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474 Nr. G. „STAHL UND EISEN.“ Juni 1889. Gehen wir zum Bergbau selbst über, so fällt besonders das Poetsch sehe Gefrierverfahren (D.R.-P. Nr. 25 0 1 5) auf, welches schon wiederholt mit Erfolg ausgeführt worden ist, u. a. zweimal in der Braunkohlen-Grube Emilie bei Hennersdorf. Es ist in einem besonderen Pavillon von Poetsch, Tiefbauten-Actien-Gesellschaft in Magdeburg, vorgeführt. Bekanntlich besteht dasVerfahren darin, auf —10 bis — 22° C. abgekühlte Chlormagnesium- Lauge durch um den projectirten Schacht nieder- gestofsene verrührte Bohrlöcher zu leiten und dadurch das schwimmende Gebirge zum Gefrieren zu bringen, wonach man den Schacht wie in festem Sandstein abteufen kann. Die ausgestellte Einrichtung, welche bereits auf der Brüsseler Ausstellung in Betrieb gewesen ist, vereist das schon in geringer Tiefe Grundwasser zeigende sandige Erdreich bis auf 7 m Tiefe; hat dasselbe eine genügende Festigkeit erlangt, so soll mit dem Abteufen eines kleinen Schachtes begonnen werden. Zum Abkühlen der Lauge dient eine neben dem Pavillon liegende Kohlensäure : Kälteerzeugungs maschine (Syst.Windhausen, D.R.-P.Nr.44838) von L. A. Riedinger, Maschinen- und Bronze- waaren - Fabrik in Augsburg. Die abdekühlte Lauge geht, von der Maschine durch die Bohr löcher und kehrt im Kreislauf mit einer Tempe raturerhöhung von etwa 4° wieder zur Maschine zurück. Zur Bewegung der Lauge dient eine kleine Centrifugalpumpe. Neuerdings soll das Gefrierverfahren bei zwei 400 m tiefen Schächten in England angewendet werden. An einer andern Stelle des Ausstellungs gartens hat Carl Eichler, Maschinenfabrik und Schachtausbau - Unternehmung in Berlin, Für stenwalde und Wien einen kleinen eisernen Rohrschacht nach dem Haas eschen Verfahren (D.R.-P. Nr. 29 230) abgeteuft. Dasselbe ist ebenfalls im schwimmenden Gebirge anwendbar und beruht in der Herstellung einer in sich ge schlossenen Spundwand, (Fig. 2) aus durch Feder und Nuth gegeneinander geführten Röhren a, welche einzeln bis in das feste Gebirge nieder- gestofsen werden, wonach man den innerhalb der durch Rahmen b versteiften Spundwand stehenden Gebirgskern ausschachtet. Auch dieses Verfahren hat bereits Beweise von praktischer Brauchbarkeit geliefert, u. a. auf mehreren Gruben bei Cottbus und Weifsenfels. Die Federn und Nuthen sind durch Aufnieten von |_- und L-Eisen auf die Röhren hergestellt. Zum Niederstofsen der Röhren dienen Wasserspül-Bohrzeuge und Wasserdruckpressen, welche durch Handhebel bethätigt werden. Dem älteren Abteuf-Verfahren für wasser reiche Schächte von Kind-Chau dron begegnen wir an mehreren Stellen. Die König!. Berg in spect io n zuStafsfurt z. B. stellt hübsche Modelle sowohl der Bohrmaschinen und Werk zeuge, von Haniel & Lueg in Düsseldorf ausgeführt, als auch eines der Länge nach durch schnittenen Schachtes aus. Das Verfahren ist in den letzten Jahren durch Einsenken eines oben und unten ge schlossenen Cüvelagecylinders von ungefähr der Höhe der wasserführenden Schicht in den Schacht bedeutend vereinfacht worden (vergl. auch D. R.-P. Nr. 28 915 und 32 761). Welchen Vortheil dies hat, erhellt daraus, dafs bei Aus führung dieses Verfahrens auf der Zeche Gneise- nau gegenüber dem älteren Kin d- Ghaudro n - Verfahren viel Zeit, ein 175 m langer Eisen- cylinder und 150 000 •6 gespart wurden. Modelle und Zeichnungen, von der Bergwerks gesellschaft Gneisenau in Altenderne bei Dortmund ausgestellt, führen das Verfahren anschaulich vor Augen. Es ist bereits in 58 Fällen angewendet worden, ohne dafs dabei, wie die Ausstellerin angiebt, eine Verletzung von Arbeitern vorgekommen wäre. Eine etwas eingehendere Besprechung ver dienen die auf der Grube Werner bei Ben dorf (der Firma Fried. Krupp in Essen gehörig) befindlichen Einrichtungen zur Sicherung der Arbeiter beim Schachtabteufen während der Förderung aus den oberen Sohlen. Nach dem von genannter Firma ausgestellten Modell sind die Fördertrümmer gegen den unteren Theil des Schachtes, dessen Sohle weiter abgeteuft werden soll, durch eine hohe Lage Faschinen abgedeckt, welche selbst ein abstürzender Förder korb nicht zu durchschlagen vermag, so dafs die Arbeiter auf der Schachtsohle in jeder Be ziehung gesichert sind. Das neben den Förder trümmern liegende Trum dient zur Fahrung, Wasserhaltung und Förderung von der Schacht sohle aus. Zu letzterem Zweck wird das über 2 Rohen geführte Förderseil des Abteufförder kastens am Boden des Hauptfördergestelles be festigt und durch Heben dieses auch der Kasten gehoben, bis dieser, 2 am Füllort befindliche Schachtverschlufsklappen aufklappend, über diese tritt. Haben dieselben sich selbstthätig wieder geschlossen, so wird der Kasten durch Oeffnen seines Bodens auf diese entleert. Die Berge rutschen dann von den Klappen in einen Förder wagen. Nach Hebung der Klappen von Hand kann der Kasten wieder auf die Schachtsohle herabgelassen werden. Beim Fortschreiten des