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482 Nr. 6. m STAHL UND EISEN.“ Juni 1889. Zur Gewinnung von Theer und Ammoniak bei der Koksfabrication. Die in der Haupt- Versammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute vom Juli 1884 ge fallene Aeufserung: „Wenn also auch die Rentabilität der An lagen mit Gewinnung der Nebenproducte eine gute ist, so werden doch die hohen Anlage kosten einer allzu raschen Verbreitung solcher Anlagen im Wege stehen. Eine langsame und nicht überstürzte Entwicklung dieses Industrie zweiges kann aber für dessen Rentabilität nur von Nutzen sein.“ hat in ihrer Voraussicht durch den nunmehr zwischenliegenden fast 5jährigen Zeitraum Be stätigung gefunden. Die Weiterverbreitung der Condensations- anlagen hat, wenn auch stetige, so doch nur lang same Fortschritte gemacht. Dieser Zeitraum hat aber auch genügt, mancherlei Bedenken, die früher gehegt waren, zu beseitigen. Die Bedenken hinsichtlich der Möglichkeit der Erlangung einer guten Koksqualität sind als voll ständig geschwunden zu betrachten. Um ein endgültiges Urtheil hierüber zu er langen, müssen beim Vergleich von Koks aus bewährten Ofensystemen mit Koks aus Conden- sationsöfen gleiche Voraussetzungen, also gleiche Kohle und gleiches bezw. nur zur Gewinnung der Nebenproducte passend abgeändertes Ofensystem stattfinden. Dies trifft auf einer gröfseren, an eine Zeche angeschlossenen westfälischen Kokerei zu. Ein Unterschied in der Qualität des Koks giebt sich hier nur zu gunsten des Koks aus den mit Condensationseinrichtungen versehenen Oefen zu erkennen. Die Oefen des H o ff man n - 011 o sehen Systems haben durch jahrelangen Betrieb den Beweis erbracht, dafs die getroffenen Einrich tungen durchaus zweckmäfsige gewesen sind. Auch der sonstige Betrieb der Condensations- anlagen ist fast ausnahmslos ohne jede Störung verlaufen. In der Reihenfolge ihrer Erbauung stehen jetzt folgende Oefen Hoffmann-Ottoschen Systems in Betrieb: 1. 10 Oefen auf Zeche Holland in Wattenscheid, 2. 20 „ auf den Schlesischen Kohlen- und Koks werken zu Gottesberg, 3. 20 » auf Zeche Pluto, 4. 50 „ auf den Porembaschächten in Ober ¬ schlesien, der Firma Emanuel Fried länder in Gleiwitz gehörig, 5. 40 „ zu Riemke, der Firma Gustav Schulz in Bochum gehörig, 140 Oefen. Uebertrag. 140 Oefen. C. 30 „ zu Friedenshoffnungsgrube in Hermsdorf bei Waldenburg, 7. 60 » auf Zeche Westfalia, Schacht Kaiserstuhl, bei Dortmund, 8. 60 » zu Witkowitz in Mähren, 9. 60 » auf Zeche Germania bei Marten, 10. 60 » bei der Harpener Gewerkschaft, Schacht Amalia bei Langendreer. 11. 20 » auf Zeche Pluto (zweite Anlage), 12. 60 „ auf Zeche Friedrich der Grofse bei Herne, 13. 40 „ auf den Porembaschächten (zweite An ¬ lage), 14. 80 » auf der Julienhütte in Oberschlesien, 15. 40 „ ebendaselbst (zweite Anlage), 16. 15 » zu Friedenshoffnungsgrube (zweite An- läge). Sa. 665 Oefen. Weitere Anlagen sind in Oberschlesien im Bau- Die Gewinnung der Nebenproducte aus Bienen korböfen , die seit einigen Jahren auf Zeche Shamrock bei Herne statlfand, hat ebenfalls so gute Resultate ergeben, dafs seit kurzem eine zweite gröfsere Anlage daselbst in Betrieb gekommen ist. Auch das Appoltsche Ofensystem ist mit gutem Erfolg zur Gewinnung der Nebenproducte benutzt worden. Es geschieht dies auf einem gröfseren oberschlesischen Eisenhüttenwerk. Hinsichtlich der Anordnung der Condensations- einrichtungen finden sich grofse Verschiedenheiten. In den meisten Fällen finden sich Kühler, Wascher, Exhaustoren, Ventilatoren, Pumpen u. s. w. über sichtlich in einem grofsen Raum vereinigt. Diese Anordnung mufs eben der Uebersichtlichkeit wegen den Vorzug verdienen. Sie erleichtert die Betriebsleitung, die eine stete und unausgesetzte Aufmerksamkeit erfordert, so dafs die Kosten des einen grofsen Gebäudes nicht ausschlaggebend sein sollten. Auch erfordert die Anordnung, wo die einzelnen Apparate in getrennten Gebäuden stehen, also auch meist gesonderte Betriebs maschinen erforderlich machen, eine gröfsere Zahl von Bedienungsmannschaften. Bei den Wasserkühlern hat sich bisweilen der Uebelstand gezeigt, dafs sich in denselben neben den dünnflüssigen Theerbestandtheilen auch solche von mehr zäher Beschaffenheit in grofser Menge niederschlugen, deren Beseitigung nur auf umständliche und den Betrieb störende Weise zu erreichen war. Man bat daher gesucht, diese Theile bereits vor dem Eintritt in die Wasserkühler abzuschei den. Es geschieht dies durch sog. Luftkühler, einfache, aus Blechplatten hergestellte grofse Räume, die mit passend angebrachten Scheide wänden versehen sind, welche das Gas zwingen,