs 6,9, AlOs Spur, CaO 82,75, MgO 5,57, Sa 97,72. Das Rohmaterial wird mehlfein ge mahlen, je feiner, um so besser. Die Ziegel werden sehr stark gebrannt und schwinden 45 %. Die Böden haben 4 Formen mit 12 Löchern von etwa 10 mm Durchmesser; sämmtliche Formensind, in einem Abstand von etwa 14 cm untereinander, nahe der Mitte im Boden an gebracht. Ein Converterfutter hält 45 bis 60, ein Boden 18 bis 20 Chargen aus. Das Trocknen und Auswärmen der frisch gefütterten Converter geschieht mittelst Gas von einem Generator, der mit Kohle (1/s) und Koks (2/3) gespeist wird. Je schneller die Thomaschargen verlaufen, desto wärmer gehen sie. Das Blasen vor der Entphosphorung nimmt 6 bis 18, gewöhnlich 8 bis 14 Minuten in Anspruch. Die Entphospho rung beginnt, sobald der Kohlengehalt des Bades auf 0,10 bis 0,05 herabgebracht ist; ihrethalben bläst man etwa halb so lange nach, als vom Beginne der Charge bis zum Beginne der Ent phosphorung. Der Phosphorgehalt der Charge wird nach einer, in einer kleinen runden Goquille genommenen Probe beurtheilt , die unter dem Dampfhammer zu einem kleinen Kuchen ausge schmiedet, gehärtet und zusammengebogen wird, bis Bruch erfolgt. Ergiebt die Probe mangel hafte Entphosphorung, so wird der Converter wieder aufgerichtet und das Blasen weiter fort gesetzt. Der Bruch der Probe darf glänzende Streifen nicht haben, deren Breite und Gröfse gröfseren Phosphorgehalt anzeigen. Nachstehend der Verlauf zweier Chargen, denen der Referent beizuwohnen Gelegenheit hatte. 1. Aufrichten des Converters nach Kochen im Gange ? » 7) ........ Beginn des Nachblasens 16 Min. 45 See. 20 23 25 30 Rother Rauch 27 Min. 30 See. Starker rother Rauch 28 » — „ Umlegen des Converters 31 „ 20 „ Zusatz geschmolzenen Spiegeleisens 37 Min. 30 See. Zusatz kalten Ferromangans ... 45 „ — » Flamme blau „ mehr weifs, geringer Auswurf „ weifser und länger „ klein 8 Min. 45 See. Flamme weifs im Innern Probenahme, Abschlacken 5 Min. 40 See. Starke Kohlenoxyd-Reaction, nochmaliges Abschlacken Probenahme 13 Min. 40 See. Ausgiefsen d. Metalles a. d. Converter Ausgiefsen aus der Pfanne .... 56 Min. 30 See. 59 „ 30 „ 14 Min. 30 See. Ganze Chargendauer 42 Min. 45 See. Das Metall steht ruhig in den Coquillen.