Volltext Seite (XML)
gute Wetterführung, möglichst gute Bade-Ein richtungen u. s. w., welche auf den neueren Zechen wirklich mustergültig sind, in ausgiebiger Weise gesorgt ist.“ Soweit der Abg. Hitze, der sich mit diesen besonnenen, der Wirklichkeit entsprechenden Dar legungen bei seinem anerkannt grofsen Einflüsse auf die Arbeiterwelt ein wirkliches Verdienst er worben hat. Auch die Regelung der Frage der Ueber- schichten durch Arbeiterausschüsse ist nicht in dem Sinne entschieden, wie es die ausständigen Arbeiter ursprünglich wollten und wie es die freisinnige Presse nur zu gern gesehen hätte, um daraus eine grofse Fractionsreklame construiren zu können. Die ausständigen Arbeiter haben sich vielmehr damit einverstanden erklärt, dafs die Mitwirkung der Arbeiter bei Beschlüssen be treffs Ueberschichten sich von Fall zu Fall regeln, dafs nicht ein ständiger Arbeiterausschufs ge- wissermafsen als Nebenregierung oder Volksver tretung auf den Zechen bestehen solle, welcher den gegebenen Mittelpunkt für neue Lohnbewegun gen oder Ausstandsbestrebungen bilden würde. Dafs ohne Zustimmung der Belegschaften keine gesundheitsschädlichen Ueberschichten verfahren werden dürfen, ist erreicht worden, und damit können die Arbeiter in diesem Punkte vollauf zufrieden sein. Was die seitens Sr. Maj. des Kaisers an die Arbeitgeber gerichteten Worte anbelangt, eine engere Fühlung mit den Arbeitern sei nothwen dig, so mag auf manchen Zechen in dieser Hin sicht ein Mifsstand existiren; ist aber Se. Maj. berichtet worden, dafs diese Mifsstände ganz all gemein seien, so sind die Berichte falsch ge wesen. Die von Sr. Majestät angeordnete Unter suchung wird auch nach dieser Seite hin manche wünschenswerthe Aufklärung bringen und die Berichte eines oder des andern vielleicht über eifrig arbeiterfreundlichen Referenten in das richtige Licht setzen. Die Untersuchung wird vor Allem ergeben, dafs auf mehreren Gruben häufigere Zusammenkünfte der Arbeiter mit Beamten und Vorständen stattfinden und dafs es jedem Berg mann unbenommen ist, mit Beschwerden und Wünschen sich an die höchste entscheidende Stelle zu wenden. Ergiebt die Untersuchung, dafs dies hier und da nicht der Fall gewesen oder dafs gerechte Beschwerden dem Beschwerde führer Nachtheile zugezogen haben, so wird — defs sind wir sicher — der betreffende Zechen vorstand für Abhülfe im eigenen Interesse seines Unternehmens ■ Sorge tragen. Dafs der Arbeiter darnach strebt, seinen Lohn in das ■ richtige Verhältnifs zu dem Gewinn des Unternehmers zu setzen, finden auch wir mensch lich und begreiflich ; dafs die Kaiser!. Worte aber nicht, wie es vielfach geschehen, im Sinne einer directen Gewinnbeteiligung des Arbeiters ge- VI.» deutet werden dürfen, wird jedem mit unserm bisherigen Wirthschaftsbetriebe Vertrauten von vornherein einleuchten. Wer Theilnehmer einer Erwerbs- oder Handels gesellschaft ist, hat bekanntlich nicht allein das Recht, am Gewinne derselben theilzunehmen, sondern auch die Pflicht, etwaige Verluste der selben zu tragen. Bei der Durchführung dieses Princips für den am Unternehmen zu betheiligen- den Arbeiter würde sich der letztere gerade beim Bergwerksbetrieb in den letzten 15 Jahren sehr schlecht gestanden haben. Die Forderung, dafs bei der Bemessung der Löhne die Belegschaften ein entscheidendes Wort mitzusprechen haben sollen, dafs ihnen das Recht zustehen soll, in Gemeinschaft mit den Arbeit gebern und darüber zu befinden, in welcher Weise und in welchem Verhältnifs über die Betriebs ergebnisse der Zeche verfügt werden soll, ist ja bekanntlich von den Socialisten seit langer Zeit erhoben; glücklicherweise sind wir aber von der Durchführung solcher Utopieen doch noch etwas entfernt, zumal in der Zeit, in welcher ein Regent an der Spitze unseres Vaterlandes steht, der sich so scharf gegen die Socialdemokratie und ihre Bestrebungen ausspricht, wie es Kaiser Wilhelm II. der Arbeiterabordnung gegenüber gethan hat. Inzwischen sind die Folgen des diesmaligen Arbeiterausstandes, des gröfsten bisher in Deutsch land dagewesenen, schon jetzt für unser gesamm- tes Wirthschaftsleben sehr schwere gewesen. Es wird einer späteren Erhebung Vorbehalten bleiben, den Schaden, der aus dem Bezüge ausländischer Kohlen, aus dem Stillliegen mancher Betriebe, aus den Frachtausfällen der Eisenbahnen, denen die Thatsache des Streikes es übrigens recht ein dringlich zum Bewufstsein gebracht haben mag, welchen Factor die Kohlentransporte in ihren Einnahmen spielen, ferner aus den durch 14lägiges Stillliegen und das daraus resultirende „Zubruche- gehen“ in den Gruben eingetretenen Verwüstungen u. a. m. erwachsen ist, ziffernmäfsig festzustellen ; derselbe wird zweifellos ein enormes Kapital aus machen, das nur in langen Jahren wieder ein gebracht werden kann und durch dessen Verlust im Grunde natürlich auch unsere Arbeiter ge schädigt werden. Für heute mag nur darauf hingewiesen werden, dafs nach dem alten Spruche : »Duobus litigentibus tertius gaudet« schon jetzt das Ausland vergnügt die Hände reibt. So schreiben die Londoner »Industries« unter dem 17. Mai wörtlich: „Der Nutzen, welchen derStrike dem britischen Handel gewährt, liegt auf der Hand. Wir wollen auf augenblickliche Gewinne nicht näher ein- gehen, obwohl dieselben durchaus nicht gering sind; so ist es z. B. von Bedeutung, dafs Krupp in Essen auf zwei Monate Gonlracte wegen Lieferung von englischen Kohlen abgeschlossen hat, dafs andere Fabricanten dieses von der 2