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Juni 1889. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 6. 479 Fig. 8. Fig. 9. thal vertreten. Eines derselben stellt die Fahr- kunst des fast 790 m tiefen Samson-Schachtes hei St. Andreasberg dar. Sie hat ein Draht- seilgestänge, (Fig. 9,) aus je 2 Tiegelgufsstahl- Drahtseilen a von nach unten abnehmender Stärke (die Durchmesser von oben nach unten sind: 36,8; 32,9; 31,2; 28,5 und 23,1 mm). Die Seile wurden von der Firma Felten & Guil leaume in Köln-Mülheim geliefert. Die Ver bindung der Seilpaare mit den Kunstkreuzen ge schieht durch 8 m lange Holzgestänge, welche vermittelst Leitrollen an festen Führungen entlang gleiten. Zum Spannen der Seile dienen Gewichte. An 10 Stellen sind die Drahtseilpaare durch über im Schacht festgelagerte Rollen b gelegte Ketten verbunden, welche als Fangvorrichtungen wirken. Aufserdem sind an 6 Stellen an den Seilpaaren nach unten sich verjüngende Backen c angeordnet, welche sich im Falle eines Bruches zwischen im Schacht verstrebte Träger d festkeilen. Zum Antrieb der Fahrkunst dient ein Wasserrad von 11,6 m Durchmesser, welches seine Bewegung vermittelst eines 12 m langen Feldgestänges auf die Kunstkreuze überträgt. Der Hub derselben beträgt 1,6 m; demnach sind die Tritte der Fahrt 3,2 m von einander entfernt. Die für den neuen Tiefbauschacht bei Claus thal projectirte Fahrkunst soll bis auf eine Teufe von 992 m heruntergehen und hat ein aus schmiedeisernen Röhren bestehendes Gestänge, welches auf hydraulischem Wege (System Warroc- que) bewegt wird. Die Wasserdruckeylinder sollen bei etwa 360 m Teufe angeordnet und deren Kolben mit den Gestängen derart verbun den werden, dafs die unteren Gestänge auf Zug und die oberen auf Druck beansprucht werden. Demgemäfs verstärken sich letztere in 3 Ab sätzen von oben nach unten von 120 auf 160 mm Durchmesser, während sich die unteren Gestänge von oben nach unten in 5 Absätzen von 140 auf 100 mm verjüngen. Die Kolben empfangen abwechselnd Druck von 36 Atmosphären, welcher in einer unterirdischen liegenden Wassersäulen- Zwilligsmaschine erzeugt wird. Zur Verstärkung oder Verminderung der Arbeits leistung entsprechend der Zahl der die Fahrkunst benutzenden Bergleute sind noch mehrere aus schaltbare Wasserdruckkolben mit den Gestängen verbunden, welche von der Wassersäulenmaschine gespeist werden können. Zur Ausgleichung des Gewichtes des Gestänges sind in Entfernungen von 96 m besondere Wasserdruckkolben an geordnet, welche paarweise unter sich und mit einem gemeinschaftlichen Standrohr verbunden sind. Diese Wasserdruckkolben wirken auch als Bremsen und Fangvorrichtungen im Falle eines Gestängebruches. Demselben Zweck dienen Gegen- balanciers, welche für ein Gegengewicht von 10 000 kg construirt sind. Jedes Gestänge er hält 125 Doppeltritte und macht in 1 Minute 4 Hübe zu 4 m. Die Fahrung erfolgt zuerst bis zu den Hauptwasserdruckkolben, dann treten die Bergleute auf ein Nebengestänge über, was wegen der Lage der Wasserdruckcylinder erforder lich ist, und gehen unterhalb dieser wieder auf die Hauptfahrt, auf welcher sie bis zum Schacht- tiefsten verbleiben. Durch Anordnung der Doppel- tritte kann das Ein- und Ausfahren der Mann schaften völlig unabhängig vor sich gehen, was zur Sicherheit der Fahrt ganz wesentlich beiträgt. Eine äufserst interessante direetwirkende Wassersäulenmaschine mit selbstregulirender Kol bensteuerung zum Betriebe von Fahrkünsten hat G. Kley in Bonn in einem betriebsfähigen Modell, Beschreibung und Zeichnung ausgestellt. Bei derselben (Fig. 10) lassen sich sowohl die len den einzelnen Hüben, tritt des Bergmanns von einem Tritt zum andern, die Dauer des Hubes bezw. die Zahl und Ge schwindigkeit der Hübe und die Länge des Hubes genau regeln. Aufserdem hat die Maschine noch den Vortheil, dafs der Uebergang von der Ruhe zur Bewegung nur lang sam und sanft vor sich geht. Wie Fig. 10 erkennen läfst, hat die Maschine einen U-Gylinder a mit 2 eine bestimmte Flüssig keitsmenge zwischen sich einschliefsenden Kolben b c, an deren Kolben stangen vermittels Quer häupter die beiden Fahr gestänge d befestigt sind. Zur Bewegung der Kolben b c wird Druckwasser Länge der Pausen die Zeit zum als ff Fig. 10.