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Ueber die Flüchtigkeit des Eisens und die Wanderfähigkeit seiner Atome beim Zusammenschweifsen desselben mit Nickel. Von Dr. Th. Fleitmann in Iserlohn. Bei der Ausführung des von mir erfundenen Verfahrens, nickelplattirte Eisen- und Stahlbleche durch Zusammenschweifsen von Eisen- und Stahl- plattinen mit Nickelblech und nachheriges Aus walzen derselben herzustellen, machte ich ver schiedene Beobachtungen, die mir geeignet scheinen, in die Natur des Schweifsprocesses einen ganz andern Einblick zu gestatten, als unsere bis herigen Kenntnisse dies möglich machten. Obschon meine Versuche noch nicht abgeschlossen sind und weiter fortgesetzt werden sollen, so übergebe ich meine bisher erlangten Resultate schon jetzt der Oeffentlichkeit, da sie mir wichtig genug scheinen, und meine geschäftliche Thäligkeit mir häufig bei meinen wissenschaftlichen Arbeiten hindernd in den Weg tritt. Was unsere Kenntnisse des Schweifsprocesses betrifft, der bisher hauptsächlich beim Eisen allein eine grofse Bedeutung hatte, so will ich nicht die verschiedenen Ansichten wiederholen, die theils von Technikern, theils von Männern der Wissenschaft, unter letzteren namentlich Prof. Ledebur, über das Wesen des Schweifsprocesses ausgesprochen worden sind. Dieselben gehen be kanntlich weit auseinander. Während die Einen diesen Vorgang der Vereinigung als einen ver- hältnifsmäfsig losen ansehen und den Bestand- theilen der Schlacke eine wesentliche Bedeutung bei dem »Klebprocefs« zuschreiben, sind die Anderen mehr geneigt, das Schweifsen als eine Art Löthung anzusehen, bei welchem eine zwar oberflächliche, aber wirklich chemische Ver einigung der Atome slattfindet. Ebenso ver schieden wie diese Anschauungen über die Natur des Schweifsprocesses, sind auch die Ansichten über die wesentlichen Bedingungen für das Ge lingen einer guten Schweifsung. — Keiner von den verschiedenen Beobachtern scheint aber eine Ahnung von der Innigkeit einer wahren Schweifs verbindung zu haben, wie sie sich durch meine Beobachtungen bei der Schweifsung von Eisen und Nickel darstellt und welche für alle anderen Schweifsungen von Eisen mit sich selbst oder mit anderen Metallen wahrscheinlich typisch sein wird. Mein Studium der Schweifsungen von Eisen und Nickel begann mit Zerreifsversuchen schräg zusammengeschweifster Stäbe. Nachdem ich mich überzeugt, dafs gelungene Schweifsungen von Eisen und Nickel auf mechanischem Wege sich nicht wieder aufheben liefsen und dafs die Ver einigung der Atome eine so innige sei, dafs eher 1.9 die beiden verschiedenen Metalle, als die Schweifs flächen auseinanderreifsen, machte ich verschiedene Versuche, auf chemischem Wege eine Trennung herbeizuführen. Diese Versuche hatten insofern ein gutes praktisches Resultat, als es mir gelang, ein Verfahren darauf zu gründen, das Nickel, welches zum Plattiren verwendet worden war, aus den Blechabfällen wiederzugewinnen. Die in 1 bis 2 cm breite Streifen geschnittenen, beider seitig plattirten Blechabfälle werden zu diesem Zweck einfach mit verdünnter Schwefelsäure (Salz säure thut dieselben Dienste) behandelt und es löst sich dann (bei einer Temperatur von etwa 50 bis 60 Grad) das Eisenblech mitten aus den Nickelüberzügen heraus und das Nickel bleibt als dünne Metallstreifchen oder Schnitzel zurück. Man erkennt den Zeitpunkt der Beendigung dieser Auf oder vielmehr Auslösung des Eisens sehr bestimmt an dem Aufhören der Wasserstoffentwicklung. Bei dieser Auflösung des Eisens löst sich nur ein verschwindend kleiner Theil von Nickel mit auf. Es beträgt in der Regel nicht über 2 bis 3 % des aufgeschweifsten Nickels. Auch bei fort gesetzter Behandlung mit frischer Säure von der selben Concentration ist weder eine weitere Auf lösung von erheblichen Mengen Eisen noch Nickel bemerkbar, vorausgesetzt, dafs die Temperatur nicht bedeutend höher gesteigert wird. Die Trennung der beiden Metalle ist scheinbar eine ganz glatte. Prüft man indessen das so „wiedergewonnene Nickel näher durch chemische Analyse, so findet man, dafs dasselbe noch einen beträchtlich höheren Eisengehalt zeigt, als das ursprünglich zum Plattiren verwendete Nickel. Während das letztere beispielsweise 0,9 % Eisen enthält, zeigen die mit Säure ausgezogenen Schnitzel meist einen 2 % höheren Eisengehalt, und selbst eine lang fortgesetzte Behandlung mit verdünnter Säure bringt den Eisengehalt nicht wesentlich weiter herunter. Bei diesem eigenthümlichen Verhalten lag die Vermuthung nahe, dafs eine wirkliche Durch dringung und 'chemische Verbindung der beiden Metalle stattgefunden habe und dafs sich wirk liche Legirungen von Eisen mit Nickel gebildet hatten, von denen es bekannt ist, dafs sie der Einwirkung von verdünnten Säuren einen grofsen Widerstand leisten, wenn auch nur wenig Nickel in der Verbindung vorhanden ist. Zur weiteren Aufklärung des Vorgangs behan delte ich daher eine Partie der oben beschriebenen 2